Druckartikel: Ohne Platz fürs Auto läuft in Coburgs Innenstadt nichts

Ohne Platz fürs Auto läuft in Coburgs Innenstadt nichts


Autor: Helke Renner

Coburg, Donnerstag, 12. März 2015

Viele Geschäftsleute, die in der Innenstadt ihre Läden geschlossen haben, argumentieren damit, dass es zu wenige Parkplätze gibt. Die Altstadtfreunde bezeichnen die Situation als bürger- und kundenfeindlich, haben aber auch Vorschläge.
Auf dem Parkplatz am Rittersteich (oben) gibt es nach Ansicht der Altstadtfreunde noch Kapazitäten. Das Foto entstand um 16.15 Uhr. Ab 17 Uhr ist die Zufahrt zum Behördenparkplatz für die Öffentlichkeit frei, aber nicht gebührenfrei. Foto: Helke Renner


"Das schnelle Knöllchen gehört zum Besuch in Coburg wie der Senf zur Bratwurst", stellt Christa Minier, Vorsitzende des Vereins der Altstadtfreunde, fest. Wer rasch in der Stadt etwas zu erledigen habe, wolle doch nicht jedes Mal ins Parkhaus fahren. Eine Theaterkarte zu kaufen, ein Medikament in der Apotheke zu holen oder den alten Vater mal eben zum Arzt zu bringen, werde zum Problem. "Auch wenn für einen Einkauf oder Arztbesuch zwei bis drei Euro fällig werden, ist das einfach zu viel." Wo das Parken nichts koste, finde sich aber in der Regel kein freier Platz. "Als Sahnehäubchen wurde dann auch noch der Anger, der einzige Großparkplatz in Innenstadtnähe, gebührenpflichtig." Weitere kostenfreie und Kurzzeitparkplätze seien in der Ketschenvorstadt, im Bereich Albertsplatz, Rosengasse, Hahnweg (gegenüber dem Utopolis), in der Lossaustraße und auf dem Badparkplatz weggefallen. Kein Anreiz für Besucher und potenzielle Kunden des Einzelhandels, in die Stadt zu kommen, findet Christa Minier. Dagegen gebe es auf der Lauterer Höhe Parkplätze en gros - kostenlos.
Doch die Altstadtfreunde wollen nicht nur motzen, sondern haben sich auch Gedanken darüber gemacht, wie Abhilfe geschaffen werden könnte. Christine Ruckdeschel war sogar mit ihrer Kamera in der Stadt unterwegs und hat Fotos von den Straßenzügen und Plätzen gemacht, die für die Einrichtung von Parkflächen genutzt werden könnten. Zum Beispiel in der Badergasse, gegenüber dem Kaufhof-Hinterausgang. "Dort fahren doch jetzt keine Postautos mehr durch." Oder auf der Fläche neben der Reithalle, die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vermessungsamts genutzt wird. Wie aber sieht es dort nach Dienstschluss und am Wochenende aus? Auch der Parkplatz unterhalb des Kinos Utopolis am Rittersteich ist tagsüber für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, sondern erst ab 17 Uhr. "Wenigstens am Freitag könnte er schon eher geöffnet werden." Unter der Frankenbrücke parken die Angestellten der SÜC. Dort gibt es nach Ansicht der Altstadtfreunde auch noch Kapazitäten außerhalb der Geschäftszeiten. Die Flächen hinter dem früheren Bekleidungshaus Matzer & Worsch und hinter dem Parkhaus Post sind für sie weitere Möglichkeiten, Parkplätze zu schaffen. Oder wie sieht es mit der Parkfläche bei Aldi in der Mohrenstraße aus, wenn der Discounter dort auszieht?

Erste Stunde gebührenfrei

Darüber hinaus schlagen die Vereinsmitglieder vor, das Kurzzeitparken auf 45 Minuten auszudehnen und überall, wo Gebühren zu entrichten sind, die ersten 15 Minuten davon zu befreien. In den Parkhäusern sollte die erste Stunde gebührenfrei sein. Auf den großen Plätzen, zum Beispiel auf dem Anger oder am Bad, könnte bis maximal drei Stunden freies Parken eingerichtet werden. Dagegen sollte die Parkfläche auf der Lauterer Höhe ab drei bis 24 Stunden eine Parkgebühr verlangt werden. "Dann würde die Ungleichbehandlung der Innenstadthändler etwas gemildert", sagt Christa Minier.
Gegen die Behauptung, dass Parken in Coburg zu teuer ist, verwahrt sich Christian Meyer, Geschäftsführer der Wohnbau, in deren Besitz die Parkhäuser sich befinden. "50 Cent für eine halbe Stunde Parken sind doch nicht viel", sagt er. Und 30 Minuten reichten aus, um rasch in der Stadt etwas zu erledigen. Dennoch habe er sich dafür stark gemacht, die ganze erste Stunde im Parkhaus Post gebührenfrei zu gestalten. "Die Testphase läuft noch bis zum 30. Juni. Dann haben wir verlässliche Aussagen und können entscheiden, wie wir weiter verfahren." Inzwischen seien die Plätze für die Dauerparker in allen Parkhäusern in die oberen Etagen verlegt worden, um Platz für den wechselnden Publikumsverkehr zu schaffen. "Wir überwachen das auch. Und wenn sich ein Dauerparker nicht an die Vorgabe hält, dann muss er Strafe zahlen", erläutert Christian Meyer.
Die nächste größere Parkmöglichkeit werde mit der Tiefgarage am Albertsplatz (178 Plätze) geschaffen. Und derzeit liefen die Gespräche zur Quartierstiefgarage unter dem Schlossplatz, von der unter anderem auch der Steinweg profitieren könne. "Dafür muss der Verkehrsentwicklungsplan fortgeschrieben werden. Der beinhaltet auch ein Parkkonzept." Daran werde gearbeitet.
Die Stellungnahme aus der Stadtverwaltung zu den Vorschlägen der Altstadtfreunde kommt von Pressesprecher Michael Selzer. "Selbstverständlich sind wir von Seiten der Stadt Coburg jederzeit dankbar für Anregungen aus der Bevölkerung", betont er. Aber: Die Vorlagen für den Stadtrat, der die Entscheidungen - auch und gerade zum Thema Stadtentwicklung trifft - erarbeiteten in Coburg Profis, die sich beruflich mit den entsprechenden Themen auseinandersetzen. "Gerne geben wir die Anregungen zum Themenkomplex Parken an die zuständigen Experten weiter."

Parkraumkonzept in Arbeit

Wie angekündigt und mit der Regierung von Oberfranken besprochen, solle neben der Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts durch die Fachleute der Cima Beratung + Management GmbH und des Büros Städtebau Professor Ackers, auch die Parksituation in Coburg beleuchtet werden. Ziel sei es, nicht nur für das neue Sanierungsgebiet VII rund um den Steinweg, sondern für das gesamte Stadtgebiet das Parkraumkonzept auf den aktuellen Stand zu bringen. "Wir gehen davon aus, dass diese Untersuchungen etwa ein Jahr in Anspruch nehmen werden und uns danach ein professionell erarbeitetes, fachlich fundiertes Ergebnis vorliegt", erläutert der Pressesprecher.