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"Offene Baustelle" beim HSC Coburg


Autor: Christoph Böger

Coburg, Montag, 11. Mai 2020

Geschäftsführer Michael Häfner muss gehen. Über die Hintergründe ist Stillschweigen vereinbart - ein Kommentar von Christoph Böger.
Da war die HSC-Welt für Michael Häfner (rechts) noch in Ordnung. Gemeinsam mit dem ehemaligen GmbH-Geschäftsführer und jetzigen Aufsichtsratsmitglied Jochen Knauer (links) stand er für die Fans beim Hoffest des Coburger Tageblatts im Bratwurstwagen. Der Geschäftsführerist seit dem HSC-Gründungsjahr 2000 in Coburg an Bord - am Montag wurde ihm mitgeteilt, dass die Zusammenarbeit im Sommer beendet wird.  Archiv/Oliver Schmidt


Es brodelt schon lange beim HSC. Für die Öffentlichkeit kommt die Trennung von Geschäftsführer Michael Häfner überraschend, intern war sie längst geplant. Über Hintergründe ist striktes Stillschweigen vereinbart. Nur die übliche Floskel von den "unterschiedlichen Auffassungen".

Von "Kein Kommentar" (Michael Häfner) über "Nicht meine Baustelle" (Jan Gorr) bis "Wir haben uns einvernehmlich getrennt" (Matthias Dietz) reichen die (wenig) aussagekräftigen Reaktionen auf entsprechende Nachfrage. Und auch die Nachfolger-Frage bleibt vorerst unbeantwortet. "In zwei, drei Wochen", so Dietz, will der HSC einen neuen Mann für die Kommandobrücke präsentieren. Entsprechende Gespräche würden bereits laufen. Es ist dann bereits der vierte Geschäftsführer innerhalb von nur drei Jahren - Kontinuität sieht anders aus.

Ob es sich um jemand aus den eigenen Reihen handelt - Marketing-Mann Phillipp Rebhan soll ein Sponsoren-Coup mit der Bahn AG gelungen sein - oder ob von extern ein Handball-Fachmann in der Vestestadt anheuert, lässt Dietz offen. Dafür wird in den sozialen Medien wild spekuliert: Ein User bringt via Facebook Coburgs Ex-Oberbürgermeister Norbert Kastner ins Spiel. Der ehemalige HSC-Präsident hätte Sachverstand und die nötige Erfahrung im Handballgeschäft für diese schwierigen Zeiten. Allerdings wird dem Gründungsmitglied ein äußert angespanntes Verhältnis zu einflussreichen HSC-Männern nachgesagt.

Oder hat der bevorstehende Abschied von Kevin Schmidt beim HC Erlangen etwas mit Häfners Suspendierung zu tun? Der bisherige Sportliche Leiter des fränkischen Erstliga-Rivalen bestätigte am Montag, dass er den HC verlassen werde, obwohl er in Erlangen wohnen bleibt. Und sogar Thomas Apfel wird als Häfner-Nachfolger gehandelt. Der Coburger Radio-Reporter, gescheiterte OB-Kandidat, Hallensprecher, TV-Kommentator und Bruder des gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbaren HSC-Vorstandssprechers Stefan Apfel stand als Linksaußen und gefürchteter Siebenmeterwerfer selbst jahrelang auf der Platte - allerdings beim TV Neuses und nicht als Profi.

Doch genau einen solchen brauchen die "Gelben" für die 1. Liga. Ex-HSC-Manager Wolfgang Heyder wäre so ein Experte. Doch der erfolgreiche Bamberger nahm ja bereits beim ersten Aufstieg des HSC in die Beletage seinen Hut. Grund damals: "Unterschiedliche Auffassungen ..."

Die Pressemitteilung des HSC 2000 Coburg vom Montag im Wortlaut:

HSC sucht neuen Geschäftsführer

Der HSC 2000 Coburg hat eine wichtige Personalentscheidung getroffen: Nach intensiven Beratungen und Gesprächen hat sich der Aufsichtsrat des Neu-Erstligisten entschieden, die Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Michael Häfner zum Ende der Saison zu beenden. Die Gründe für die Trennung sind vorrangig unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung des Vereins. "Natürlich ist uns diese Entscheidung alles andere als leichtgefallen", erklärt Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Dietz.

Michael Häfner sei immer mit vollem Einsatz für den HSC dabei gewesen und hat die erfolgreiche Zeit in verschiedenen Funktionen maßgeblich mitgeprägt. "Michael war seit der Gründung im Jahr 2000 mit an Bord und hat in vielen Funktionen hervorragende und leidenschaftliche Arbeit für den Coburger Handball geleistet. Dafür danke ich ihm auch im Namen des gesamten Vereins, aller Mitarbeitenden und des Aufsichtsrats herzlich und wünsche ihm für die Zukunft alles erdenklich Gute", sagt Matthias Dietz.

Nach Abwägung aller Fakten sei dennoch der Entschluss gereift, dass es einer Veränderung auf dem Geschäftsführer-Posten bedarf, um uns bestmöglich für die Zukunft aufzustellen. Aufsichtsrat und Vereinsführung suchen momentan nach geeigneten Kandidaten für die Nachfolge von Michael Häfner. Wichtig sei weniger, schnell einen Nachfolger zu finden, sondern diese wichtige Stelle optimal und mit Blick in die Zukunft zu besetzen.