Neuer Chefarzt will Wartezeiten verkürzen
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Donnerstag, 29. August 2013
Privatdozent Stefan Piltz ist der neue Chefarzt der Unfallchirurgie am Klinikum Coburg. In den nächsten Wochen will er zunächst die Abläufe in der Notaufnahme verbessern: mit einem neuen Termin-System.
Zwei Dinge hat sich Chefarzt Stefan Piltz für die nächsten Wochen fest vorgenommen. Erstens: Das Münchner Nummernschild an seinem Auto durch ein Coburger Kennzeichen ersetzen. Zweitens: In der Notaufnahme des Coburger Klinikums eine geordnete Terminvergabe organisieren und so die Wartezeiten für Patienten verkürzen.
Das Münchner Autokennzeichen sei für manchen Coburger offenbar eine Provokation. Das musste Privatdozent Stefan Piltz, der seit 1. August neuer Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum ist, gleich in seinen ersten Tagen in Coburg feststellen. Ebenso, dass es in der Notaufnahme immer wieder zu langen Wartezeiten komme, was der Zufriedenheit der Patienten mit "ihrem" Klinikum nicht gerade dienlich sei.
Hier will Piltz gleich in den nächsten Wochen ansetzen und gewisse Abläufe neu ordnen.
Für eine räumliche Trennung wie etwa in Finnland, wo es teilweise sogar eigene Kliniken für Notfälle und elektive Patienten gebe, sei in Coburg schlicht der Platz nicht vorhanden, sagt Piltz. Deshalb muss das Problem - vorerst - anders gelöst werden. Der Chefarzt setzt auf Organisation: Statt einfach vorbeizukommen, müssten sich solche Patienten künftig einen Termin geben lassen. Dies lasse sich ohne größeren Aufwand schon binnen weniger Wochen verwirklichen. Was nicht heißen soll, dass es in den nächsten zwei Jahren weitere strukturelle und auch bauliche Veränderungen geben könne.
Aber, und das betont Piltz ausdrücklich, all das müsse in Absprache mit allen anderen Kollegen erfolgen, die in der Notaufnahme tätig sind. "Ich bin ja nicht der Leiter der Notaufnahme."
24 Jahre Großhadern
Stefan Piltz kommt ursprünglich aus Frankfurt am Main. Seine Studienjahre 1982 bis 1988 verbrachte er in Mannheim und Heidelberg. Über eine kurze Zwischenstation in Köln kam Piltz 1989 nach München ans Klinikum Großhadern. Ab 2004 leitete er dort die Unfallchirurgie.
Kurz vor dem 25-jährigen Dienstjubiläum wechselt der 51-Jährige nun von der "Weltstadt München" ins kleine Coburg. Den Ausschlag für diesen Umzug in die Vestestadt habe zu einem großen Teil der Regiomed-Verbund gegeben - das Klinikum Coburg ist das größte Haus in der 2008 gegründeten Holding. Mit solchen Zusammenschlüssen kennt Stefan Piltz sich bestens aus: 1999 fusionierten die beiden Münchner Unikliniken Innenstadt und sein Arbeitgeber Großhadern. Die medizinische Patientenversorgung musste neu strukturiert und die Verwaltung zusammengefasst werden. "Das waren zwei vollkommen verschiedene Welten vorher", weiß Piltz - von den beiden Verwaltungsdirektoren bis hin zu den OP-Kitteln sei alles unterschiedlich gewesen.
Den Prozess der Fusion habe er "in allen Höhen und Tiefen" miterlebt. "Ich sehe hier im Regiomed-Verbund eine ähnliche Situation." Ein reibungsloser Ablauf komme nicht von heute auf morgen.
Schwerpunkt Kinderchirurgie
Der neue Chefarzt hat sich vorgenommen, ein differenziertes Leistungsspektrum anzubieten, wobei er einen Schwerpunkt auf die Kindertraumatologie legen will. "Ich war überrascht, wie viele verletzte Kinder und Jugendliche wir hier zu versorgen haben." Auf diesem Gebiet wolle er insbesondere mit dem Klinikum Hildburghausen zusammenarbeiten, wo bereits eine Kindertraumatologie vorhanden sei.
Neben der Sporttraumatologie steht auch die Tumororthopädie ganz oben auf Piltz' Prioritätenliste. "Dieses Gebiet bearbeiten wir hier noch nicht so, wie es die Gegebenheiten der Region erfordern würden."
Generell gilt für den 51-Jährigen, dass stets für den Patienten die beste Lösung gefunden werden soll - ohne Rücksicht auf persönliche Eitelkeiten. Und: "Patienten wollen möglichst an ihrem Wohnort versorgt werden. Das ist der Anspruch an uns."
Viel Gutes habe er in seinen ersten Tagen in Coburg schon gesehen: Die ärztliche Kompetenz am Klinikum Coburg etwa sei auf allerhöchstem Niveau. Dem Pflegepersonal spricht er in puncto Qualität und Freundlichkeit ein Kompliment aus. Das kenne er aus München etwas anders: "Da ist der Ton oft deutlich rauer." Aber auch die Stadt Coburg gefalle ihm und seiner Frau Petra sehr gut. "Coburg hat Lebensqualität und Pfunde, mit denen es wuchern kann."
Ideen angehen
Klinikum-Geschäftsführer Mario Bahmann wünschte dem neuen Chefarzt bei der gestrigen offiziellen Begrüßung, den nötigen Mut, um seine Ideen angehen zu können. Ein Wunsch, der bei Stefan Piltz auf offene Ohren stößt: "Ich habe das Gefühl, dass ich meine Klinik von der Bodenplatte ganz neu strukturieren darf", entgegnete er. "Dem fühle ich mich gut gewachsen."