Druckartikel: Nur drei ICE-Halte? Tessmer ist sauer

Nur drei ICE-Halte? Tessmer ist sauer


Autor: Simone Bastian

Coburg, Mittwoch, 25. Mai 2016

Im Coburger Stadtrat ging es eigentlich um den Bundesverkehrswegeplan. Aber plötzlich wurde Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) ungewöhnlich deutlich.
Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD).


Eigentlich sollte der Stadtrat nur zur Kenntnis nehmen, was das Stadtbauamt als Stellungnahme der Stadt zum Entwurf des Bundesverkehrswegeplans nach Berlin geschickt hatte. Doch das bot Anlass zu weiteren Diskussionen.

Gefordert wird in der Stellungnahme, den Ausbau der B 4 im Stadtgebiet (Weichengereuth) im Bundesverkehrswegeplan wieder unter "vordringlichen Bedarf" einzustufen. Im Entwurf war das Projekt unter "weiterer Bedarf".
In der Stellungnahme ist von einem "leistungsfähigen und dem Bedarf angepassten Ausbau" die Rede. Laut Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2011 will Coburg einen dreistreifigen Ausbau (bislang auch unter "vordringlicher Bedarf"), aber in den neuen Bundesverkehrswegeplan wird nur ein vierstreifiger Ausbau aufgenommen. Deshalb wird sich der Stadtrat voraussichtlich im Juli mit den aktuellen Planungen des staatlichen Bauamts befassen, sagte Stadtbauamtsleiter Karl Baier.



Gefordert sind außerdem mehrere ICE-Halte in Coburg am Tag, wenn die Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt 2017 in Betrieb geht, sowie der elektrifizierte Bahnlückenschluss zwischen Bad Rodach und Hildburghausen. Der hatte es gar nicht erst in den Bundesverkehrswegeplan geschafft, weil er aus Berliner Sicht eine regionale Angelegenheit ist. IHK-Präsident und CSU-Stadtrat Friedrich Herdan beharrt jedoch darauf, dass der Lückenschluss sehr wohl überregionale Bedeutung habe: Für Güterzüge werde der Weg nach Norden 100 Kilometer kürzer. Dafür müsste die Strecke jedoch elektrifiziert werden, doch die Kosten dafür habe das Bundesverkehrsministerium als viel zu hoch angesetzt, kritisierte Herdan.

Der Schienen-Lückenschluss soll immerhin noch einmal geprüft werden. Beim ICE-Systemhalt in Coburg schaut das schon schlechter aus, fürchtet zumindest Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD): Bei einem Gespräch Mitte Mai in Berlin habe ein Mitarbeiter des Bundesverkehrsministeriums von "mehr als zwei und weniger als vier" ICE-Halten in Coburg gesprochen, und das auch nur bei entsprechend hohen Fahrgastzahlen.
"Wenn sich das verdichten sollte, überlege ich mir, ob ich meinen Terminplan für den 24. Juni nicht ändere", schimpfte Tessmer. An diesem Tag will der bayerische Innenminister über die künftige Schienenanbindung Coburgs informieren; im Gespräch sind neben ICE-Halten zusätzliche Regionalexpressverbindungen. Ein Verzicht auf einen ICE-Systemhalt Coburg wäre für Tessmer "die größte strukturpolitische Fehlentscheidung seit dem Abzug des Bundesgrenzschutzes".