O Tannenbaum, o Apfelbaum!
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Mittwoch, 24. Dezember 2014
Es gibt viele Möglichkeiten, einen Weihnachtsbaum zu schmücken. In der Seidmannsdorfer Kirche geht es ganz traditionell zu: Mit echten Äpfeln, alten Strohsternen und vor allem auch vielen schönen und dankbaren Erinnerungen.
Fröhliche Weihnachten? Ja - aber in der evangelischen Kirchengemeinde von Seidmannsdorf macht sich in diesen Tagen auch Wehmut breit. Denn mit Gitta Schamberger und Herti Dinkel sind 2014 zwei Frauen gestorben, deren Engagement unter anderem sehr eng mit Weihnachten verbunden war. So zeichnete Gitta Schamberger als Messnerin nicht zuletzt für die festliche Dekoration des Gotteshauses verantwortlich; und aus Herti Dinkels Garten stammen seit mehr als 30 Jahren die roten Äpfel, mit denen der Baum in der Seidmannsdorfer Kirche ganz traditionell geschmückt wird.
Das Weihnachtsfest soll den Menschen auch Hoffnung geben. Und das ist an diesem Morgen in der Seidmannsdorfer Kirche sehr deutlich zu spüren: Auf einer Leiter steht Helmut Schamberger; der Witwer der verstorbenen Messnerin hängt nach und nach rote Äpfel an den Baum - natürlich stammen sie wieder aus dem Dinkel'schen Garten.
Symbol der Hoffnung
"Gitta und Herti waren zwei tolle Frauen", erzählt Helga Griebel, die das Amt der Messnerin übernommen hat. Doch bei aller Wehmut sind sich an diesem Morgen alle Helfer auch einig, dass es eine schöne Symbolik ist, gerade am Ende dieses Jahres an der Tradition des Apfel-Weihnachtsbaumes festzuhalten. Der Apfel ist ja nicht nur schön anzusehen, sondern gilt gilt zudem als Symbol der Hoffnung. Vielen Christen ist der Apfel als Weihnachtsbaumschmuck ein Zeichen dafür, dass sie durch die Geburt Christus wieder ins Paradies zurückkehren können.
Und trotzdem: "Hintenherum haben wir auch schon gehört, dass manche Leute meckern", weiß Helga Griebel, "von wegen, man dürfe doch keine Lebensmittel an den Baum hängen." Aber abgesehen davon, dass es früher vielerorts regelrechte Gaben- oder "Fressbäume" gab, die mit allerhand Leckereien für die Kinder behängt wurden (Nüsse, Datteln, Kringel und eben auch Äpfel): Wenn der Seidmannsdorfer Weihnachtsbaum nach dem Dreikönigstag abgebaut wird, werden die Äpfel in den Garten gelegt. "Die Vögel warten da schon immer darauf", erzählt Helga Griebel und lächelt: "Naja, sonst liegt um diese Zeit ja meistens Schnee und die Vögel freuen sich ganz besonders über unsere Fütterung." Aber wetten, dass sie sich demnächst auch wieder freuen werden, selbst wenn noch kein Schnee liegt?!
Liebevoll am Werk
Noch einmal zurück zum Weihnachtsbaum beziehungsweise zum gesamten Weihnachtsschmuck in der Seidmannsdorfer Kirche: Anita Ponsel kümmert sich liebevoll darum, viele Ecken des Gotteshauses mit Tannenzweigen auszuschmücken. Helga Griebel ist rund um den Altar beschäftigt; gleich wird noch die Krippe aufgebaut. Christoph Weichelt wiederum ist derjenige, der nach und nach Helmut Schamberger die roten Äpfel und den übrigen Baumschmuck reicht. Außer den Früchten kommen noch rote Kerzen sowie Strohsterne an die Tanne - sehr alte Strohsterne. "Die sind gut 35 Jahre alt", schätzt Helga Griebel. Helmut Schamberger nickt: "Wir behandeln sie deshalb auch sehr pfleglich!"
35 Jahre - eine lange Zeit, in der von vielen lieben Menschen Abschied genommen werden musste. In denen aber das Weihnachtsfest auch immer wieder Hoffnung gegeben hat. Und Trost - etwa beim Anblick des Baumes, der in Seidmannsdorf noch heute auch im Sinne derjenigen Menschen geschmückt wird, die leider nicht mehr unter uns sind. In diesem Sinne: Friedvolle, aber auch fröhliche Weihnachten!