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Parken am Schlossplatz - Coburger Händler sind erleichtert


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Freitag, 25. Juli 2014

Die Idee zu der Maßnahme kam von Coburger Einzelhändlern. Nach der Verärgerung, die sie zunächst angesichts der Parkplatz-Not verspürten, herrscht jetzt Erleichterung.
Die Absperrungen stehen bereits, die Sonderregelung gilt dann ab Montag: Auf dem Schlossplatz darf tagsüber geparkt werden! Fotos: Oliver Schmidt


Die Parkplatz-Not in der Coburger Innenstadt hatte sich dieser Tage zugespitzt: Das Parkhaus Mauer mit seinen fast 450 Stellplätzen muss aufgrund der Generalsanierung bis Oktober komplett gesperrt werden - und jetzt ist wegen des Vogelschießens auch noch gut zwei Wochen der Anger (510 Stellplätze) blockiert. Mehrere Einzelhändler haben darauf mit Kritik und Unverständnis reagiert; allen voran: Irmgard Clausen (Buchhandlung Riemann) und Manfred Ptok (Modehaus Kaspar). Die beiden hatten schließlich eine Idee, die sie Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) mitteilten. Und der reagierte prompt.

Vier Stunden - mit Parkscheibe,

Am Dienstag teilte Irmgard Clausen der Stadt die Idee von der Freigabe des Schlossplatzes mit. Bereits am Donnerstag wurde damit begonnen, zwischen Theater und Ehrenburg die ersten Absperrungen aufzubauen.

Am Freitag kam die offizielle Bestätigung aus dem Rathaus: Ja, der Schlossplatz wird - für zwei Wochen - zum Parkplatz. In einer Mitteilung heißt es: "Nachdem sich in den nächsten Tagen eine besonders heikle Situation für Parkplatzsuchende anbahnt, hat die Stadtverwaltung eine schnelle und pragmatische Lösung erarbeitet."

Diese Lösung sieht wie folgt aus: Ab Montag, 28. Juli, darf bis einschließlich Samstag, 9.August, auf einem Teil des Schlossplatzes kostenlos geparkt werden. Die Regelung gilt ausschließlich von Montag bis Samstag (Sonntag geschlossen!), jeweils von 7 bis 18 Uhr. Die maximale Parkdauer beträgt vier Stunden, Autofahrer müssen eine Parkscheibe benutzen. Wichtig: Ab 18 Uhr wird der Schlossplatz gesperrt, so dass eine Ausfahrt nicht mehr möglich ist. Fahrzeugbesitzern, die danach ihr Auto noch auf dem Platz stehen haben, droht ein Verwarnungsgeld von bis zu 20 Euro.

Die Zufahrt auf den Schlossplatz ist während der gesamten Zeit ausschließlich über die Wettiner Anlage möglich. Diese wird zur Einbahnstraße in Richtung Schlossplatz. Die Ausfahrt wird nur auf Höhe des Landestheaters gegenüber dem Salzmarkt möglich sein. Außerdem werden während der zwei Wochen stets Parkeinweiser dafür sorgen, dass auf dem Schlossplatz nicht "wild" durcheinander geparkt wird.

Manfred Ptok reagierte gestern spontan mit drei Worten auf die Regelung: "Gott sei Dank!" Er sei "fassungslos" gewesen, als er von der gleichzeitigen Sperrung der beiden wichtigsten Parkmöglichkeiten in Coburgs Innenstadt erfahren habe.

Konkurrenz auf grüner Wiese

Davon abgesehen, dass Manfred Ptok "kein Verständnis" für die lange Umbauzeit des Parkhauses Mauer hat und dass er es auch "nicht akzeptieren" könne, dass der Anger "ständig" für Veranstaltungen gesperrt werde: "Wir sind Herrn Tessmer sehr dankbar, dass er unsere Idee sofort umgesetzt hat!" Zumal die Konkurrenz auf der "grünen Wiese" keinerlei Parkplatzsorgen habe und die "dramatische Zunahme der Leerstände in der Coburger Innenstadt" derzeit doch Bände spreche.

Norbert Tessmer sieht seine Entscheidung denn auch als "ein großes Stück Bürgerfreundlichkeit und Unterstützung des Einzelhandels". Er warnt aber auch davor, die Maßnahme als Präzedenzfall zu sehen: "Die jetzt geltende Regelung ist eine absolute Ausnahme und wird auch einmalig bleiben." Auch etwaige Rückschlüsse über eine eventuelle Auslastung oder einen Bedarf für die Schlossplatz-Tiefgarage würden sich hieraus nicht ergeben, wie Norbert Tessmer klarstellt.

Große Diskussionen im Netz

Die vorübergehende Ausweisung des Schlossplatzes als Parkplatz hat bereits am Freitag für viel Gesprächsstoff gesorgt. Auf der Facebook-Seite des Tageblatts klickten tausende Leser unsere Texte an und gaben Kommentare ab. Interessant: Die Kritiker waren in der Mehrheit. Bei der (nicht repräsentativen) Umfrage zum Thema, lagen aber zunächst die Befürworter vorne.

Für Daniel S. ist das ganze eine "Schnapsidee". Er schreibt: "Was soll der Mist? Der schöne Schlossplatz (einer der schönsten Plätze Deutschlands) wird mit Mistkisten vollgestellt, nur weil es die Leute nicht hinkriegen, mal mit dem Bus oder Zug zu fahren." Melanie G. sieht es gelassener: "So lange das eine vorübergehende Lösung ist, finde ich es okay. Es ist immerhin erstmal eine Lösung. Ob sie nun besonders ,schick' ist, sei dahin gestellt. Ich denke, kaum eine andere Stadt hätte das Problem so unbürokratisch gelöst." Durchaus verärgert zeigte sich Elke H.: "Weil die Leute nicht in der Lage sind, außerhalb des Innenstadtkerns zu parken und fünf Minuten länger zu gehen? Darf nicht wahr sein!"

Kunden wollen es bequem

Andreas S. zeigt Verständnis für die Händler: "Kunden wollen mit dem Auto am liebsten bis vor das Geschäft fahren. Das ist eben so und der Einzelhandel braucht diese Kunden dringend. Fragt mal den Einzelhandel, wie oft am Tag diese zu hören bekommen, dass man in Coburg ja bald überhaupt nirgendwo mehr parken könne... Das hält die Menschen vom Einkaufserlebnis Innenstadt ab und die Innenstadt verödet durch eine nicht endende Serie von Geschäftsaufgaben. Ich finde die Zwischenlösung Schlossplatz gut."

Coburgs ADFC-Vorsitzender Edmund Ott warf mehrere Fragen in den Raum: "Gibt es in der Stadtverwaltung eigentlich immer nur die eine Lösung: Fußgängern, Radfahrern, Anwohnern und Touristen öffentlichen Raum wegnehmen und den Autofahrern schenken? Hätte man nicht in der Zeit den Busverkehr dafür einbinden können?"

Und dann war da noch Martin M. mit seinem Vorschlag: "Man hätte doch auch in Neida schon mal einen Großparkplatz für den Flughafen errichten und diesen an den Transrapid anschließen können. Dann wäre man in zehn Minuten in der Innenstadt!"
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