Neustadt- Chronist aus Leidenschaft
Autor: Jochen Berger
Neustadt bei Coburg, Montag, 07. Februar 2022
Welche Verdienste sich Pfarrer Albert Greiner um seine Wahlheimat erworben hat.
In den Neustadter Neubaugebieten der 70er Jahre finden sich manche Straßen, die nach verdienten Persönlichkeiten benannt sind. So gibt es im Viertel an der Ketschenbacher Straße jenseits der Bahnlinie Richtung Coburg eine Ringstraße, die den Namen Pfarrer-Greiner-Straße trägt. Sie erinnert an einen Pfarrer, der sich - obwohl kein gebürtiger Neustadter - große Verdienste um die Heimatgeschichte der Puppenstadt erworben hat.
In jahrelanger und akribischer Arbeit hatte Albert Greiner die "Geschichte der Stadt und Pfarrei Neustadt (Herzogtum Coburg)" aufgeschrieben. Dabei umfasste der erste Band die Zeit von den Anfängen bis zum Jahr 1650, der zweite Band reichte bis in Greiners Gegenwart im Jahr 1910.
Für seine umfassende historische Dokumentation hatte Greiner alle damals verfügbaren archivalischen Quellen zu Rate gezogen - von den Kirchenbüchern über die Schulchronik bis hin zu Dokumenten, die er in diversen Archiven fand.
Dazu zählte beispielsweise die herzogliche Verwaltung, das Geheime Haus- und Staatsarchiv Coburg, das Hauptarchiv des Sachsen-Ernestinischen Hauses in Weimar und das Königliche allgemeine Reichsarchiv in München. Auf diese Weise gelang es Greiner, eine umfassende Darstellung der Entstehung Neustadts und des geschichtlichen Werdens der Stadt aufzuschreiben. Seine Arbeit wurde in der Folgezeit zum Standardwerk für alle Heimatkundler Neustadts.
Heimatgeschichtliches Lebenswerk
Geboren wurde Lorenz Siegmund Albert Greiner am 1. Juli 1868 in Königsberg/Franken. Dort besuchte er bis 1887 das Coburger Gymnasium, bevor er anschließend in Leipzig, Berlin und Erlangen Theologie studierte.
Am 1. November 1890 wurde er als Vikar nach Neustadt geschickt. Im Dezember 1891 bezog er das Diakonat, das Geburtshaus seiner Mutter. Ein Jahr später wurde er fest angestellt und blieb bis September 1904 in Neustadt, bevor er dann auf eigenen Wunsch die Pfarrstelle in Gauerstadt übernahm.
Dabei wollte Greiner keineswegs inneren Abstand von Neustadt gewinnen. Im Gegenteil. In der Ruhe Gauerstadts wollte er sein Lebenswerk fertigstellen - die zweibändige umfassende Geschichte Neustadts. Im Verlag Roßteutscher ging das Werk 1911 in Druck. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs starb Greiner - im Mai 1945 in Tübingen. Im Jahr 1974 ehrte ihn die Stadt Neustadt mit der Benennung einer Straße im Neubaugebiet an der Ketschenbacher Straße.