"Norma" am Landestheater Coburg: Liebes-Drama mit neuer Besetzung
Autor: Jochen Berger
Coburg, Freitag, 25. Sept. 2015
Die zweite Vorstellung der Coburger Neuinszenierung von Vincenzo Bellinis "Norma" wird zur doppelten Premiere. Am Dirigentenpult ist erstmals der neue Erste Kapellmeister Alexander Merzyn zu erleben. Die Adalgisa singt Ana Cvetkovic-Stojnic.
Die zweiten Abende einer Neuinszenierung am Theater sind oftmals schwierige Aufgaben. Die Premieren-Spannung ist verflogen, die erste Neugier des Publikums ist gestillt. Was also bleibt, wenn der Premieren-Beifall für Dirigent und Solisten verhallt ist und die Gastregisseurin wie im Fall der Coburger "Norma" Konstanze Lauterbach mit stoischer Miene einige Buh-Rufe quittiert hat?
Die zweite Vorstellung der neuen Coburger "Norma" kann immerhin mit einer doppelten Premiere auf der Besetzungsliste aufwarten. Denn erstmals steht der neu engagierte Erste Kapellmeister Alexander Merzyn am Dirigentenpult des Philharmonischen Orchesters, während die zweite weibliche Hauptrolle dieser Oper alternierend besetzt ist mit Ana Cvetkovic-Stojnic.
Gelungener Einstand
Jederzeit umsichtig und mit konzentrierter Gestaltungskraft agierend - so stellt sich Alexander Merzyn dem Coburger Publikum erstmals als Operndirigent vor. Nach dem gelungenen kurzen Einstand beim Gala-Abend im Rahmen des Theaterfestes präsentiert sich Merzyn als souveräner Sachwalter am Dirigentenpult mit feinem Gespür für Spannungsbögen und jene Tempo-Modifikationen, die Bellinis Musik lebendig atmen lassen.
Dirigierstudium in Weimar
Der gebürtige Kieler des Jahrgangs 1983, der zunächst Cello studierte, erhielt seine Dirigentenausbildung an der Musikhochschule in Weimar. Dort hatte er Unterricht bei zwei Dirigenten, deren Karriere auf unterschiedliche Weise mit Coburg verbunden ist: Nicolas Pasquet und Anthony Bramall.
Unbedingt hörenswert
So hinterließ Pasquet nachhaltigen Eindruck als Gastdirigent bei Sinfoniekonzerten während der Intendanz von Dieter Gackstetter. Anthony Bramall wiederum, derzeit stellvertretender Generalmusikdirektor der Oper Leipzig, war am Anfang seiner Karriere Ende der 1980erJahre kurzzeitig als Erster Kapellmeister in Coburg verpflichtet. Auch wenn Merzyn noch am Anfang seiner Karriere als Opern-Dirigent steht: sein Coburger "Norma"-Debüt als Vertreter von Generalmusikdirektor Roland Kluttig überzeugt nachhaltig und macht schon jetzt neugierig auf seine erste Einstudierung am Landestheater - Otto Nicolais komische Oper "Die lustigen Weiber von Windsor".
Die Coburger Neuproduktion von Bellinis Operndrama "Norma" lockt mit einer exquisiten Sängerschar.
Das gilt auch für die alternierende Besetzung mit Ana Cvetkovic-Stojnic in der Partie der Adalgisa. Sie beweist, dass sich schlanke Koloratur-Brillanz und lyrische Intensität bruchlos verbinden lassen. Dafür gibt es am Ende viel Applaus wie für die gesamte Solistenschar - allen voran Celeste Siciliano als Norma und Milen Bozhkov als Pollione. Auch die zweite Vorstellung bestätigt den Premieren-Eindruck: Diese Coburger "Norma" ist unbedingt hörenswert.
Aus dem Leben eines Künstlers
Alexander Merzyn
Der 1983 in Kiel geborene Merzyn ist seit Beginn dieser Saison für zunächst zwei Spielzeiten neuer Erster Kapellmeister am Landestheater Coburg. Merzyn studierte Violoncello in Berlin und spielte beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin sowie beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. 2009 folgte ein Dirigierstudium in Weimar bei Nicolás Pasquet, Gunter Kahlert und Anthony Bramall. Seit 2010 ist er Stipendiat des Dirigentenforums des Deutschen Musikrates. Er besuchte Meisterkurse unter anderem bei Herbert Blomstedt, Kurt Masur und Peter Gülke. Seine künstlerische Vita verzeichnet bereits zahlreiche Auftritte als Dirigent. 2010 gewann er den MDR-Dirigierwettbewerb und wurde daraufhin 2011 für eine Rundfunkproduktion und ein Konzert des MDR Sinfonieorchesters eingeladen. Daneben leitete er in den letzten Jahren viele weitere Orchester, darunter die Dresdner Philharmonie, die Jenaer Philharmonie und die Meininger Hofkapelle. Merzyn ist Preisträger des Charlotte- Krupp-Stipendiums der Neuen Liszt-Stiftung Weimar und des Ferenc-Fricsay-Stipendiums.
Termine
"Norma" - 27., 30. September, 8., 16. Oktober, 20. November, 2., 6. Dezember, 5. Januar 2016, Landestheater