Möbel aus dem Landkreis Coburg: Nachhaltigkeit hat ihren Preis
Autor: Berthold Köhler
Weidhausen bei Coburg, Mittwoch, 04. Sept. 2019
Polstermöbel von "F+S" sind laut Zertifikat frei von Emissionen . Kann dies ein Erfolgsrezept für einen Hersteller im Hochlohnland Deutschland sein?
Die große Herausforderung, die den Betrieb komplett auf den Kopf gestellt hat, war das Emissionslabel der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM) für "Fischer + Schreiner" nicht. Das liegt am "Goldenen M" - einem sowieso schon anspruchsvollen Gütesiegel, was Qualität, Sicherheit und Gesundheit/Umweltschutz angeht. Sich über das bekannte "Goldene M" hinaus für das Emissionslabel zertifizieren zu lassen, war für Geschäftsführer Torsten Nagat nur ein logischer Schritt nach vorne: "Nachhaltigkeit haben wir eh schon länger auf dem Schirm."
Nachfrage nach dem Emissionslabel
Ob es der gesamten Polstermöbelbranche so geht, da ist sich Nagat dagegen nicht so sicher. Immerhin: Eine Nachfrage, ob "F+S" das Emissionslabel hat, kam bei Torsten Nagat schon mal an. Sie stammte aus einem Möbelhaus. Ob der Vorstoß dort von einem Endverbraucher ausgelöst wurde, weiß der "F+S"-Geschäftsführer nicht. Aber es würde ihn nicht wundern: "Im gesamten Möbelmarkt ist Nachhaltigkeit noch nicht das große Thema." Wobei Torsten Nagat das "noch" bewusst betont.
Verstärkt umweltbewusst produzieren
Seit die Sache mit dem Emissionslabel angefangen hat, macht sich Torsten Nagat verstärkt Gedanken, wie das Unternehmen seine Polstermöbel umweltbewusster produzieren kann. Dass das alles nur Sinn macht, wenn die Polstermöbel dann auch über einen höheren Preis verkauft werden können, ist klar.
Da kommt dann der Handel ins Spiel. Weil von dort bislang nur selten Wünsche nach nachhaltig produzierten Möbelstücken kommen, wundert sich der 35-Jährige schon ein bisschen. Er kann es sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Endkunden in der heutigen, umweltbewussten Zeit der ökologische Aspekt völlig egal ist.
Solaranlage auf dem Dach
Nichtsdestotrotz denkt man bei "F+S" schon wieder weiter. Sich als Unternehmen mit klimaneutraler Produktion zertifizieren zu lassen, ist das, was man in Weidhausen derzeit durchspielt. Beim internen Betriebsablauf sieht Torsten Nagat gar nicht mal das große Problem: Auf dem Dach läuft seit Jahren eine Solaranlage, die Beleuchtung wurde schon lange auf LED-Technik umgestellt, auf grünen Strom wechseln ginge auch.
Doch zu anerkannt klimaneutralen Produkten gehört die gesamte Wertschöpfungskette, also auch die Auslieferung der Möbel per Spedition und Lkw. Und da verhagelt der Dieselverbrauch halt gewaltig die CO2-Bilanz.
Der Preis kann nicht alles sein
Nichtsdestotrotz: Mit klimaneutralen Produkten könne sich ein deutscher Hersteller schon deutlich von der Billigkonkurrenz aus dem (europäischen) Osten abheben, glaubt der "F+S"-Geschäftsführer. Aber das gehe halt nur, wenn auch der Handel mitspiele.