Neue Heimat Coburg: Endlich wieder auf der Bühne stehen
Autor: Jochen Berger
Coburg, Montag, 18. Oktober 2021
Wie die junge Sopranistin Galina Benevich nach schwierigen Lockdown-Monaten ihre neue künstlerische Heimat am Landestheater Coburg gefunden hat.
Die Corona-Krise hat viele Künstler-Karrieren kräftig durcheinander gewirbelt. Statt Hamburg und Bremen, statt Glyndebourne Festival und Staatsoper München steht dann plötzlich Coburg mit seinem Landestheater im Terminkalender. "Ich bin glücklich hier", sagt die junge Sopranistin Galina Benevich, die am Sonntag in Mozarts "Cosi fan tutte" ihr umjubeltes Coburg-Debüt gefeiert hat. Glücklich darüber, endlich wieder bei einer Live-Aufführung auf einer Bühne stehen zu können, endlich wieder vor Publikum zu singen.
Drei spannende große Rollen in Coburg
Glücklich aber auch darüber, in Coburg ein festes Engagement gleich mit mehreren Rollen-Debüts antreten zu können. Fiordiligi in "Cosi fan tutte", Alcina in Händels gleichnamiger Oper, dazu Anne Trulove in Strawinskys "The Rake's Progress" - die neue Spielzeit bietet der Sopranistin mit koloraturgewandter Stimme gleich drei spannende große Rollen.
Als freischaffende Künstlerin unterwegs
Zuvor war die in Russland geborene Sopranistin als freischaffende Künstlerin unterwegs gewesen, hatte 2019 beim Glyndebourne Festival als Königin der Nacht in Mozarts "Zauberflöte" auf sich aufmerksam machen können und sogar schon einen Vertrag für die Wiederaufnahme der "Zauberflöte" 2021 in der Tasche. 17 Vorstellungen als Königin der Nacht sollte sie singen - doch nach ihrem Debüt an der Bayerischen Staatsoper in Rossinis "La Cenerentola" kam die Corona-Krise.
Täglich geübt in der Corona-Krise
"Niemand konnte sich damals vorstellen, wie lange diese Krise dauern würde", sagt sie rückblickend. Damals hatten viele Künstler noch die Hoffnung, dass die Krise bald wieder vorbei sei - vielleicht in einigen Wochen, schlimmstenfalls in einigen Monaten. Dass sogar ihr Glyndebourne-Engagement 2021 hinfällig werden würde - daran hatte sie damals keinen Moment gedacht.
Stimme fit halten in Corona-Zeiten - wie funktioniert das?
Wie aber hält man als Sängerin, die keine Auftritte hat, die eigene Stimme fit? "Ich habe täglich geübt, habe neue Rollen einstudiert", sagt sie - und lobt ihre geduldigen und verständnisvollen Nachbarn in Polen, wo sie zuletzt wohnte.
Verständnisvolle Nachbarn, die klaglos ausdauerndes Üben einer Sängerin ertragen, reichen auf Dauer dann aber doch nicht allein. Denn mit jedem weiteren Lockdown-Monat wuchsen die Sorgen, wie es denn weitergehen werde mit der Gesangskarriere. "Ich habe mich beschäftigt, um nicht vielleicht sogar in eine Depression zu fallen", erinnert sie sich - beschäftigt mit der Organisation kleiner Konzerte, die später jedoch in den meisten Fällen wieder abgesagt werden mussten. Immerhin lenkte dieses Organisieren ab, garantierte Beschäftigung.
Warmherziges Coburger Publikum
In ganz trüben Stunden kam sogar die Frage hoch: "Muss ich vielleicht einen ganz neuen Beruf suchen?" Doch Galina Benevich war ganz schnell klar: "In einem Büro sitzen, das kann ich nicht." Muss sie auch nicht. Im Mai hatte sie sich bei einem Vorsingen am Landestheater vorgestellt, seit September zählt sie als Elternzeit-Vertretung für eine Kollegin zum Ensemble des Landestheaters.