Noch ist nichts verloren, aber...
Autor: Christoph Böger
Frohnlach, Mittwoch, 08. Juni 2016
Die Ausgangsposition des VfL Frohnlach ist nach dem 0:0 im Hinspiel gegen den SV Erlbach nicht wirklich gut.
Willi Schillig wenn noch leben würde, er wäre gestern Abend spätestens in der Halbzeitpause schnurstracks in die Kabine geschlürft, um seinen Ärger Luft zu machen und um einigen seiner Bayernliga-Kicker den Kopf zu waschen.
Doch die Zeiten beim VfL Frohnlach haben sich längst geändert. Einen starken Mann, einen uneingeschränkten Boss gibt es nicht mehr. Weder auf, schon gar nicht neben dem Platz.
Sicher war die fehlende Hierachie ein wesentlicher Grund, weshalb es mit dem seit fast vier Jahrzehnten renommiertesten Fußballklub der Region in den letzten Monaten bergab ging.
Ob der drohende Sturz in die Sechstklassigkeit nach dem mageren 0:0 gegen den SV Erlbach noch verhindert werden kann, entscheidet sich schon übermorgen. Am Samstag um 16 Uhr muss die Mannschaft, die danach in großen Teilen auseinanderfallen wird, nämlich im Landkreis Altöttingen zum letzten Akt auf die "große" Bühne.
In Oberbayern entscheidet sich also die sportliche Zukunft. Es geht um die Frage: Bayern- oder Landesliga? Unabhängig davon steht fest, dass neben dem Trainerstab mindestens auch die Hälfte aller Spieler den Verein verlassen werden.
Das neue Führungstrio - Michael Werner, Christian Tremel und Cheftrainer Oliver Müller - hat allerdings Planungssicherheit, denn nicht weniger als 21 Jungs aus dem Kader 1. Mannschaft und dem vom Spielbetrieb abgemeldeten Kader der 2. Mannschaft haben ihre Zusage für ein weiteres Jahr beim VfL gegeben. Stand Anfang Juni.
Die gestrige Leistung vor nur 300 Zuschauern - im Schnitt wollten nur 140 Besucher die Frohnlacher während der Punktrunde sehen - war jedenfalls nicht bayernligawürdig.
Doch darum ging es in diesem Zusatz-Relegationsspiel auch gar nicht. Das einzige, was zählte, war am Ende das Ergebnis. Und das 0:0 lässt für beide arg gebeutelten Teams noch alle Chancen für das Rückspiel in zwei Tagen offen.
Hinten unsicher - vorn harmlos
Zum Spiel: Schnell war zu erkennen, dass die Gäste auf Sicherheit programmiert waren. Ihre Fünferkette stand felsenfest und ließ nichts zu. Chancen hatten im ersten Durchgang deshalb auch nur die körperlich überlegenen Oberbayern.Mehrmals lag in brenzlichen Situationen ein Treffer in der Luft, weil die Frohnlacher nicht konsequent verteidigte. Doch entweder war der Winkel zu spitz oder ein Erlbacher Stürmer rutschte knapp am Ball vorbei.
Auf der Gegenseite sorgten nur Weitschüsse von Bulat (25.), den der Gästekeeper über die Latte faustete, und von Wagner (34.) für zaghaften Applaus auf den spärlich besetzten Rängen.
Trotz zweier Blitze und einigen Donnerschlägen blieb das von vielen befürchtete Gewitter aus - allerdings passierte bis zur Pause auf dem Platz auch nicht viel. Frohnlach war mit dem 0:0 gut bedient. Auch nach der Pause war die Körpersprache der Gastgeber lobenswert und der Wille, das dringend notwendige Tor zu schießen, war auch erkennbar, doch es fehlten schlichtweg die Mittel. Alle Bemühungen von Beetz, Pflaum & Co. verpufften.
Zwischen der 60. und 70. Minuten hatten die "Blau-Weißen" ihre beste Phase, doch da fehlte in zwei, drei Aktionen auch das notwendige Quäntchen Glück. Die beste Chance vergab Kapitän Bulat, als er nach einer Ecke am langen Pfosten völlig frei den Ball verfehlte und nicht das Streitobjekt, sondern er im Netz landete (85.). Da jedoch hinten auch nichts mehr anbrannte, blieb es bei der aus VfL-Sicht eher unbefriedigenden "Nullnummer".
Willi Schillig wäre gestern Abend brummelnd, missmutig und äußerst gereizt, vielleicht auch borstig und wenn ihm jemand in diesen Augenblicken in die Quere gekommen wäre, sogar ungehalten aus seinem schmucken Stadion geschlichen. Resigniert oder sein Team aufgegeben- so wie es gestern bereits mehrere Zuschauer schon während der Schlussphase taten - hätte der Fußballfanatiker aber keinesfalls.
Spätestens nach einer eher schlaflosen Nacht und der einen oder anderen Partie Mensch-Ärgere-Dich-Nicht mit seiner Ehefrau Trude, wäre am nächsten Morgen wieder das Kämpferherz des Ehrenpräsidenten erwacht. Vielleicht hätte er sich am Telefon mit einer kurzen, dafür aber umso prägnanten Medienschelte abreagiert, aber sicher hätte er sich öffentlich schützend vor seinen Trainer und seine Spieler gestellt.
Und vor allem eines hätte Willi Schillig gemacht: Neuen Mut verbreitet. "Wischi" würde in dieser schwierigen Situation alles in seiner Macht stehende unternehmen, damit seine Mannschaft am Samstag doch noch den Klassenerhalt schafft. Aber Halt - Willi Schillig (86) ist seit Ostern 2013 tot. Seit dem sind andere beim VfL gefordert. Vor allem am Samstag. Um 8.30 Uhr fährt ein Bus Richtung Oberbayern.
VfL Frohnlach gegen SV Erlbach 0:0
VfL Frohnlach: Hempfling - Eckert A., C. Beetz, Rebhan, P. Beetz (ab 63. Hartmann) - Schmidt, Pflaum, Wagner, Knie (ab 80. Autsch), Bulat, McCullough (ab 73. Werner).SV Erlbach: Malec - Schmidt I., Schwarzmeier, Schreiner, Bonimeier, Fischer, Salzinger (ab 70. Leitmeier), Holzner, Hahn, Penkner, Popp(ab 88. Maßberger).
SR: Steigerwald (Karlstadt).
Zuschauer: 300.
Gelbe Karten: Eckard.