Optischer Gau in Coburgs Osten?
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Mittwoch, 06. November 2013
In Sachen 380-kV-Leitung ist die Planfeststellung in vollem Gange. Die Stadt Coburg bleibt bei ihrer Ablehnung. Die Leitung sei unnötig und verschandele zudem die Landschaft.
13 dicke Aktenordner hat Werner Töpfer vom Stadtplanungsamt akribisch durchgeackert - die Planfeststellungsunterlagen für die 380-kV-Leitung, die nicht nur mehrere Landkreisgemeinden durchschneiden, sondern auch auf zwei Kilometern Länge über das Coburger Stadtgebiet führen würde. Töpfers trocken vorgetragenes Fazit seiner Sisyphusarbeit stieß gestern bei den Mitgliedern des Bau- und Umweltsenats nicht nur auf Erheiterung, sondern auch auf einhellige Zustimmung: "Ist die Landschaft schon ruiniert, plant es sich ganz ungeniert."
Töpfer spielte damit auf den Hinweis der Regierung von Oberfranken an, die West-Trasse, die den Coburger Osten bei Rögen und Lützelbuch durchqueren würde, biete die Möglichkeit, durch "vorhandene Bündelungsmöglichkeiten" Eingriffe in die Landschaft zu minimieren.
Das tun sie aber, wie Werner Töpfer eindrucksvoll in seiner Präsentation aufzeigte. Denn während ICE-Strecke und Autobahn im Bereich des Coburger Ostens tatsächlich kaum aus der Landschaft herausragen, ist die Leitungstrasse mit ihren über 80 Meter hohen Stahlmasten "dominierend". Zum Vergleich: Die Masten der bestehenden 110-kV-Leitung, die teilweise zurückgebaut werden sollen, sind mit ihren 30 Metern nicht einmal halb so hoch wie die sogenannten "Donaumasten".
Noch deutlicher wird der direkte Vergleich mit einem präg nanten Coburger Bauwerk: Ein 380-kV-Mast ist genauso breit und auch in etwa so hoch wie die 72 Meter hohe Morizkirche.
Es seien schon viele Beschlüsse in Sachen 380-kV-Leitung gefasst worden, sagte Baureferent Hans-Heinrich Ulmann (CSB). Schon im November 2007 hatte der Stadtrat die West-Trasse abgelehnt. Und selbst wenn der sogenannte Korridor-West jetzt per Gesetz festgelegt ist und ihn die Tennet TSO GmbH bauen dürfte, sofern nicht noch dagegen geklagt wird, bleibt die Stadt Coburg bei ihrer Ablehnung. Die Gründe hat sie detailliert in einer Stellungnahme an die Regierung dargelegt.
Andreas Gehring, SPD-Stadtrat und Vorsitzender des Bürgervereins Rögen, begrüßte die Ablehnung der Stadt Coburg. Seine Befürchtung: "Irgendwann wird nicht mehr nur Strom aus Windenergie durchgeleitet, sondern auch Atomstrom!"
In eine ähnliche Richtung gehen Ulmanns Bedenken. Der Bau- und Umweltsenat sei mit diesem Thema überfordert, denn seiner Ansicht nach gehe es um weit mehr als "ein bisschen Transport von Windstrom". Schließlich sei die Lage von Redwitz ein idealer Verknüpfungspunkt Richtung Osten - Stichwort: Kernkraftwerk Temelin.
Max Beyersdorf (CSU) wies bei allen Bedenken auch darauf hin, dass 2015 das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld abgeschaltet werde und die Stromversorgung für die Region sichergestellt werden müsse.