Druckartikel: Neue Rektorin an der Heiligkreuzschule

Neue Rektorin an der Heiligkreuzschule


Autor: Christiane Lehmann

, Donnerstag, 27. Sept. 2012

Die neue Rektorin Ariane Hofmann will eine Schule, an der sich alle wohlfühlen, wo Stärken erkannt und gebildet werden, wo Bildung mehr ist als Wissensvermittlung.
Die Zeiten haben sich geändert: Das Stehpult, an dem Ariane Hofmann steht, ist ein Überbleibsel aus alten Tagen. Die neue Rektorin steht für neue Unterrichtsmethoden. Foto: Christiane Lehmann


Viele schlaue Sätze hat sich Ariane Hofmann für die Zeitung aufgeschrieben. Es bleibt schließlich nur eine Stunde Zeit, um ihre Person, ihr Konzept und ihre Vorstellung von Pädagogik zu erläutern. Dabei sprudeln die Gedanken und Ideen aus der neuen Rektorin der Heiligkreuzschule nur so heraus.
Doch nach und nach. Der Tag in der Schule beginnt mit einem "Guten Morgen!" Das möchte Ariane Hofmann so und hat es den Schülern bei ihrer Vorstellung mit auf den Weg gegeben. Im Gegenzug ist es ihr eine Selbstverständlichkeit, "ihre" Schüler - in und außerhalb des Schulgeländes ihrerseits zu grüßen. "Das gibt ein gutes Gefühl", sagt sie und schnell wird klar, dass Gefühle und Emotionen einen wichtigen Stellenwert einnehmen.
Sie spricht oft von den "Kindern", die sich angenommen fühlen müssen, die Kinder, die angstfrei lernen sollen. Lob und Anerkennung, spürbare Erfolge, all das will die 49-Jährige aussprechen. "Jeder soll spüren, dass Schule ein Ort ist, an dem er sich entfalten und wohlfühlen kann, an dem er ein Mitspracherecht hat", sagt die Mittelschullehrerin und meint damit auch ihre Kollegen. "Welche Stärken bringt welcher Mitarbeiter mit?" Mit dieser Frage beschäftigt sie sich zur Zeit, um jeden möglichst da abzuholen, wo er steht, dort einzusetzen, wo er am meisten erreichen kann und Spaß hat.
Ariane Hofmann hat Visionen, die sie mit dem Hirnforscher Manfred Spitzer teilt. Sie ist bereit, unkonventionelle Wege zu gehen.

Unterrrichtsmethotik nennt sie eines ihrer Steckenpferde. "Wenn sich Kinder und Kindheiten verändern, muss sich auch die Form des Unterrichts verändern", ist sie überzeugt und spricht von einem regelrechten Survivaltraining für Lehrer, wenn sie sich mit anderen Unterrichtsformen auseinandersetzen. Frontalunterricht sei sicherlich auch heute noch eine Möglichkeit, Lernstoff zu vermitteln. Aber es dürfe eben nicht der einzige sein.
Bei allen Unwegbarkeiten, wie zu kleine Räume, zu große Klassen oder Inklusion ohne passende Rahmenbedingungen, bleibt die Lehrerpersönlichkeit die zentrale Figur im Schulsystem. Und gerade in der Mittelschule, wo der Lehrer seine Schüler eben nicht nur aus ein zwei Stunden Fachunterricht kennt, sondern die "Kinder" ganzheitlich erfährt, sieht sie eine große Chance.
Zur Bildung von Schülerpersönlichkeiten nennt Ariane Hofmann die Mittelschule eine "wertvolle Schule". Wie muss ein Schulabgänger heutzutage sein, um erfolgreich im Leben zu bestehen?
"Wir brauchen ganz andere Menschen als früher. Die Schüler müssen das Lernen angstfrei erlebt haben, sie müssen kreativ sein und soziale Kompetenz besitzen, sich Eigensinn und Querdenkertum bewahrt haben", ist sie überzeugt.

Ade den Auswendiglernern


Sind die Zeiten der aalglatten Ausweniglerner damit vorbei? "Definitiv!" Schulische Bildung sei nicht nur Wissensvermittlung. Jugendlich sollten die Erfahrung machen, einmal auf einer Bühne gestanden und ihre Ideen vor Publikum präsentiert zu haben. An der Heiligkreuzschule sind die Voraussetzungen mit einem engagierten und vielseitig angagierten Lehrerkolegium vorhanden.
Doch, wenn sich Ariane Hofmann etwas wünschen dürfte, ginge das noch ein bisschen darüber hinaus: Die Politik müsse endlich erkennen, dass Kinder Deutschlands Ressourcen sind. Und jede Investition auf diesem Gebiet zahle sich x-fach aus. Für die Schulen bedeute dies: mehr Lehrkräfte (zwei pro Klasse) und mehr Räume. Für die Heiligkreuzschule wäre ein großer Werkraum, in dem sich die Jugendlichem nachmittags ausprobieren dürfen, ein Traum. Doch geträumt wird später, jetzt ist wieder Unterricht.