Pappelallee Weidhausen droht der Kahlschlag
Autor: Berthold Köhler
Weidhausen bei Coburg, Dienstag, 07. Mai 2013
Die Allee mit ihren fast 100 Pappeln zwischen Weidhausen und Sonnefeld zählt zu den bemerkenswertesten Baumbeständen der Region. Nun wird sie bald, zumindest in ihrer heutigen Form, Geschichte sein.
"Wir müssen schon in den nächsten beiden Wochen mindestens 15 Bäume fällen", informierte Bürgermeister Markus Mönch (parteilos) am Montagabend im Gemeinderat.
So schön und mächtig die hohen Pappeln neben der Staatsstraße auch erschienen - sie sind am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Das hat die Untersuchung durch einen Baumsachverständigen ergeben. Dieser erkannte bei 15 Bäumen, dass sie "deutlich geschädigt" und damit eine Gefahr sind, viele weitere brauchen zumindest einen kräftigen Kronen-Schnitt, um wenigstens noch ein paar Jahre überleben zu können.
Hartmut Puff von der Unteren Naturschutzbehörde im Coburger Landratsamt kennt die Weidhäuser Pappel-Allee gut. Und er kennt als Mann vom Fach natürlich auch Pappeln gut. Deshalb weiß er, dass diese durchaus gefährlich sein können.
Die Weidhäuser stehen mit ihrem Allee-Problem übrigens nicht alleine da.
Gerade nach dem Krieg, weiß Puff, sind in der Region viele Pappeln gepflanzt worden. Als schnell wachsende Bäume waren sie damals sehr beliebt. Heute, 70 Jahre später, sind sie aber am Ende ihrer Lebensdauer angekommen und werden immer mehr zur Gefahr für die Öffentlichkeit. In der Nähe von Straßen und Radwegen - wie es zwischen Weidhausen und Sonnefeld der Fall ist - sind Pappeln sowieso nicht besonders geeignet. "Ihr normaler Raum sind Auwälder", erklärt Puff. Dort können Pappeln nach ihrem Absterben einfach umbrechen und verrotten - neben einem Radweg geht das natürlich nicht.
Ohne Allee? Niemals!
Weidhausen ohne seine Allee? Bürgermeister Markus Mönch tat sich am Montagabend schwer mit diesem Gedanken: "Ich kann es mir nicht vorstellen, dass dort bald kein Baum mehr stehen soll." Auch Klaus Lippert (SPD) sprach sich dafür aus, den Baumbestand auf jeden Fall zu erhalten. Man müsse halt nur sehen, wie dies auch finanziell zu schaffen sei.
"Es ist eine schwierige Entscheidung", sagte Markus Mönch. Deshalb wird sich die Verwaltung auch Zeit lassen, weitere Berater suchen, Kontakt mit der ebenfalls betroffenen Nachbargemeinde Sonnefeld aufnehmen und den Baum-Fall erst im Juli erneut dem Gemeinderat zur Entscheidung vorlegen. Selbst wenn dann die Gemeinderäte erwartungsgemäß für eine Ersatzpflanzung stimmen, sind noch lange nicht alle Probleme gelöst. Weil auf der linken Seite (Fahrtrichtung Sonnefeld) direkt neben den Bäumen ein Kabel im Boden liegt, kann die Gemeinde nach Angaben des Bürgermeisters dort nur mit äußerster Vorsicht zu Werke gehen.
Hartmut Puff würde den Weidhäusern dann auf jeden Fall empfehlen, nicht wieder Pappeln zu pflanzen. Er rät - alleine schon, weil der Klimawandel mittelfristig neue Schädlinge auch in das Coburger Land bringen wird - dazu, eine gemischte Reihe zu pflanzen. Sollte dann ein Schädling über eine Baumart herfallen, wäre das dann wenigstens nicht das Ende der kompletten Allee. Ideale Arten dafür sind dann doch wieder die Klassiker: Eiche, Linde, Bergahorn. "Schön wären sicher auch Kirschen - wobei diese Bäume aber auch nur rund 100 Jahre leben", ergänzt Puff.