Nata Dressel kennt die Schwächen von Neustadts Oberbürgermeister
Autor: Berthold Köhler
Neustadt bei Coburg, Freitag, 10. August 2018
Nata Dressel aus dem Vorzimmer von Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan arbeitet seit 40 Jahren im öffentlichen Dienst.
"Büro des Oberbürgermeisters - Sie sprechen mit Frau Dressel." Wer ein Gespräch mit Frank Rebhan will, kommt an Nata Dressel und diesem Satz nicht vorbei. Seit 40 Jahren arbeitet Dressel, Neustadter Urgestein mit Geburtsort Coburg, in der Stadtverwaltung. Vier Oberbürgermeister - Ernst Bergmann, Hellmuth Grempel, Irene Schneider-Böttcher und Frank Rebhan - gab es in dieser Zeit.
Die von Bayerns Arbeitsministerin, Kerstin Schreyer (CSU), unterzeichnete Urkunde für vier Jahrzehnte im Öffentlichen Dienst wird die OB-Sekretärin "bestimmt nicht" repräsentativ an die Bürowand hängen. Dafür lebt die 63-Jährige noch viel zu sehr im Hier und Jetzt. Eigentlich sind ihr auch die Blumen, Geschenke, lobenden Worte und ganz besonders das Glas Sekt zum Jubiläum zu viel - Nata Dressel paart Bescheidenheit und Freundlichkeit.
Sie schimpft nicht, sie lacht lieber
Die stete Freundlichkeit ist ein Wesenszug Dressels, der SPD-Oberbürgermeister Frank Rebhan (der seit 1999 auf sein Sekretärinnenteam mit Nata Dressel und Birgit Eckstein vertraut) quasi täglich aufs Neue verblüfft. Immer gut gelaunt zu sein, auch wenn Situationen mal stressig werden, sei "ein ganz außergewöhnlicher Charakterzug" Dressels, bestätigt der Oberbürgermeister. Das werde ihm auch von außen immer wieder an ihn herangetragen. Da kann Hauptamtsleiter Ulrich Wolf nach 36 Jahren gemeinsamer Berufserfahrung mit Nata Dressel nur zustimmen: "Man hat sie im Rathaus nie schimpfen gehört, aber immer lachen."Aber eine gute Chefsekretärin kann auch schweigen, ergänzt Frank Rebhan in der Jubiläumsrunde. Wenn man "unendlich viel Zeit nebeneinander" verbringe, dann wisse man um die Stärken und Schwächen des Anderen. Und noch mehr, versichert der Oberbürgermeister lachend: "Eine gute Sekretärin kennt auch die Leichen, die ihr Chef im Keller hat." Deshalb sei es auch einem Oberbürgermeister tunlichst zu empfehlen, seine Sekretärinnen nicht so sehr zu verärgern, dass sie am Ende mal richtig auspacken. Bei solchen Sätzen ihres Chefs sitzt Nata Dressel kopfschüttelnd daneben und lächelt in sich hinein.
OB-Sekretärin zu sein, heißt aber auch, nicht den normalen Acht-Stunden-Tag im Büro zu verbringen. Frank Rebhan, bekennender Auf-die-letzte-Minute-Redenschreiber, konnte sich immer darauf verlassen, dass Nata Dressel bei Bedarf auch mal außer der Zeit zur Verfügung stand: abends, samstags, manchmal auch sonntags. Das seien die Zeiten gewesen, in denen sie ihn vor dem einen oder anderen Fehler bewahrt habe, erinnert sich Rebhan. Für die Jubilarin ist das selbstverständlich: "Der Chef muss sich jederzeit auf seine Sekretärinnen verlassen können."
Als die Wildenheider kamen
Angefangen hat bei Nata Dressel alles im Stadtarchiv. Dort wurde sie nach einer Ausbildung bei der Firma Hausser und ersten Berufsjahren in der Firma Möbel Hoffmann in Rödental 1978 als Teilzeitkraft eingestellt, um nach den Eingemeindungen die Unterlagen der neu hinzugekommen Stadtteile zu sichten. "Legendäre Zeiten" seien das gewesen, hat man dem amtierenden Oberbürgermeister erzählt. Besonders über die Unterlagen aus Wildenheid, das sich gar nicht nach Neustadt eingemeinden lassen wollte, amüsiert man sich auch heute noch im Rathaus.Poststelle, Hauptamt und Schreibkraft - Nata Dressel kennt das Rathaus wie kaum jemand anderes. Dass sie seit fast zwei Jahrzehnten im Zentrum der Rathaus-Macht sitzt, hat die Jubilarin nicht verändert, versichert Ulrich Wolf: "Sie hat die Macht, die sie hier hat, nie gezeigt."