Nachwuchs bei Familie Storch
Autor: Cindy Dötschel
Kaltenbrunn im Itzgrund, Dienstag, 11. Mai 2021
Drei Jungstörche hat der Storchenbeauftragte Hans Schönecker in Kaltenbrunn bereits beobachtet. Im Horst, der sich in der Nähe der Kirche befindet, könnten noch weitere Störche schlüpfen.
Zwei Jungstörche sind in Kaltenbrunn geschlüpft. Und es gibt mindestens noch einen dritten. "Die Eier werden im Abstand von zwei Tagen gelegt. Im selben Abstand schlüpfen dann auch die Störche. Als ich die ersten beiden Jungstörche fotografiert habe, habe ich beim Auflegen der Kamera noch einen weiteren gesehen", sagt Hans Schönecker, Storchenbeauftragter der Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) Coburg. Da eine Störchin im Durchschnitt drei bis fünf Eier legt, könnten durchaus noch zwei weitere Jungtiere im Horst sein. "Ob noch mehr Jungtiere geschlüpft sind, zeigt sich in zehn Tagen", sagt der 67-Jährige. Vorher seien die Tiere noch so klein, dass ihre Köpfe nicht über den Rand des Horsts hinausragen.
Doppelt so groß wie ein Hühnerei
Nach dem Schlüpfen wiegen Störche rund 75 Gramm. "Ein Storchenei ist doppelt so groß wie ein Hühnerei. Die Schale wiegt 15 Gramm", sagt der Coburger, der sich seit zehn Jahren als Storchenbeauftragter engagiert. Nach etwa 65 Tagen fliegen die Jungstörche zum ersten Mal aus, dann sind sie ein halbes Kilo schwer. Männliche Störche wiegen ausgewachsen vier Kilo, weibliche Störche drei Kilo. "Das ist nicht bei allen Tieren so. Bei Wanderfalken sind beispielsweise die Weibchen größer."
Der Vater der frisch geschlüpften Störche brütet bereits seit 2011 regelmäßig in Kaltenbrunn. Er wurde vor 19 Jahren im mittelfränkischen Reinhardshofen als Nestling beringt. Seit 2014 brütet er gemeinsam mit der Mutter der Jungstörche, die 2010 in Mannheim geschlüpft ist, Junge aus. "Bei Störchen ist die Treue zum Horst stärker wie die Treue zum Partner. Der männliche Storch sucht einen Nistplatz aus und wenn die Partnerin im nächsten Jahr wieder zurückkommt, finden sich die beiden dort wieder", erzählt Schönecker. Im August fliegen die Störche zum Überwintern in Richtung Süden. "Unsere Störche fliegen über die Westroute durch Frankreich nach Spanien. Manche fliegen über die Meeresenge von Gibraltar noch weiter nach Afrika", sagt der Storchenbeauftragte.
Die Jungstörche machen sich zwei Wochen vor den Altstörchen auf den Weg. Wegen der immer milderen Temperaturen im Winter überwintern immer mehr Storchenpaare in Deutschland. "Im letzten Jahr sind die Storchenpaare aus Meschenbach und Scherneck hier geblieben. Wenn sie keine Nahrung finden, ziehen sie beispielsweise ins Maintal, wo kein Schnee liegt."
Weitere Jungstörche im Landkreis
Im Raum Coburg brüten und füttern momentan 15 Storchenpaare, vier Paare davon brüten zum ersten Mal. Nicht nur in Kaltenbrunn, sondern auch in Neustadt und Bad Rodach sind bereits die ersten Jungstörche geschlüpft. "Dort habe ich aber keine Möglichkeit, die ganz kleinen Jungen zu beobachten, so lange ihre Köpfe noch nicht aus der Nestmulde über den Rand des Horstes ragen", sagt Schönecker. Wie der Storchenbeauftragte prognostiziert, werden die letzten Störche im Juli schlüpfen. "Wir können davon ausgehen, dass in diesem Jahr bis zu 35 Jungstörche ausfliegen. Die Erstbrüter haben noch nicht die Erfahrung und schützen die Jungtiere nicht ausreichend oder bringen das falsche Futter", sagt Schönecker. Die Geschlechtsreife im zweiten Lebensjahr erreichen im Durchschnitt nur 20 Prozent der Jungtiere. "Auf dem Weg nach Spanien gibt es viele Gefahren, in Afrika werden Störche in manchen Ländern noch gejagt."
Der Storch
Brutzeit Die Brutzeit beträgt bei Störchen etwa 35 Tage. Die Nestlingszeit, also die Zeitspanne bis die Störche ausfliegen, beträgt etwa 65 Tage.
Gewicht Nach dem Schlüpfen wiegt ein Storch rund 75 Gramm. Ein männlicher Storch wiegt ausgewachsen rund vier Kilo, ein weiblicher drei.