Druckartikel: Otto Waldrich: Ein Coburger Wohltäter

Otto Waldrich: Ein Coburger Wohltäter


Autor: Dr. Carolin Herrmann

Coburg, Freitag, 24. Juli 2015

Der frühere Unternehmer und außerordentliche Mäzen Otto Waldrich wurde zum Ehrenbürger der Stadt Coburg ernannt. Die Auszeichnung wird nur äußerst selten vergeben.
Ehrenbürger der Stadt Coburg: Otto Waldrich trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Neben Oberbürgermeister Norbert Tessmer, Zweiter Bürgermeisterin Birgit Weber und Drittem Bürgermeister Thomas Nowak applaudierte ihm eine große Zahl an Stadträten und Gästen. Fotos: Barbara Herbst


Freude schöner Götterfunken. Beethoven hatte sich Otto Waldrich zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde durch die Stadt Coburg gewünscht. Er bekam die Ode an die Freude, vom Beiersdorfer Musikverein dargebracht, nach dem eindrucksvollen Auftritt des Chores der Realschule CO I, nach minutenlangen stehenden Ovationen des versammelten Stadtrates und zahlreicher Gäste am Donnerstag Abend im historischen Rathaussaal. Es war ein ehrfurchtsvoller, freudvoller Moment, nachdem Oberbürgermeister Norbert Tessmer das umfangreiche lebenslange Engagement des früheren Unternehmers auf diversen Gebieten gewürdigt hatte.
Da saß der 92-jährige Weißbekränzte in seinem Rollstuhl, kleiner geworden im Laufe der Jahrzehnte, aber aufrecht und mit klarer Ausstrahlung, erst Recht mit klarer, durchaus kraftvoller Stimme sprechend, erfreut, mehr aber noch verwundert.
Der frühere Besitzer und Leiter der Maschinenfabrik Adolf Waldrich, der mit seinem unternehmerischen Handeln den Wirtschaftsstandort Coburg und seine Wirtschaftskraft maßgeblich geprägt habe, so OB Tessmer in seiner Laudatio, hat wohl in seinem Leben meist gewusst, was er tat. Aber, so sagte Waldrich in seinen Dankesworten: "Ich hätte nie damit gerechnet, so geehrt zu werden. Ich bin ein ideenreicher Mensch, und wenn ich hörte, dass da irgendwo ein Problem ist, dann habe ich halt versucht, es zu lösen." In 30 Jahren als CSU-Stadtrat, da bekam er Kenntnis von vielerlei Problemen und Aufgaben. "Eine Stadt entwickelt sich, wenn sich viele Menschen so beteiligen, wie sie können", fasste Otto Waldrich seine Motivation zusammen.
Doch Waldrich war schon vorher sozial aktiv geworden, förderte unter anderem den Bau von Werkswohnungen, führte eine eigene Betriebskrankenkasse und betriebliche Altersvorsorge ein. Eine Lichtbilderprojektion zeigte Waldrich immer wieder auf Baustellen stehend. "Seine" letzte große war der Neubau des Europäischen Museums für Modernes Glas in der Rosenau, das 2008 eingeweiht wurde und das es ohne Waldrichs Einsatz, sowohl finanziellen wie gesellschaftlich-politischen, nicht gäbe.
Überhaupt waren und sind Kunst und Kultur seine Leidenschaft: Vom Neubau des Naturkundemuseums über immer wieder großzügige Unterstützung der Kunstsammlungen auf der Veste bis zum weltweit wirkenden, im letzten Jahr zum vierten Mal durchgeführten Wettbewerb "Coburger Glaspreis", den Waldrich initiiert und gefördert hat, eben mit dem Neubau des Glasmuseum für die stark gewachsene moderne Glassammlung am Ende.
Die Liste der Orte und Projekte, an denen das Wirken Waldrichs nachhaltig bleibt, ist an dieser Stelle nicht umfassend darzustellen. "Otto Waldrich hat sich während seines gesamten Lebens sowohl im unternehmerischen als auch im sozialen und kulturellen Bereich überdurchschnittlich eingesetzt: als erfolgreicher Unternehmer mit Sachverstand und Verantwortungsbewusstsein für seine Mitarbeiter, als Förderer sozialer Einrichtungen, als engagierter Kommunalpolitiker sowie als Kultur- und Kunstmäzen. Sein Lebenswerk ist beispielhaft", lautete das Fazit von OB Tessmers Würdigung vor Verleihung der Urkunde und Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.

Ehrenbürger-Würde Die Ernennung zum Ehrenbürger ist die höchste Auszeichnung, welche die Stadt Coburg an einzelne Persönlichkeiten zu vergeben hat, was nur äußerst selten geschieht. Coburg hat derzeit nur zwei lebende Ehrenbürger, neben Otto Waldrich Simeon von Sachsen-Coburg und Gotha, der von 2001 bis 2005 Ministerpräsident von Bulgarien war. Weitere Ehrenbürger der Stadt seit dem 2. Weltkrieg waren der Unternehmer Carl Kaeser und der langjährige Oberbürgermeister Walter Langer.

Lebensweg Geboren am 11. September 1923, musste Otto Waldrich bereits im Alter von 27 Jahren, nach dem plötzlichen Tod seines Vaters im Jahr 1950, die Leitung der im Jahr 1920 gegründeten Werkzeugmaschinenfabrik Adolf Waldrich übernehmen. Unterstützt wurde er zunächst von seinem Schwager Bernhard Kapp. "Unter hohem persönlichem Einsatz führte Waldrich die Firma mit Sachverstand und Verantwortungsbewusstsein für seine Mitarbeiter zu einem Unternehmen von Weltruf", heißt es in der Laudatio. Aus Altersgründen und da keines seiner vier Kinder sich für die Firma gewinnen ließ, verkaufte Otto Waldrich 1986 das Familienunternehmen an die Firmengruppe Ingersoll . Heute gehört es dem chinesischen Konzern Beijing No. 1, das einst eine Tochtergesellschaft der Firma Waldrich war.

Auszeichnungen Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft, Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, Ehrenmitglied der IHK zu Coburg, Ehrensenator der baye rischen Metall- und Elektroindustrie, Goldener Ehrenring der Stadt Coburg und Stadtmedaille in Silber, Europamedaille des Freistaates Bayern.