Neuer Operettenspaß auf der Waldbühne Heldritt
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Dienstag, 06. August 2019
Neustart auf der Waldbühne: Am Freitag hat Carl Michael Zellers "Die Landstreicher" Premiere.
Landstreicher, sehr spezielle, ziehen am Freitagabend ins Coburger Land, singende und in höchsten Tönen jodelnde, nein dudelnde, denn diese Landstreicher kommen aus Wien, wo der Dudler eine ganz besondere Kunst war. Und eine besondere atmosphärische Kunst soll am Freitag, 9. August, in Heldritt wiederbelebt werden, die der Sommeroperette auf der durchaus einmalig zu nennenden Waldbühne.
Mit Carl Michael Zellers Operette "Die Landstreicher" gibt es nach den schmerzhaften Wirren und der Pleite um die 25-jährige Coburger Sommeroperette einen Neuanfang, jetzt Sommeroperette Heldritt genannt und gestemmt von den Ursprünglichen der Coburger Sommeroperette um den musikalischen Leiter Reinhard Schmidt in Kooperation mit dem Heimatverein Heldritt und der Stadt Bad Rodach.
"Die Landstreicher" sind auch insofern wandernde Gesellen, als diese Produktion direkt von der Pramtaler Sommeroperette aus dem österreichischen Zell an der Pram kommt. Seit Montag wird auf der Waldbühne Heldritt geprobt, den Örtlichkeiten angepasst, mit ein bisschen lokalem Flair geimpft.
"Diese Landstreicher sind zwei Menschen, die sich nicht mit den Konventionen der bürgerlichen Gesellschaft abfinden", erklärt die Sopranistin Agnes Palmisano den Hintergrund der amüsanten Gaunerkomödie Zellers aus dem Jahr 1899. "Berta und August haben ihr Außenseitertum bewusst gewählt und irritieren zutiefst, werden dann auch gleich als Gesindel abgetan."
Da wir uns schließlich in der heiteren Operette befinden, wird daraus ein großer Spaß, denn das Landstreicherpaar Berta und August, das eigentlich nur das gefundene, wertvolle Collier zurückgeben wollte, führt die gar zu gute Gesellschaft mit ihren eigenen Mitteln an der Nase herum.
"Die beiden könnten auch Künstler sein", identifiziert sich die österreichische Sängerin mit durchaus ungewöhnlichem Werdegang und Standpunkt. In Heldritt ist sie jetzt nach üblichem Sommer-"Wanderzirkus" angekommen. Sie trat bei Festivals auf, hatte Konzerte, hat zwei noch jüngere Kinder. Die Wienerin, die heute Engagements an der Wiener Volksoper, dem Wiener Burgtheater und der Bayerischen Staatsoper hat, war ursprünglich Sonderschullehrerin, hat Gesang studiert und sich vor allem des aussterbenden Wiener Dudlers angenommen, des Wiener Koloraturjodlers, der mittlerweile immaterielles Kulturerbe der Unesco ist.
Der Wiener Dudler
Als sie vor gut vier Wochen mit ihrem Bühnenpartner Harald Wurmsdobler bei einer Pressekonferenz in Bad Rodach eine Kostprobe des auf der Waldbühne zu Erwartenden gab, da konnte man schon mal ein bisschen Staunen über die wilden Sprünge zwischen schwindelnden Höhen und gesanglichen Tiefen, durch die Agnes Palmisano zu ziehen fähig ist, wobei dann auch noch melodisch sehr Einnehmendes herauskam. In "Die Landstreicher" hat sie extra so ein besonderes Gesangsstück einbauen lassen, entliehen von Carl Millöcker.