Obertongesang beeindruckt das Publikum in Neustadt
Autor: Jochen Berger
Neustadt bei Coburg, Sonntag, 17. Mai 2015
Ein solches Konzert hat Neustadt noch nicht erlebt. Das Vokalquartett "wir4" fasziniert mit Obertongesang.
Dieses Konzert ist ein Ohrenöffner. Es weckt Neugier auf ungewohnte Klänge und führt ein in die Welt des Obertongesangs. Das Vokalquartett "wir4" lockt beim Rathauskonzert in Neustadt mit A-cappella-Gesang ungewöhnlicher Art. Denn Vera Krötz, Regina Fibich-Wiesneth, Reinhold Wirsching und Matthias Privler verbinden vierstimmigen Gesang immer wieder mit Obertonklängen und erweitern damit das Spektrum der Töne auf eine Weise, die beim Publikum immer wieder die Frage aufwirft: Wie machen die Künstler das?
Denn der Obertongesang, für den in diesem Quartett Vera Krötz und Matthias Privler zuständig sind, lässt die Stimmen oftmals wie exotische Instrumente klingen.
Als Vokalquartett bietet "wir4" tadellos harmonierenden A-cappella-Gesang, bei dem die Stimmen nicht nur stets sicher geführt, sondern zudem bestens in Balance gehalten werden.
Aus der Stille wird Klang
Doch mit klassischem A-cappella-Gesang begnügt sich dieses Quartett nicht, mischt vielmehr immer wieder Oberton-Stimmen dazu und macht mit seinen eigenen Arrangements und Eigenkompositionen den Obertongesang auch inhaltlich zum Thema. "Aus Stille wird Klang", singen sie in ihrem Eröffnungsstück mit dem programmatischen Titel "An die Musik".
"Die Augen kann man schließen, die Ohren aber nicht", singen sie und schärfen mit ihrem Auftritt beim Publikum das Gespür für die suggestive Wirkung von Stille. Aber nicht nur mit ihrem Gesang ist dieses Quartett auf der Suche nach dem besonderen Klang. Cora Krötz bereichert das musikalische Spektrum des Abends noch durch ihr Spiel auf einem ungewöhnlichen Schlaginstrument - dem sogenannten Hang.
Reizvolle Mischungen
Dabei handelt es sich um ein gestimmtes Perkussionsinstrument, das von einem Instrumentenbau in der Schweiz entwickelt wurde und melodisches Spiel ermöglicht. In Verbindung mit Obertongesang entstehen dabei besonders reizvolle Mischungen. Wer Sinn für Esoterik besitzt, kann sich der Suggestionskraft dieses Ensembles sicher nicht entziehen.
Das Publikum im Rathaussaal jedenfalls lässt die Künstler erst nach einer Zugabe gehen: "Time to leave".