Neustadter hängen an der Quelle auf dem Muppberg
Autor: Redaktion
Neustadt bei Coburg, Freitag, 01. Juli 2016
Die Ottilienquelle auf dem Muppberg bedeutet den Menschen in der Stadt etwas. Nun wurden Einfassung und Umfeld erneut restauriert.
Wer in den letzten Wochen an der Ottilienquelle auf dem Muppberg vorbeigekommen ist, hat es ganz sicher bemerkt: Die vor Jahren von der Katholischen Kirche gestiftete Ruhebank hat eine neue Belattung erhalten, das gusseiserne Schild "Ottilienquelle" ist gereinigt und farblich neu gestaltet und die gesamte Anlage von allerhand Bewuchs und Überwucherungen gesäubert worden. Auch die Sandsteineinfassung der Quelle ist weitgehend von Grünbelägen befreit worden. Kurzum: Die Anlage sieht wieder sehr einladend aus.
Muppbergwanderer haben von diesem idyllischen Platz aus, der an einem verwunschenen Pfad zwischen Arnoldhütte und Rädleinstein liegt, einen einmalig schönen Blick auf Neustadt. Freundlicherweise hatten sich vor geraumer Zeit die "Bergfreunde 70" mit ihrem rührigen Vorsitzenden Rainer Göbel auf Anfrage der Katholischen Pfarrgemeinde St. Ottilia bereit erklärt, die Ruhebank zu erneuern und das Quellenschild aufzufrischen.
Ein Arbeitseinsatz
Ulrich Gwosdzik, Franz Rung, Dieter Seyfarth und Wolfgang Spilker von der katholischen Kirche sowie Heimatfreund Siegfried Vetter brachten die Anlage bei einem Arbeitseinsatz wieder auf Vordermann. Ein neues Laubschutzgitter an der Abflussleitung soll demnächst noch eingebaut werden. Sicherlich wird auch die oberhalb der Ottilienquelle stehende zweite Bank, gewidmet vom Neustadter Alpenverein, noch "aufpoliert" werden. Auch wollen die "Bergfreunde 70" das zerfallene Geländer am steilen Zugang zur Ottilienquelle wieder erneuern.Aus Überlieferungen weiß man, dass die Ottilienquelle auf dem Muppberg im Mai 1928 durch den Thüringerwald-Verein - "in Wahrung einer ehrwürdigen Tradition" - gefasst wurde. Als in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 1958 (Himmelfahrt) Neustadt von einer großen Unwetterkatastrophe heimgesucht wurde, blieb auch der Muppberg nicht verschont. Unzählige Bäume entwurzelten oder wurden förmlich abrasiert. Kein Wunder, dass auch die Ottilienquelle bei diesem verheerenden Sturm zerstört wurde.
Laut Aussage des damaligen Oberforstmeisters Lunz soll der Windwurfschaden im Neustadter Forstamt 12 000 Kubikmeter betragen haben. Da es zu der Zeit kaum Bagger und Motorsägen gab, dauerte es Wochen, die kreuz und quer übereinanderliegenden Stämme aufzuräumen. Vier Jahre später erfolgte die Quellenreparatur. Dazu heißt es in der Heimatzeitung vom 23. Juni 1962, "dass der Hüttenwirt Felix Meusel zusammen mit seiner Frau und zwei Neustadter jugendlichen Helfern die Ottilienquelle wieder neu gefasst und instandgesetzt haben."
Die beiden Jugendlichen waren Helfried Hofmann und Werner Bär von der Deutschen Pfadfinderschaft. Weiter schreibt der Berichterstatter: "Seit vierzehn Tagen arbeiten sie in ihrer Freizeit am Aufbau der Steinfassung. Sie haben oberhalb der Quelle Waldblumen angepflanzt, den Platz um die Quelle hergerichtet und einen Treppenaufgang zur Schutzhütte ausgebaut. Die Neufassung der Quelle in einem nichtrostenden Rohr besorgte Klempnermeister Ernst Knoch, der auch noch eine Kupferkassette zur Verfügung stellen wird, um die alten Dokumente mit einem Nachbericht aus unsere Zeit in die Steinwand hinter der Quelle einzumauern."
