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Nun hängt es von Bamberg ab


Autor: Simone Bastian

LKR Coburg, Mittwoch, 03. April 2019

Die Anflugbefeuerung des Verkehrslandeplatzes Coburg-Brandensteinsebene darf verlängert werden. Aber Neida ist damit noch nicht vom Tisch.
Noch nicht endgültig am Boden: Die Pläne für einen Flugplatz bei Neida. Die gestrandete Kiste liegt hier seit 2015. Archivfoto: Berthold Köhler


Das Thema hatte den Landkreis gespalten wie kaum ein anderes: Die Pläne, bei Neida einen neuen Verkehrslandeplatz zu bauen. Begründet wurde das mit dem Bedarf der Unternehmen in Stadt und Landkreis und damit, dass der Verkehrslandeplatz Brandensteinsebene den heutigen Vorschriften nur noch unzureichend genüge.

Im Sommer 2017 folgte jedoch die Kehrtwende: Nun sollte eine Kombi-Lösung mit dem Verkehrslandeplatz Brandensteinsebene bei Coburg und dem Sonderlandeplatz Bamberg gesucht werden: Beide sollen für den Instrumentenflug ertüchtigt werden - Coburg durch eine längere Anflugbefeuerung, Bamberg dadurch, dass ein Strommast verkürzt wird. Außerdem muss ein Instrumentenflugverfahren für Bamberg zugelassen werden. Dieses Genehmigungsverfahren beim Luftamt Nordbayern läuft gerade. Damit wäre der Bau eines neuen Flugplatzes bei Neida nicht mehr nötig.

Leuchten auf Masten

Nun hat diese Kombi-Lösung eine wichtige Hürde genommen: Das Luftamt Nordbayern der Regierung von Mittelfranken hat die Verlängerung der Anflugbefeuerung am Verkehrslandeplatz Coburg-Brandensteinsebene genehmigt. "Damit können die bisherigen Instrumentenflugverfahren über den 31. Dezember 2019 hinaus unbefristet und ohne Einschränkungen genutzt werden. Mit dieser Lösung kommen wir den Bedürfnissen der international agierenden Wirtschaft von Oberfranken-West im Luftverkehr nach", verkündete am Mittwoch Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU).

Bislang hatte die Brandensteinsebene mit einer Ausnahmegenehmigung des Bundesverkehrsministeriums operiert, weil die Anflugbefeuerung derzeit nur eine Strecke von 150 Metern umfasst. Das ist zu kurz und nicht richtlinienkonform. Nun sollen weitere Leuchtfeuer auf Masten in Richtung Rögen errichtet werden, um eine Strecke von 300 Metern zu erreichen. Damit sei die Ausnahmegenehmigung nicht mehr erforderlich, hieß es am Mittwoch aus dem bayerischen Verkehrsministerium.

Der Coburger Stadtrat hat die Ausbaupläne für den Verkehrslandeplatz gebilligt: Noch in diesem Jahr soll es losgehen. Insgesamt 5,6 Millionen Euro lässt es sich die Stadt kosten, die Brandensteinsebene zu ertüchtigen. Weil ein neuer Flugplatz geplant war, wurde dort nicht mehr viel instandgehalten. Nun soll auch die Landebahn komplett erneuert werden.

Ganz auf Eis gelegt sind die Pläne für einen neuen Flugplatz aber noch nicht. Das hatten sich der Stadtrat zu Coburg und die Projektgesellschaft Verkehrslandeplatz Coburg (PGVC) bislang offen gehalten. Die Stadt Coburg ist der Hauptgesellschafter der PGVC. Weitere Gesellschafter sind die Unternehmen Brose, Kapp, Schumacher, Wöhner, IHK zu Coburg, Aeroclub Coburg und die Stadt Neustadt. Der Landkreis Coburg war Gründungsgesellschafter, musste aber nach einem entsprechenden Bürgerentscheid austreten.

Beschlusslage in Stadtrat und PGVC sei, dass die Kombi-Lösung funktionieren müsse. Das heißt: Auch in Bamberg muss Instrumentenflug möglich sein. Erst dann werde man die Planung für einen neuen Flugplatz einstellen, sagte PGVC-Geschäftsführer Willi Kuballa am Mittwoch.

Das dürfte dann vermutlich auch die Stellungnahme sein, die ans Luftamt Nordbayern geht. Dort hatte die PGVC 2014 ein Planfeststellungsverfahren für einen neuen Flugplatz bei Neida eingeleitet, das derzeit ruht. Nun sei die PGVC "im Hinblick auf den neuen Sachverhalt zu einer Stellungnahme aufgefordert" worden, teilte das Luftamt am Mittwoch mit. Der Coburger Stadtrat wird sich in seiner Sitzung nächsten Donnerstag mit der aktuellen Situation befassen.

Bahn bleibt kurz

Für die Kombi-Lösung mit Bamberg hatte sich der damalige Leiter der bayerischen Staatskanzlei, Minister Marcel Huber (CSU) eingesetzt. Er hatte auch Zuschüsse für den Ausbau der Brandensteinsebene in Aussicht gestellt: 2,3 Millionen Euro hat die Stadt hier eingeplant. Der Freistaat hätte auch den Bau eines neuen Flugplatzes mit 15 Millionen Euro bezuschusst.

Die Möglichkeit des Instrumentenflugs war ein Argument für die Planung eines neuen Verkehrslandeplatzes: Bei diesen Verfahren können Flugzeuge auch bei verhältnismäßig schlechter Sicht starten und landen. Das macht Flüge planbar, worauf die Unternehmen, die mit eigenen Maschinen Flüge zu Geschäftspartnern oder anderen Standorten durchführen, Wert legen. Ein weiteres Argument war die Sicherheit: Die Start- und Landebahn auf der Brandensteinsebene ist relativ kurz. Deshalb nutzen die Werkflugmaschinen in der Regel die Sicherheitsstreifen am Bahnende mit.

Doch manchen genügt auch das nicht: Brose hat seinen Jet vor einigen Jahren von Coburg abgezogen. In Bamberg ist die Startbahn länger. Mit der Kombi-Lösung können "die kleineren Flugzeuge in Coburg und die größeren Flugzeuge bis zehn Tonnen in Bamberg unter Instrumentenflugbedingungen starten und landen", erklärt dazu das Verkehrsministerium.