Mord in Beiersdorf: Im Haus wird weiter ermittelt
Autor: Oliver Schmidt
Beiersdorf bei Coburg, Montag, 16. Dezember 2013
Warum musste Wolfgang R. sterben? Auch am fünften Tag nach dem Verbrechen wurde das Wohnhaus in Beiersdorf bei Coburg noch immer untersucht. Ein Polizeisprecher erklärt im Interview, warum die Spurensuche so lange dauert.
Menschen, die Wolfgang R. kannten, beschreiben ihn als höflich und ruhig. Dass er nach seiner Zeit als Kammermusiker am Landestheater ausgerechnet ins Rotlichtmilieu einstieg, wussten offenbar die wenigsten. "Ich habe das erst vor wenigen Wochen erfahren und konnte es zunächst gar nicht glauben", berichtet eine Weggefährtin des 66-Jährigen dem Tageblatt.
Wolfgang R. vermietete im Coburger Kanonenweg mehrere Wohnungen an Prostituierte. Diese Damen wiederum bezeichnen Wolfgang R. als "fair". Und dennoch hält sich hartnäckig der Verdacht, das Kapitalverbrechen könnte exakt mit diesem zweiten Berufsleben, diesem Gesicht des Wolfgang R. zu tun haben.
Partnerin fand die Leiche
Rückblende: Am frühen Morgen des vergangenen Donnerstag findet die 41 Jahre alte Lebensgefährtin von Wolfgang R. ihren Partner tot im Wohnhaus in Beiersdorf. Polizei und Staatsanwaltschaft nehmen sofort die Ermittlungen auf, und schnell steht fest, dass es sich um ein Kapitalverbrechen - also entweder um Mord oder um Totschlag - handelt. Der 66-Jährige starb durch "stumpfe Gewalteinwirkung", wie es heißt. Diese Formulierung besagt, dass ein Opfer kaum äußere Spuren einer Gewalteinwirkung aufweist. Angaben zur möglichen Tatwaffe sowie weitere Details will die Polizei allerdings aus "ermittlungstaktischen Gründen" noch nicht bekanntgeben.
Am Montag dauerte die Spurensuche im Wohnhaus an. Dem Laien drängt sich da die Frage auf: Gibt es entweder sehr viele Spuren, die dort gesichert werden müssen - oder sind es besonders wenige, so dass besonders intensiv nach ihnen gesucht werden muss? Jürgen Stadter, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, erklärt: "Bei solchen Kapitaldelikten ist eine so intensive Spurensuche nichts Ungewöhnliches." Immerhin gelte es, ein ganzes Wohnanwesen zu untersuchen. "Und da geht Qualität vor Schnelligkeit!"
Hinweis-Telefon bleibt geschaltet
Nach wie vor geschaltet ist das Hinweis-Telefon der Coburger Kriminalpolizei. Die Bevölkerung wird gebeten, unter Telefon 09561/645-645 auch jede noch so kleine Beobachtung zu melden, die in der Tatnacht in Beiersdorf oder auch rund um Wolfgang R. gemacht worden ist. "Wir haben bereits viele Hinweise erhalten, die wir zum Teil auch noch auswerten müssen", sagt Jürgen Stadter. Doch er befürchtet auch: "Der entscheidende Hinweis war noch nicht dabei."