Druckartikel: Mörder in der Landesbibliothek Coburg

Mörder in der Landesbibliothek Coburg


Autor: Dr. Carolin Herrmann

Coburg, Freitag, 10. März 2017

Zur Abrundung des lRückert-Jahres las der Erlanger Johannes Wilkes aus seinem skurrilen Krimi "Der Fall Rückert" in der Landesbibliothek.
Johannes Wilkes in der Landesbibliothek Coburg.  Foto: Carolin Herrmann


Den "Fall Rückert" haben wir im Tageblatt ja schon gebührend abgehandelt, nicht nur die zahlreichen erhellenden Aktivitäten in der Rückert-Stadt Coburg im letztjährigen Friedrich Rückert-Jahr (1788 - 1866), auch den "Rückert-Krimi" des in Erlangen lebenden Autors Johannes Wilkes (Tageblatt vom 4. August 2016, nachzulesen nach wie vor unter www.infranken.de)
Möcht allmählich reichen? - Ha, die Krimilesung mit Johannes Wilkes am Donnerstag im Andromedasaal der Landesbibliothek, die hat sich aber nochmal richtig gelohnt. Es war äußerst amüsant. Eingeladen hatten die Landesbibliothek, weil sozusagen selbst betroffen, und die Stadt Coburg im Rahmen der großen Rückert-Ausstellung, die noch bis 17. April im Kunstverein zu sehen ist.
Nicht nur Wilkes Roman "Der Fall Rückert" ist skurril und spielt von Erlangen über Schweinfurt selbstverständlich intensiv nach Coburg. Johannes Wilkes selbst ist im Auftreten nicht minder skurril. Er spielte seinen Roman geradezu, vom Auffinden der armen Frau Apeldoorn in der Alten Universitätsbibliothek Erlangen über den Gärtner, dem im Garten des Rückert-Hauses in Neues das Schaufelblatt im Hals steckt, bis zum durch die Gänge der Landesbibliothek flüchtenden Mörder. Fast wäre die äußerst animierte Coburger Bibliotheksleiterin, die reale, Silvia Pfister, selbst dem imaginären Mörder hinterher gehechtet. Dann gingen wir aber doch relativ beruhigt, weiterhin kichernd, die hoheitsvollen Treppen der Ehrenburg hinab.


Ein westfälischer Franke

Johannes Wilkes ist eigentlich Mediziner (hat eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, was vielleicht schon etwas erklärt), schreibt aber auch populäre Sachbücher und allerlei Sonstiges. Als Vorsitzender der Erlanger Rückert-Gesellschaft konnte er es offensichtlich nicht unterlassen, alles miteinander zu vermengen, auch seine offensichtliche Liebe zum Fränkischen im Allgemeinen und im Besonderen, weshalb der aus Dortmund Stammende seit 25 Jahren in Erlangen lebt.
Also rief er seinen proletischen Ruhrpottkommissar Mütze ins Leben, der seinem schöngeistigen Lebensgefährten Karl-Dieter ins Fränkische gefolgt ist. Weil es so schön ist, zitieren folgende Schlüsselpassage noch einmal: Karl-Dieter wirkt am Erlanger Markgrafentheater als Bühnenbildner so erfolgreich, dass bei der Premiere von Shakespeares "Sturm" ein Teil des Publikums seekrank wurde, worauf man bei den folgenden Aufführungen Kotztüten verteilen musste. - Das zum Thema Humor von Johannes Wilkes.
Kommissar Mütze steht vor dem Rätsel, warum ein Mensch über Leichen geht, um an bisher nicht veröffentlichte, umso wertvollere Rückert-Handschriften zu kommen. Mit Staunen und Liebe und viel Witz zieht die Story durch die großen fränkischen Bibliotheken, nebenbei auch informativ durch Rückerts Leben.
Bei der Lesung in Coburg hielt es Wilkes gar nicht auf seinem Stuhl; wenn er nicht theatralisierte und parodierte, dann brachte er eine Fülle von historischen Informationen hinzu. - So muss man das alles erst mal hinkriegen. Ein auch nach dem Rückert-Jahr anhaltender Spaß.

Johannes Wilkes: Der Fall Rückert. Kriminalroman. Ars Vivendi Verlag Cadolzburg, 272 Seiten, 12,90 Euro.

Johannes Wilkes wurde 1961 in Dortmund geboren. Er studierte Medizin in München. Seit 25 Jahren lebt er in Erlangen und betreibt ein Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Neben populären Sachbüchern hat er auch belletristische Werke veröffentlicht. 2014 erschien "Das kleine Frankenbuch".