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Neue Möglichkeit für Wachkomapatienten


Autor: Christiane Lehmann

Coburg, Dienstag, 16. April 2013

Das Sonneberger Unternehmen Fazmed bietet ambulante Intensivpflege an - ob daheim, in einer Wohngruppe am Rittersteich oder neu, auch in Appartements auf Schloss Hohenfels.
Ein Wachkoma-Patient ist bereits eingezogen. Auf Schloss Hohenfels gibt es seit März betreutes Wohnen mit einer Intensivpflegebetreuung.


Das Leben von Georg Tamberg hat sich abrupt verändert. Seine Frau hatte am 5. März eine Hirnblutung. Noch liegt die 74-Jährige in Staffelstein im Krankenhaus. Doch da kann sie nicht bleiben. Der Rentner braucht jetzt dringend einen Intensivpflegeplatz für seine Frau, da sie mit einer Trachalkanüle ständig überwacht werden muss. Bei den Pflegeheimen in Coburg hat er kein Glück. "Die bieten alle keine Intensivpflege an", sagt Tamberg.

Dank der Sozialberaterin der Schönklinik Staffelstein ist Georg Tamberg jetzt fündig geworden. Im Mai zieht seine Frau in ein Appartement auf Schloss Hohenfels. "Das ist einfach ideal für uns", sagt der noch rüstige Senior, der zusammen mit seiner Tochter die Räumlichkeiten besichtigt hatte.

Andreas Franke, Geschäftsführer des Sonneberger Unternehmens Fazmed, freut sich immer, wenn Lösungen gefunden werden. "Die Angehörigen sind oft verzweifelt, wenn sie zu uns kommen." Seit 2008 gibt es das Konzept für eine regionale ambulante Intensivbetreuung. "Im Sonneberger Facharztzentrum gab es einen Beatmungspatienten, der untergebracht werden musste", erinnert sich Franke. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz für ihn, wurde sehr schnell klar: Im Umkreis von 150 Kilometern gibt es so etwas nicht. Das nächste Heim, das auf beatmete Patienten spezialisiert ist, liegt in Münnerstadt.

Und so entschied sich Andreas Franke, ein Konzept für ambulant außerklinische Intensivpflege zu entwickeln. "Jeder Mensch hat vom Gesetz her das Recht, ambulant zu Hause versorgt zu werden", erläutert Franke. Die Krankenkassen finanzieren auch die häusliche Pflege in diesem Bereich. Allerdings sei das oft schwierig. Nicht immer gebe es Angehörige, die sich kümmern können, oder sie sind körperlich gar nicht in der Lage dazu. Auch die räumlichen und hygienischen Voraussetzungen sind nicht immer gegeben. Dennoch betreut Fazmed eine Reihe von Patienten bis zu 24 Stunden am Tag daheim. Im Landkreis Coburg sind es allein fünf Patienten, die diesen Service nutzen.

Pflege in der Wohngruppe

Eine Alternative dazu ist die betreute Wohngruppe am Rittersteich. "Dort versorgen wir drei ältere Patienten, die beatmet werden müssen. Um die Organisation und den Alltag innerhalb der Wohngruppe kümmern sich die Angehörigen.

Neu ist seit Ende März die Möglichkeit auf Schloss Hohenfels ein Appartement zu mieten und im Rahmen von betreutem Wohnen intensiv gepflegt zu werden. So wie Frau Tamberg bald. "Wir übernehmen Patienten direkt von der Intensivstation", sagt Franke. Das sei nur möglich, weil ausschließlich ausgebildete Fachkräfte bei Fazmed beschäftigt sind. Neben Intensivkranken- und Kinderkrankenschwestern gibt es nur examinierte Pflegekräfte, die auf dem Gebiet der Beatmung speziell ausgebildet sind.

Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) hat es mit seiner aktuellen Prüfung bestätigt: "Die Fazmed GmbH leistet als ambulanter Intensivpflegedienst ausgezeichnete Arbeit. Mit dem sehr guten Ergebnis von 1,2 gehört der Dienstleister aus Sonneberg zu den Besten in Thüringen. Im Auftrag der Landesverbände der sozialen Pflegekassen wurden über 400 ambulante Pflegeeinrichtungen in Thüringen hinsichtlich Leistungen und Qualität der Pflege getestet."

Super bei Dienstleistung, Organisation und Kundenzufriedenheit

Bei der unangemeldeten Prüfung im Februar 2012 konnte die Fazmed besonders in den Bereichen Dienstleistung und Organisation sowie bei der Kundenzufriedenheit punkten. In beiden Testkriterien wurde jeweils die Bestnote von 1,0 vergeben.

Neben dem eigenen Personal arbeitet Fazmed mit einem multidisziplinären Team zusammen. Konkret: Hausarzt, Facharzt, Ergo- und/oder Physiotherapeut sind in ständigem Kontakt miteinander. "Hier auf Schloss Hohenfels besteht ja die direkte Verbindung zur Medau-Schule. Wir werden mit den hiesigen Ergo- und Physiotherapeuten natürlich zusammenarbeiten", sagt Franke.

Der erste Patient, der in das betreute Wohnen auf Schloss Hohenfels eingezogen ist, liegt nach einem Schlaganfall im Wachkoma. In seinem Zimmer befindet sich ein Fernseher und auf einem Sideboard stehen eine ganze Reihe alter und neuer Familienbilder.

"Man kann nie sagen, was mit einem Wachkomapatienten passiert", sagt Franke, um der Ethikdebatte über lebenserhaltende Maßnahmen zu begegnen. Immerhin: "In den vergangenen vier Jahren haben wir über fünf voll beatmete Patienten von der Lungenmaschine entwöhnt. Wir haben die Zeit und Ruhe dafür und stehen nicht so unter Druck wie so manches Klinikpersonal", sagt Franke.