Das rechteckige Schild kam weg, ein ovales wurde montiert
Erwähnenswert ist, dass im Jahre 1965 das alte
rechteckige Schild "Ottilienquelle" durch das noch heute angebrachte ovale Schild aus Gußeisen ersetzt wurde.Die Geschichte der Ottilienquelle hat der Neustadter Heimatforscher und -schriftsteller Emil Herold anlässlich der Weihe im Jahre 1928 dargestellt. Darüber ist in der Heimatzeitung vom 23. Juni 1928 Folgendes geschrieben: "In kurzer Zusammenfassung lässt sich sagen, dass die Quelle vor Jahrtausenden von unseren germanischen Ahnen beim Roden von Neuland gefunden wurde. Sie rief zwar dort oben auf dem Gipfel des Berges keine Siedlung hervor, muss aber unseren Ahnen (wie allen Quellen) als besonders verehrungswürdig erschienen sein; denn durch Grabungen ist heute erwiesen, dass dicht neben ihr ein germanischer Kultplatz bestand. Mit der Christianisierung wich der germanische Kultplatz dem neuen Brauchtum. An der Quelle wurde ein christliches Heiligtum, eine Kapelle, errichtet, die schon frühzeitig zum Wallfahrtsort wurde. Dass sie der heiligen Ottilie geweiht war, jener unglücklichen Tochter des elsässischen Alemannenherzogs Ethiko, die blind geboren und deshalb verstoßen wurde und nach christlicher Unterweisung durch Mönche bei ihrer Taufe (Berührung mit dem Wasser!) sehend wurde, entsprach einem Zug der damaligen Zeit.
Die Neustadter ist nicht die einzige Ottilienquelle
Die Verehrung der Hl. Ottilia, der Schutzpatronin des Elsaß, blieb nicht auf diese Gegend beschränkt. Es gibt in Deutschland über 50 Ottilienkapellen. Alle waren auf Bergeshöhen mit einem weiten Rundblick, dort wo das Auge, das Attribut der St. Ottilia, am weitesten reichen konnte, berichtete Emil Herold. Funde von Ton- und Topfscherben, die bei der Fassung der Quelle im Jahre 1928 und auch schon früher gemacht wurden, beweisen darüber hinaus, dass die Quelle der Hl.
Ottilie geweiht war; denn man schöpfte dort das wundertätige Wasser und trug es sogar nach Hause. Wallfahrer und fromme Pilger haben durch die Jahrhunderte hindurch den Glauben an die heilende Wirkung des Wassers der Ottilienquelle weitergetragen.Bei der in den vergangenen Wochen erfolgten Neufassung der Quelle wurde in dem alten, zusammengebrochenen Gestein eine Flasche mit zwei Dokumenten aus dem Jahre 1928 gefunden. Es handelt sich um eine Liste der Männer und Frauen, die beim Steinesammeln die Arbeit zum Bau der Quelle unterstützt haben. Alles waren Mitglieder des Thüringerwald-Vereins, die sich unter ihrem damaligen Vorsitzenden Christian Sattler zusammenfanden. Gebaut wurde die Quelle von Baumeister Ebert junior. Die gusseiserne Tafel wurde kostenlos durch die Firma Dorst aus Oberlind geliefert. Die Mittel zum Bau wurden vom Hauptverein in Eisenach und vom hiesigen Zweigverein des Thüringerwald-Vereins gestellt. Das zweite Dokument enthält die Niederschrift eines Gedichtes, das zur Weihe der Quelle von Christian Sattler verfasst worden war. Beide Blätter tragen das Datum vom 3. Mai 1928." Leider ist dieses Gedicht nicht auffindbar.