Neustadt hat wieder Flüchtlinge als Gäste
Autor: Rainer Lutz
Neustadt bei Coburg, Dienstag, 18. August 2015
31 Männer aus sieben verschiedenen Ländern sind seit Montag in der Frankenhalle untergebracht. Der Landkreis war erneut gefordert, im Rahmen des Notfallplans Flüchtlinge aufzunehmen. Wie viele noch kommen, ist unklar.
Landrat Michael Busch (SPD) stellt es an den Beginn seiner Ausführungen: "Flüchtlinge sind uns willkommen." Anlass der Pressekonferenz ist das Eintreffen von 32 Asylbewerbern, die seit Montag in der Frankenhalle in Neustadt untergebracht sind. Zum zweiten Mal in diesem Jahr greift der Notfallplan der Staatsregierung für den Landkreis. Zum zweiten Mal ist Busch der Stadt Neustadt und ihrem Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) dankbar, dass sie die Frankenhalle zur Verfügung stellt.
"Ich selbst kann ja nur auf Einrichtungen zugreifen, die dem Landkreis unterstehen", erklärt Busch. Wenn es um Hallen geht, dann wären das die der Realschule CO II oder eben die der Realschule und des Arnold-Gymnasiums in Neustadt. Alle Beteiligten sind sich einig, dass ein Ausweichen auf die Frankenhalle vorzuziehen ist.
Aufnahmeeinrichtungen offenbar heillos überfordert
Flexibilität ist gefragt. Vor allem gilt das, weil die Aufnahmeeinrichtungen offenbar heillos überfordert sind. "Quoten für die Landkreise werden zum Teil wöchentlich korrigiert", bestätigt Ulrike Stadter, die im Landratsamt die "Soko Asyl" leitet, wie Michael Busch die Ressort übergreifende Arbeitsgruppe getauft hat. "Das ist nötig, weil durch die geltende Rechtslage viele Ämter betroffen sind, vom Bauamt, über das Gesundheits-, das Ordnungs- und das Sozialamt bis zum Amt für Jugend und Familie", erklärt der Landrat.Die Rechtslage wird immer wieder Thema. Die Beamten halten sich mit Kritik zurück. Trotzdem wird erkennbar, wie der nicht nachlassende Strom von Flüchtlingen die Ämter belastet. Überstunden sind zum Regelbetrieb geworden, denn Personal zur Verstärkung gibt es bisher nicht.
Die Informationspolitik von "oben" macht es für die Ausführungsebene vor Ort nicht leichter. Für den 17. August wurde dem Landkreis (nach wechselnden Informationen in den Wochen zuvor) ein Bus mit 50 Asylbewerbern angekündigt. Sogar die Namensliste wurde übersandt. Als der Bus eintraf, saßen aber nur 32 Personen drin. Einer erwies sich als unbegleiteter Minderjähriger. Er musste daher nach Jugendhilferecht in einer Pflegeeinrichtung untergebracht werden.
So blieben 31 Männer für die Frankenhalle. Die meisten (15) kommen aus Syrien. Die anderen aus Afghanistan (5), Pakistan (5), Äthiopien (1), Gambia (1), Eritrea (2) und Albanien (2).
Während sich die ganze Gruppe von der Halle auf den Weg zur Kleiderkammer der Awo in Neustadt macht, berichten die Männer des Sicherheitsdienstes vom ersten Eindruck, den sie von der Gruppe haben. "Sie gehen sehr freundlich miteinander um", sagt einer, will aber nicht genannt werden.
In der Halle sind mit Trennwänden Schlafbereiche für jeweils sechs bis acht Personen eingerichtet. Bis zu 200 könnten nach Notfallplan aufgenommen werden. Wann es mehr werden? Niemand weiß es. Aber allen Stellen ist klar, dass die Zahl der Flüchtlinge insgesamt weiter steigen wird, die der Landkreis aufnehmen muss. "Wir versuchen, die Leute so schnell wie möglich aus der Halle zu bringen und dezentral unterzubringen", betont Michael Busch. Dafür werden weitere Quartiere gesucht. Investoren haben Interesse bekundet, verschiedene Gebäude herzurichten. Doch es muss immer geklärt werden, ob der Aufwand, der nötig ist, um allen Bestimmungen gerecht zu werden, durch spätere Einnahmen wieder gedeckt werden kann.
Eine besondere Herausforderung sind minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern ankommen. 52 von ihnen sind derzeit im Landkreis in verschiedenen Einrichtungen untergebracht. Für sechs davon wurden Pflegefamilien gefunden. Insgesamt befinden sich damit derzeit 434 Asylbewerber im Landkreis. 286 sind dezentral, 65 in einer Gemeinschaftsunterkunft in Ebersdorf und 31 in der Frankenhalle untergebracht.
Infos für Helfer
Wer helfen will, kann sich an das Büro für Bürgerschaftliches Engagement im Landratsamt wenden (Telefonnummer 09561/514332). Vor allem Angebote für Sprachunterricht oder Aktivitäten, die Vereine bieten können, werden gern angenommen.Kleiderspenden für Männer in den Größen M und L werden gern von der Kleiderkammer der Awo in Neustadt in der Kirchstraße angenommen und an die Flüchtlinge weiter gegeben. An der Halle werden keine Spenden angenommen.