Neue Flötentöne für Coburger Kirche St. Markus
Autor: Simone Bastian
Coburg, Dienstag, 10. November 2015
Wenn eine Orgel in die Jahre kommt, braucht sie eine Verjüngungskur: Wie die evangelische Coburger Kirchengemeinde St. Markus ihr Instrument aufpolieren will - und wie sie versucht, das zu finanzieren.
Der Staubsaugerschlauch liegt vor dem Gestell mit den Orgelpfeifen, als wär's ein Sinnbild: Staub hat der Orgel zugesetzt und die Pfeifen beinah zugesetzt. Außerdem sind die mechanischen Teile aus Aluminium brüchig geworden, die die Luftzufuhr regeln. "Manche Pfeifen ließen sich schon gar nicht mehr ansteuern", sagt Susanne Popp, Mitglied des Kirchenvorstands von St. Markus.
Zusammen mit Pfarrer Heinrich Busch, ihrem Kirchenvor standskollegen Dieter Beck und Patricia Goldbach-Keim steht sie auf der Orgelempore der Markuskirche und betrachtet das Puzzle aus Pfeifen und mechanischen Teilen, das sich dort darbietet. Dieter Beck hat geholfen,die Pfeifen auszubauen. Sorgsam nimmt er eine aus dem Gestell. Sie ist gerade mal so groß wie eine Zigarettenspitze. Er bläst am spitzen Ende hinein - es pfeift. Schrill. "Diese Orgel klingt so metallisch - das bläst einem die Ohren weg", seufzt Susanne Popp.
Aber auch das soll sich ändern, wenn die Orgel erst mal wieder zusammengesetzt ist. Denn Orgelbauer Edgar Töpfer wird die Stimmung ein klein wenig ändern, so dass sie für heutige Ohren gefälliger klingt. Auch einige Register werden ausgetauscht, damit die Orgel besser zu ihrem Gebläse passt. Dieses sei "windstößig", hat Pfarrer Busch sich von Edgar Töpfer erläutern lassen. Bedeutet: Wenn viele Register gezogen werden, geht der Orgel buchstäblich die Luft aus.
Warum das so ist, weiß heute niemand mehr: Die Orgel wurde kurz nach der Fertigstellung von St. Markus im Jahr 1966 eingebaut. Und eigentlich wurde der Gemeinde schon empfohlen, eine neue Orgel einzubauen. 2013 war das, doch als der Kirchenvorstand hörte, dass das rund 300 000 Euro kosten würde, herrschte erst mal Ratlosigkeit.
Doch Familie Popp kannte Orgelbaumeister Edgar Töpfer: Marius Popp ist Dekanatskantor im benachbarten Kronach, und dort intonierteTöpfer die Steinmeyer-Orgel in der Christuskirche. Töpfer bot an, die Orgel von St. Markus für ein Zehntel des Betrags zu sanieren und neu zu stimmen. Freilich: Auch 31000 Euro sind viel Geld für die kleinste evangelische Kirchengemeinde in Coburg, die knapp 1000 Gemeindeglieder zählt und etwas abgeschieden im Thüringer Viertel liegt. Wer die Kirche sehen will, muss sie erst mal suchen - das Backsteinensemble aus Kirche, Gemeindesaal und Pfarrerwohnhaus liegt hoch über der Stadt, zwischen Realschule CO II und Heinrich-Schaumberger-Schule, am Ende einer Sackgasse.
Deshalb steht auch Patricia Goldbach-Keim vor dem Orgelpuzzle. Sie ist die Fundraising-Referentin des Dekanats Coburg und berät die Kirchengemeinden beim Spendensammeln. Die Verantwortlichen von St. Markus haben immerhin schon die Hälfte des erforderlichen Geldes zusammen. Zuschüsse gibt's kaum, bis auf 3100 Euro vom Kulturministerium. "Wir haben keine historische Orgel", nennt Dieter Beck den Grund.
Aber Menschen, die helfen. Zum Beispiel mit Nordic-Walking-Führungen an fünf Sonntagen zugunsten der Kirchenorgel. Oder mit Bastelarbeiten für den Herbstmarkt. Annerose Röder wird am Samstag, 28. November, 17 Uhr, ein Klavierkonzert zugunsten der Orgel spielen. Diejenigen, die schon gespendet haben, durften einen "Abend der offenen Orgel" erleben: Da lag das Innenleben des Instruments schon offen, und Edgar Töpfer erläuterte, wie er bei der Sanierung vorgehen wird.
"Wir bräuchten auch Leute, die die Orgelpfeifen polieren", sinniert Pfarrer Busch. Schon überlegen Dieter Beck und Susanne Popp, wie vielleicht ein besonderer Abend im Advent daraus werden könnte, ein gemeinsames Orgelpfeifenputzen in geselliger Runde. "Man kann auch Zeit und Talent einbringen", bestätigt Patricia Goldbach-Keim. Geld nimmt die Gemeindenatürlich auch (Spendenkonto bei der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, IBAN: DE 12 7835 0000 0000 343 814; BIC: BYLA DEM1COB).
Um Weihnachten herum wird die Orgel fertig, hoffen die Kirchenvorstandsmitglieder und Pfarrer Busch. Das Wieder-Einweihungskonzert wird jedenfalls erst im März stattfinden, am Sonntag Laetare. Dekanatskanotr Peter Stenglein wird spielen. Denn nach Weihnachten feiert die Gemeinde einige Wochen lang ihre Gottesdienste im Gemeindesaal, weil die Kirche kaum zu heizen ist, wie Pfarrer Busch sagt.