Pfarrkirche Verklärung Christi in Neustadt bei Coburg: Hitze und Blitze in der Zitronenpresse
Autor: Oliver Schmidt
Neustadt bei Coburg, Freitag, 18. Oktober 2019
In der Neustadter Pfarrkirche Verklärung Christi spielt das Thema Wut die Hauptrolle. In einer schönen Nebenrolle ist die Morgensonne zu sehen. Und geschmunzelt werden darf auch.
Unser Tester hat in der Pfarrkirche Verklärung Christi in Neustadt bei Coburg den Gottesdienst am Sonntag, 30. Juni, 9 Uhr besucht:
1. Einstieg
In seiner Begrüßung deutet Pfarrer Stefan Osberger schon mal gleich an, welches Thema heute im Mittelpunkt stehen wird: der richtige Umgang mit Wut. Angesichts der tropischen Temperaturen, die seit einigen Tagen herrschen, thematisiert er an diesem Sonntag, 30. Juni, aber auch den Umgang mit Hitze: Das Kirchengebäude sei sehr "aufgeheizt", weshalb man während des Gottesdiensts beide Flügeltüren offen lasse. Wer fürchte, dadurch einen Zug zu bekommen, möge sich doch bitte einfach in eine der vorderen Reihen setzen. Diese gelebte Fürsorge ist sympathisch.
2. Musik
Die Orgelmusik übernimmt keine dominierende Rolle, sondern bettet sich angenehm in den Gottesdienst ein. Die Gemeinde singt bei den Liedern engagiert mit. Die Nummer des jeweils nächsten Liedes wird an die Wand neben dem Altar projiziert. Das geschieht allerdings immer erst recht kurzfristig, so dass während der ersten Orgeltöne in so mancher Bankreihe auch das Rascheln von Liederbuchseiten zu hören ist.
3. Lesungen
Ein Gemeindemitglied übernimmt die beiden Lesungen. Der Mann spricht laut und deutlich. Außerdem sind die Texte wohltuend kurz, so dass man ihm bis zum Schluss aufmerksam folgen kann.
4. Predigt
Stefan Osberger zeigt eine Wetterkerze. Um eine solche Kerze versammelten sich Familien früher bei Unwetter und baten Gott, das Haus vor Blitzen zu beschützen. Aber ist Gott überhaupt für eine Naturgewalt wie Blitze zuständig? Nein, ist er nicht - genauso, wie er auch nicht für Unfälle oder schwere Krankheiten verantwortlich gemacht werden kann. Osberger erzählt von Jakobus und Johannes. Die wünschen, dass Gott Feuer vom Himmel fallen lasse über ein Dorf, weil ihnen dort keine Gastfreundschaft gewährt wurde (Lukas 9,54). Aber ist das die richtige Reaktion auf Wut? Einem Anderen Schlechtes zu wünschen, ist laut Osberger "menschlich, aber nicht christlich". Jesus habe sich zu Jakobus und Johan umgedreht und Barmherzigkeit angemahnt. Dieses "Umdrehen" von Jesu sei auch symbolisch zu verstehen: Oft müsse man den Blickwinkel um 180 Grad ändern, um den Teufelskreis aus Unrecht und Gewalt zu durchbrechen.
5. Kommunion/Abendmahl
Bei der Kommunion stellt sich die Gemeinde im Halbkreis um den Altar auf. Dadurch kann zum Empfang der Hostie auch noch eine Besonderheit genossen werden, die in der Architektur des Gotteshauses begründet liegt: Die Morgensonne lässt ihre Strahlen durch eines der zwölf bunten Fenster genau auf den Altar fallen. - Weil an diesem Sonntag sehr viele Menschen in den Gottesdienst gekommen sind, ist sogar noch eine zweite Runde erforderlich.