Musik kehrt zurück ins Kongresshaus Rosengarten
Autor: Jochen Berger
Coburg, Montag, 17. Januar 2022
Wie zwei Künstler das Publikum im Coburger Kongresshaus trotz aller Corona-Beschränkungen mit der Kraft ihres Musizierens beeindrucken.
Äußeren Abstand wahren und zugleich innere Nähe schaffen - diesen heiklen Spagat müssen Künstler in Corona-Zeiten bewältigen. Bevor die ersten Noten bei diesem Duo-Abend im Coburger Kongresshaus erklingen können, werden Impfzertifikate geprüft, Abstandszettel mit der Aufschrift "Bitte frei lassen" auf den in luftig Reihen gestellten Stühlen verteilt und vorsorglich nochmals auf die freilich klaglos befolgte Maskenpflicht hingewiesen.
Warum Menschen in Coburg an einem unfreundlichen regnerischen Winterabend mancherlei Mühen auf sich nehmen, um klassische Musik nicht nur gestreamt zu hören, sondern live erleben zu können, wird dann aber sofort verständlich. Maskenpflicht, Abstandsgebot und 2G-Plus-Regel - sie spielen schon nach den ersten Noten der späten C-Dur-Cello-Sonate von Ludwig van Beethoven keine Rolle mehr.
Intensiver musikalischer Dialog
Denn der ungarische Cellist Lázló Fenyö und seine aus Moskau stammende Klavierpartnerin Julia Okruashvili demonstrieren sofort, was Kammermusik so besonders macht. Ihr musikalischer Dialog ist ebenso intensiv im Ausdruck wie reaktionsschnell und präzis im Zusammenspiel, dabei stets getragen von einer technischen Souveränität, die dennoch nie zum Selbstzweck wird.
Klassik am Beispiel von Beethovens C-Dur-Cello-Sonate, gemäßigte Moderne am Beispiel von Zoltán Kodálys unmittelbar darauf folgender früher Cello-Sonate - Epochen-Begriffe verlieren an diesem Abend ihre Bedeutung.
Denn das Publikum erlebt auf der Bühne ein Künstler-Duo, das die Musik buchstäblich zur Klangrede werden lässt. Lázló Fenyö lässt sein Cello ausdrucksvoll mit warmem Ton singen - bei Schumanns Fantasie-Stücken ebenso wie bei drei Choralbearbeitungen Johann Sebastian Bachs in der Adaption Zoltán Kodálys.
Die Pianistin Julia Okruashvili wiederum findet stets die Balance zwischen eindringlicher Gestaltung und dynamischer Zurückhaltung an den Stellen, an denen das Cello besonders schön Melodien zelebriert.
Grat-Wanderung für Veranstalter
Für Veranstalter sind Konzerte in Corona-Zeiten immer wieder Grat-Wanderungen. "Unter diesen Bedingungen kommt nur etwa die Hälfte unseres Publikums", sagt Musikfreunde-Musikvorstand Joachim Rückert. Gerade unter diesen Bedingungen aber darf der Abend mit Lázló Fenyö und Julia Okruashvili getrost als beachtlich gut besucht gelten.