Mittendrin im echten Bauernhof im Coburger Land
Autor: Rainer Lutz
LKR Coburg, Freitag, 15. Juni 2018
Am Tag des offenen Hofes beteiligen sich Hunderte Betriebe. Im Coburger Land sind es die Familie Schreiner in Wiesenfeld und die Familie Taubmann in Neida.
Der große Stein im Hof von Thomas Schreiner steht noch nicht lange dort. Er soll eine Gedenktafel bekommen. Die ist sogar brandneu. Beides zusammen steht neben der Linde, die Ferdinand Schreiner 1918 gepflanzt hat. Es ist eine Friedenslinde zur Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkrieges. "Der Jahrestag ist ein Grund dafür, dass wir heuer den Tag des offenen Hofes ausrichten", sagt der Landwirt.
Es gibt noch einen zweiten Grund: "Unser Stall steht seit zehn Jahren", sagt Thomas Schreiner. Es ist ein besonderer Stall, den er am Sonntag, 24. Juni, allen zeigen will, die sich ein Bild von der modernen Landwirtschaft auf seinem Hof machen wollen. Von 10 bis 17 Uhr sind Besucher willkommen zum Coburger Anteil an dieser bundesweiten Aktion.
Auftakt mit Friedenslinde
Am "Tag des offenen Hofes " finden mehrere Hundert Veranstaltungen in ganz Deutschland statt. Für Interessierte öffnen im Coburger Land sogar gleich zwei Höfe ihre Türen. Am Hof der Schreiners in Wiesenfeld, Lindenstraße 20, findet die zentrale Auftaktveranstaltung statt. Zur Begrüßung gibt es einen Gottesdienst, bei dem es auch um die 100 Jahre alte Friedenslinde gehen wird. Den musikalischen Rahmen gestaltet der Landfrauenchor.Danach gibt es viel zu sehen und zu erleben auf dem Hof. "Wir zeigen unser Damwildgehege, präsentieren unsere Direktvermarktung und die Hackschnitzelheizung. Es gibt ein Kinderprogramm und 15 Firmen zeigen ihr Angebot", beschreibt Thomas Schreiner, was an diesem Sonntag auf seinem Hof geboten wird. Mit Ponykutsche können die Besucher hinaus fahren zum Schweinestall. Es ist der einzige "Pigport" in der Region. In diesem Stall für 300 Tiere können die Schweine hinaus auf eine Terrasse im Freien, er benötigt kaum Energie und wirkt sich sehr gut auf die Gesundheit der Tiere aus, wie Thomas Schreiner betont, der den Hof zusammen mit seinem Sohn Tobias und mehreren angestellten Kräften bewirtschaftet. "In den zehn Jahren, in denen der Stall steht, haben wir kein einziges Mal Antibiotika eingesetzt", berichtet er stolz.
Zweiter Stall darf kommen
Die Nachfrage nach dem Fleisch vom Schreinerhof ist groß. Daher freut sich Thomas Schreiner, dass er endlich die Zusage erhalten hat, einen weiteren Stall bauen zu dürfen. Der soll gleich neben dem ersten stehen. Dort war bisher ein Baustopp verhängt, weil es Pläne gab, einen Flugplatz zu bauen. Ein Projekt, gegen das Schreiner mit vielen anderen von Anfang an gekämpft hat.
Gefragtes Angebot
Die Ferkel für seinen Betrieb kommen aus dem Nachbarort, werden langsamer als anderswo gemästet und dürfen ein wenig schwerer werden. So liefern sie ein Fleisch, das sehr gefragt ist. "Ich staune immer wieder, wie weit weg uns die Leute kennen", sagt Schreiner. Ein Großteil der Tiere wird direkt in Wiesenfeld vermarktet. Sohn Tobias ist Fleischermeister und Landwirt zugleich. Das macht sich bezahlt. Am Pigport stehen externe Fachleute bereit, um Fragen der Besucher kompetent zu beantworten.Damit die Besucher moderne Rinderhaltung ebenfalls kennen lernen können, beteiligt sich auch der Hof der Taubmanns in Neida (Sandgraben 3) am Tag des offenen Hofes. Mit Shuttlebussen können die Besucher zwischen beiden Höfen hin und her pendeln.
Milchtankstelle
Die Besonderheit auf diesem Hof führen die Brüder Florian, Simon und Max gern vor. Es ist der Milchautomat, auch als "Milchtankstelle" bezeichnet. Rund um die Uhr kann hier frische Milch gezapft werden. Wer kein eigenes Gefäß dabei hat, kann am Automaten eine Flasche ziehen, die er dann immer wieder verwenden kann. Ein weiterer Automat in der Hütte auf dem Hof bietet allerlei weitere Produkte - auch vom Hof der Schreiners. Die Automaten sind so schon fast ein Dorfladen. "Wir arbeiten da ganz gut zusammen", erklärt Florian Taubmann. Weil Tiere für einen Besuch auf dem Bauernhof - und nicht nur für Kinder - natürlich wichtig sind, dürfen die Gäste auf dem Taubmann-Hof auch einen Blick in den Kuhstall werfen."Es ist eine wichtige Veranstaltung für alle Bauern", betont Martin Flohrschütz, Kreisobmann des Bauernverbandes in Coburg. "Es geht uns darum, moderne Landwirtschaft vorzustellen, von der viele vielleicht ein andere Vorstellung haben." Dabei sollen die Besucher auch einen Eindruck bekommen von der vielen Arbeit, die hinter der Produktion ihres Essens steckt. "Wir erzeugen Nahrungsmittel, sehen es aber auch als nur legitim an, dass wir damit unsere Familie ernähren", sagt Flohrschütz. Dafür Verständnis zu wecken, ist ein Anliegen der Aktion.
Hoher Aufwand an Organisation
Großes Lob zollt der Kreisobmann den teilnehmenden Betrieben. Schließlich bedeutet es eine enorme Mehrarbeit, so einen Tag auszurichten und sich auf einen Ansturm von Hunderten von Besuchern vorzubereiten.Das reicht von der Versorgung mit frischen Produkten aus der Direktvermarktung bis hin zum Pendelverkehr und der Ausweisung von Parkplätzen, die jeweils ausreichend zur Verfügung gestellt werden.
Einen Bericht zu einer Podiumsdiskussion rund um die Landwirtschaft in Coburg finden Sie hier.