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Neustadter Klärschlamm hat es jetzt schön warm


Autor: Berthold Köhler

Neustadt bei Coburg, Mittwoch, 21. März 2018

Mit zahlreichen baulichen Maßnahmen hat es die Stadt Neustadt bei Coburg geschafft, den Energiebedarf ihrer Kläranlage um ein Drittel zu reduzieren.
Großbaustelle:  Der große  Klärschlammfaulturm in der Neustadter Kläranlage  bekommt  derzeit eine 18 Zentimeter dicke  Isolierschicht.Berthold Köhler


Das Ergebnis einer 2011 erstellten Analyse der Arbeit in der städtischen Zentralkläranlage war eindeutig: Die entsprechenden baulichen und technischen Investitionen vorausgesetzt, lässt sich beim Betrieb jede Menge Energie einsparen. Derzeit ist die Stadt dabei, den letzten großen Schritt zur Energieeinsparung zu gehen: mit der Wärmedämmung des Klärschlammfaulturmes. Elke Protzmann (CSU), als zweite Bürgermeisterin im Rathaus für die baulichen Aktivitäten zuständig, freut sich über den bevorstehenden Rückgang der Energiekosten: "So können wir es schaffen, auch künftig die Abwassergebühren für die Bevölkerung günstig zu gestalten."
Bei einer Kläranlage gibt es nur wenige Stellen, an denen die Wärmedämmung so wichtig ist wie beim Faulturm. Bernd Müller betreut für das Planungsbüro "Schneeberg & Kraus" zahlreiche Kläranlagen in ganz Franken und erklärt: "Klärschlamm braucht zur Erzeugung von Klärgas eine konstante Temperatur von über 35 Grad." Damit diese besonders im Winter leichter erreicht werden kann, wurde die alte, dünne Dämmung entfernt und durch neu Steinwolle-Dämmplatten ersetzt. Diese sind 18 Zentimeter dick und liegen hinter einer Schutzverkleidung aus Aluminium. Das Prozedere klingt leichter als es war, betont Müller. So musste vor Beginn der Sanierung der Faulturm erst dreidimensional vermessen werden, um die richtigen Abstände für die Isolierschicht zu ermitteln. Rund 200 000 Euro stehen für Faulturmdämmung im Haushaltsplan, sie wird das Gesamtprojekt der energetischen Sanierung der Kläranlage abschließen. Insgesamt, so hat Peter Werner von der Bauabteilung im Rathaus ausgerechnet, dürften damit die Energiekosten in der Kläranlage um ein Drittel gesunken sein.
"Vieles, was in der Kläranlage passiert, geschieht unbemerkt von der Öffentlichkeit", weiß Elke Protzmann. Um so wichtiger sei es ihr, dass die Bevölkerung wisse, dass dort von der fünfköpfigen Mannschaft um Betriebsleiter Rainer Langer gute Arbeit geleistet werde. Denn eine Kläranlage ist ein wichtiger Teil der städtischen Infrastruktur, ergänzt Peter Werner: "Hier ist 24 Stunden, 365 Tage im Jahr immer was zu tun." Die Stadt profitierte davon, dass es das Team der Kläranlage mit der Wartung sehr genau nehme. So komme es nur selten zu unliebsamen Überraschungen im technischen Bereich.
Das Thema der Energieeffizienz hat Rainer Langer in den vergangenen Jahren ganz schön auf Trab gehalten. In den 80er Jahren, als die meisten heute noch stehenden Teile der Kläranlage gebaut wurden, habe das Thema "Energie" quasi keine Rolle gespielt. "2005 ging es in dieser Richtung dann los", erinnert sich der Betriebsleiter, dass die 2011 von einem Ingenieurbüro erstellte Analyse "klar die Schwachstellen aufgezeigt" habe. So war die Verstromung des Klärgases, um einen möglichst großen Teil des elektrischen Energiebedarfes zu decken, der wohl größte Schritt zur Kostensenkung.
Bernd Müller betreut seit vielen Jahren die bauliche Entwicklung der Kläranlage in der Straße "Am Ferngaswerk". Deshalb traut sich der Diplomingenieur zu, ein Urteil über den Zustand der Technik zu fällen: "Die Neustadter Kläranlage steht super da." Er rechnet deshalb nicht damit, dass die Stadt in den nächsten vier, fünf Jahren gezwungen sein wird, in großem Umfang in die Abwasserentsorgung zu investieren. Klar: Im Bereich der biologischen Reinigung/Belüftung falle immer mal was an, erklärt Müller - "aber nichts, was in die Millionen geht". Da gibt es eher eine andere Sache, die Müller als künftige Herausforderung für die Städte und Gemeinden sieht: die Kanalnetze. Die sind hierzulande meist so um die 40/50 Jahre alt und müssen zumindest auf lange Sicht erneuert werden. "Das wird eine Daueraufgabe", ist sich Bernd Müller sicher.