Nach 39 Jahren: Lautertaler Kämmerer Engelhardt geht in den Ruhestand
Autor: Martin Rebhan
Lautertal, Montag, 30. Januar 2017
Horst Engelhardt beendet nach 39 Jahren seinen Dienst für Lautertal. Während seiner beruflichen Zeit als Kämmerer verband ihn etwas Besonderes mit Luther.
Als Horst Engelhardt am 1. Januar 1978 in die Gemeindeverwaltung Lautertal eintrat, war ihm nicht unbedingt mit auf den Weg gegeben, dass er zum "Macher" der Gemeinde avancieren würde. Jahrzehnte sind vergangen und heute hat der Haushalts- und Bauexperte seinen offiziellen letzten Arbeitstag.
Der Kämmerer geht von Bord und kann auf 469 Monate Gemeindeentwicklung zurückblicken, die er wie kein anderer geprägt hat. Vor allem die Bürgermeister haben sich auf die Loyalität und das fundierte Wissen Engelhardts blind verlassen. Der "geborene" Kämmerer war Horst Engelhardt jedoch nicht. Nach Schule und Bundeswehr verdiente er sich seine Brötchen zunächst bei der Bundesstelle für Fernmeldewesen. Der Beruf brachte es mit sich, dass er überall war, nur nicht in seiner geliebten Heimat. Dem gebürtigen Neustadter, der seine Wurzeln aber in Sülzfeld sieht, zog es wieder ins Coburger Land. "Es war ein glücklicher Umstand, der mich nach Lautertal führte", erinnert sich der Neuruheständler.
"Ich bin an meinen Aufgaben gewachsen"
Die große Gebietsreform in Bayern brachte es 1978 mit sich, dass viele Arbeiten von den Landratsämtern auf die Gemeinden übertragen wurden. "Dies brachte einen erhöhten Personalbedarf in den Gemeindeverwaltungen mit sich, so auch in Lautertal", erklärt Horst Engelhardt. Seine ersten "Sporen" verdiente er sich, als es galt, zunächst Herstellungs- und Erschließungsatzungen auszuarbeiten, das Straßenverkehrswegerecht auf die Gemeinde anzupassen und noch viele Themen mehr zu behandeln, die auf die Gemeinde zukamen. Auch das Finanzwesen. "Bis dato war das Landratsamt für den gemeindlichen Haushalt zuständig", erläutert Horst Engelhardt. Auch standen in all den Jahren immer wieder infrastrukturelle Maßnahmen auf dem Programm. "Ich bin an meinen Aufgaben gewachsen und habe dabei immer das Wohl der Bürgerinnen und Bürger im Auge behalten", fasst er diese Zeit zusammen.Über eines ärgert er sich aber bis heute. Zur Gemeindegebietsreform "schenkte" der Freistaat Bayern jeder Kommune, die sich freiwillig einer größeren Einheit anschloss, 90.000 Mark. Die Ortsteile Unter-, Ober-, Tiefenlauter sowie Neukirchen schlossen sich bereits 1969 zusammen. Es fehlte noch Rottenbach. Freiwillig wollte man nicht zu Lautertal, also folgte die Zwangseingemeindung und die 90.000 Mark waren "futsch". Für einen Kämmerer kein Grund zum Jubeln.
Mit vier Bürgermeistern (Werner Probst, Klaus Forkel, Hermann Bühling und Sebastian Straubel) sowie sieben Gemeinderatsgremien arbeitete Horst Engelhardt zusammen. "Vor allem in den Anfängen von Lautertal war es nicht immer einfach, Ideen umzusetzen", berichtet Horst Engelhardt. Da standen persönliche Ressentiments zwischen den Gemeinderäten oftmals im Vordergrund. Auch fand Engelhardt nicht immer die Zustimmung der Gemeindeführung, wenn es darum ging, Baugebiete auszuweisen. Ein Bürgermeister habe mal zu ihm gesagt: "Für Sie gehe ich nicht ins Gefängnis."
Fühlte sich oft wie Luther
Aber Horst Engelhardt wäre nicht Horst Engelhardt, wenn sich durch solche "Kleinigkeiten" von seinem Weg hätte abbringen lassen. Denn er hat ein großes Vorbild: Martin Luther. "Wie sich dieser Mensch gegen alle Widerstände durchgesetzt hat und dadurch die Menschheit voranbrachte, ist einzigartig", betont Engelhardt. So muss er sich wohl öfters den Satz Luthers gegenüber Gemeinderat und Bürgermeister zu eigen gemacht haben: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders." Dass Engelhardt mit seiner Art und Weise recht hatte, zeigt ein Blick auf die Gemeinde. Infrastrukturell und finanziell ist Lautertal bestens aufgestellt. Ein Lob zollte Engelhardt den Gemeinderäten der jüngeren Vergangenheit. "Es bestand und besteht ein kontinuierliches Miteinander", unterstreicht der scheidende Kämmerer. Neben seinen Aufgaben als Kämmerer und Bauamtsleiter bereicherten das Standesamt, für das er 34 Jahre verantwortlich zeichnete, und die Entwicklung im EDV-Bereich seinen Arbeitstag. Auf sein Lebenswerk kann er mit Stolz und Zufriedenheit zurückschauen. "Ohne meine Familie, die etwas zu kurz gekommen ist, hätte ich dies alles nicht leisten können." Dank sagt er vor allem seiner Frau Hildegard, die für sein Engagement vollstes Verständnis aufgebracht und nie geklagt habe, auch wenn mitten in der Nacht das Telefon klingelte. "Ich war für unsere Bürgerinnen und Bürger zu jeder Zeit da." Die Frage nach dem berühmten lachenden und weinenden Auge beantwortet Horst Engelhardt eindeutig. "Es gibt kein weinendes Auge. Man muss auch loslassen können", betont er und meinte abschließend: "Überraschend kommt der Tag ja dann doch nicht, ich konnte mich viele Jahre darauf vorbereiten." Für ihn ist wichtig, dass er seiner Nachfolgerin in der Kämmerei, Antje Süße, und dem neuen Bauamtsleiter Peter Welz ein wohlbestelltes Feld weitergeben kann.