Orffs Klänge in Coburg faszinierend interpretiert
Autor: berger
Coburg, Samstag, 21. Sept. 2019
Wie zahlreiche Zuhörer in der Coburger Morizkirche das Benefizkonzert mit dem Deutschen Ärzteorchester und dem Deutschen Ärztechor erleben.
Hohe, helle Klänge, die durch den Raum schweben - schwirrende, immer wieder sich überlagernde Klänge, wie sie Benedikt Brydern in seinem Konzertstück "Glasperlenspiel" geschrieben hat.
Als Coburger Erstaufführung war das etwa zehnminütige Werk für zwei Soloviolinen und Orchester beim Benefizkonzert des Deutschen Ärzteorchesters in St. Moriz erleben - sehr eindringlich zu erleben.
Bestens vorbereitet
Denn das Deutsche Ärzteorchester ist zwar kein Profiorchester, unter professioneller Leitung aber zu bemerkenswerten Leistungen fähig. Alexander Mottok jedenfalls hatte den durch die Schlagwerkgruppe Pauls Andersons verstärkten Klangkörper bestens vorbereitet auf dieses Konzert, dessen Erlös der geplanten Erweiterung der Schuke-Orgel zugute kommt.
"Glasperlenspiel"
Bryderns "Glasperlenspiel" verknüpft unüberhörbar Einflüsse der Minimal Music sehr wirkungsvoll mit Filmmusik-Effekten. Als junges Solisten-Duo brillierten Tirza Bluhm und Friederike Trost unter Alexander Mottoks umsichtiger Leitung mit Virtuosität, präzisem Zusammenspiel und Tonschönheit.
"Carmina Burana"
Das Werk, das die Zuhörer in die Morizkirche gelockt hatte, stand als zentrales Stück zum Abschluss auf dem Programm: Carl Orffs "Carmina Burana", 1937 als szenische Kantate uraufgeführt. Orffs bis heute erfolgreichstes Werk, so eingängig seine Melodien sein mögen, hält für die Interpreten eine Fülle von Herausforderungen parat - vor allem rhythmischer Art.
Hervorragendes Solisten-Trio
Alexander Mottok aber gelang es bei der durchwegs spannenden Aufführung in St. Moriz, die große Schar der Mitwirkenden zu einer geschlossenen Einheit zu bündeln - den von Uta Singer sorgsam einstudierten, klangvoll und in den Stimmgruppen ausgewogen singenden Ärztechor und den Aquire Jugendchor Erlangen (Einstudierung Philipp Barth). Sehr überzeugend agierte das Solisten-Trio. Katharina Leyhe beeindruckte mit schlankem, klar artikulierendem Sopran, der Tenor Michael Connaire in der Rolle des singenden gebratenen Schwans ("Olim lacus colueram) machte aus seinem Part einen überaus wirkungsvollen szenischen Auftritt und der Bariton Dragutin Matic zog die Zuhörer mit seiner Gestaltungskraft und vokalen Durchschlagskraft nachhaltig in Bann.
Stehende Ovationen
Mit klaren gestalterischen Vorstellungen und prägnanten Impulsen war Dirigent Alexander Mottok nicht nur der stets umsichtige musikalische Leiter, sondern beflügelte Chöre, Solisten und Orchester regelrecht. Er entlockte der Partitur ihre Effekte, reizte die dynamischen Extreme aus und wurde auf diese Weise zum Garanten einer bis zum Schluss packenden Aufführung. Stehende Ovationen und eine umjubelte Zugabe.