Objekte ans Licht bringen
Autor: Martin Koch
Coburg, Sonntag, 17. Sept. 2017
Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, einige der rund 22000 Objekte aus dem Depot vorzustellen - notfalls auch ohne Museum.
Die Initiative Stadtmuseum Coburg sucht weiter nach einem Standort in Coburg. Vor einigen Jahren hatten sich die Hoffnungen auf die Steingasse 7, die ehemalige Gaststätte Beckenstuben konzentriert, ein mögliches Konzept schien Formen anzunehmen. Der danach eingetretene Stillstand sorgt bis heute für Frust bei der Initiative, wie deren Vorsitzender Rupert Appeltshauser, sein Stellvertreter Andreas Lindemann und die zwei weiteren Vorstandsmitglieder Wolf-Dieter Koch und Werner Stubenrauch bei einem Pressegespräch am Freitag erläuterten. "Dabei geht es uns in erster Linie nicht mehr um eine große Museumseinrichtung, sondern um die Pflege einer einer lebendigen Geschichtskultur." Appelthauser widersprach auch dem Glauben, es gehe der Initiative fast ausschließlich um die Geschichte Coburgs im Nationalsozialismus.
Wie Appeltshauser betonte, will der 1996 gegründete Verein die bürgerliche Geschichte Coburgs, das Alltagsleben in den verschiedenen Epochen Coburgs erforschen und im kollektiven Gedächtnis und Bewusstsein bewahren. Die aristokratische Geschichte Coburgs (das Herzogshaus und seine Verbindungen zu Königshäusern), die große Kunst hätten ihre Foren. Wirtschaft, Arbeit, Gesellschaft und Sozialgeschichte, nennt Vorstandsvize Andreas Lindemann als bislang vernachlässigte Themen und fügt ganz aktuell Zuwanderung und Migration hinzu. "Die Verankerung eines demokratischen Geschichtsverständnisses ist unser Ziel."
Eine zentraler Punkt sind dabei die Städtischen Sammlungen, die als Vorläufer eines Stadtmuseums zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Rathaussaal präsentiert wurden. Die Städtischen Sammlungen umfassen heute rund 22 000 Objekte und sind sicher in einem Depot im Coburger Süden untergebracht. Einzelne Objekte werden für Sonderausstellungen immer mal wieder ans Tageslicht geholt.
Mangels dauerhaftem Ausstellungsraum geht die Initiative Stadtmuseum einen Schritt voran. Appeltshauser: "Aus diesem Grund sollen ab November 2017 in regelmäßigen Abständen einige dieser interessanten Objekte mit Bild und Text in der örtlichen Presse dargestellt werden." Das Projekt trägt den Titel "ans Licht gebracht". "Soweit das technisch möglich ist, können sie dann auch im Puppenmuseum Coburg betrachtet werden."
Der Begriff "Stadtmuseum" entwickelt sich auch dynamisch weiter. Freilich geht es weiterhin um ein möglichst zentrales Gebäude mit Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen. Das "Stadtmuseum" als Initiative versteht sich ja auch als Dienstleister. Führungen und Vorträge können gebucht werden. Die Initiative bietet sich als Träger für Praktika und die temporäre Mitarbeit im Rahmen von Werkverträgen an.
Unter dem Dach eines "Kulturzentrums Stadtmuseum", ein möglicher Standort könnte im Bereich "Güterbahnhof" oder im nördlichen Steinweg sein, könnte auch die Industriegeschichte Coburgs gewürdigt werden. Appeltshauser nannte als ein Beispiel die Elektromobilität und den Coburger Pionier Andreas Flocken. "Unter einer Bezeichnung wie "Coburg Museum - Geschichte und gesellschaftlicher Wandel" könnte eine solche Einrichtung auch die komplexen Förderrichtlinien im Museumswesen erfüllen. Die thematische Vielfalt würde auch überregional aus Interesse stoßen, ist sich Appelshauser sicher.
Mehr Informationen, auch zu den Veranstaltungen gibt es im Internet: www.initiative-stadtmuseum-coburg.de