Mit hoher krimineller Energie
Autor: Gabi Arnold
Coburg, Mittwoch, 21. Januar 2015
Drei georgische Staatsbürgern werden wegen schweren Diebstahls zu Haftstrafen verurteilt. Der Münchner Promi-Anwalt Sewarion Kirkitadse suchte das Motiv in den misslichen Lebensumständen.
Sie verübten im vergangenen Jahr von Januar bis April mehrere schwere Diebstähle mit Sachbeschädigungen zum Beispiel in Fürth, Weismain, Gunzenhausen; auch ein Überfall auf eine Agip-Tankstelle in Neustadt bei Coburg war dabei. Bei den Einbrüchen erbeuteten die Männer Zigaretten in einem Wert von rund 100 000 Euro. Dafür müssen drei georgische Staatsbürger nun hinter Gitter.
Der Vorsitzende Richter Gerhard Amend folgte in zwei Fällen, den von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafmaß von drei Jahren und neun Monaten beziehungsweise von drei Jahren und sechs Monaten. Nur bei einem der Angeklagten blieb der Richter mit zwei Jahren und zehn Monaten unter dem Strafmaß von drei Jahren, das Staatsanwältin Susanne Heppel forderte.
Ein Bandenüberfall konnte den Angeklagten nicht nachgewiesen werden, da sie mit wechselnder Besetzung ihre Straftaten verübten.
Da die Georgier erst kurz vor der Diebstahlserie in das Bundesgebiet kamen, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Straftaten der Grund für die Einreise waren. Dafür spreche der hohe organisatorisch und planerischer Aufwand. Außerdem waren laut Heppel weitere Taten angekündigt, wie eine schriftliche Zusammenfassung belege.
Kameras weggedreht
In Neustadt seien die Beschuldigten zwar ohne Beute geflüchtet, allerdings hätten die Täter die Zigaretten im Wert von 24 017 Euro in Abfalltüten und Kartons verstaut und sie zum Abtransport bereit gestellt.
Dass die Angeklagten in der Lage waren, die Zigaretten im einem Gesamtwert von 100 000 Euro abzusetzen, zeige, dass die Männer mit dem kriminellen Milieu verhaftet seien. Bei den Einbrüchen hätten sie zudem die Überwachungskameras weggedreht und die Festplatten entwendet.
"In nur zehn Wochen haben sie neun Taten verübt, das ist eine hohe Frequenz," betonte Heppel. Strafmildernd wirkte sich aus, dass die Männer geständig sind und ihre Taten bedauern.
Promi-Anwalt aus dem Fernsehen
Einer der Verteidiger war der Münchner Rechtsanwalt Sewarion Kirkitadse. Der Star-Anwalt ist bekannt aus der Sat-1 Richtershow "Alexander Holdt", wo er als Staatsanwalt zu sehen ist. Auch in der Doku-Soap "K11- Kommissare im Einsatz" war der Jurist zu sehen. Kirkitadse ist in Georgien geboren und erzählte zunächst von der Schönheit des Landes. Dieses wunderschöne Land, sagte er, verlasse man normalerweise nicht ohne Grund.
"Leider herrschen seit einigen Jahren katastrophale wirtschaftliche Verhältnisse, sogar Universitätsprofessoren betteln auf der Straße", sagte der Promi-Anwalt. Die Ursachen der Straftaten sieht der Anwalt in der wirtschaftlichen Lage der Angeklagten. "Dies ist keine Rechtfertigung, aber ein Motiv. Mein Mandat hat dies nicht getan, um reich zu werden." Schlimme Not lasse die Hemmschwelle drastisch sinken.
Weiterhin verwies der Anwalt darauf, dass die Angeklagten nicht in Wohnungen eingebrochen seien. Der Nürnberger Rechtsanwalt Jörg Sodan schloss sich den Ausführungen an und bat aus humanitären Gründen die wirtschaftliche Not bei Urteilsverkündung zu berücksichtigen, Rechtsanwalt Freiherr Constantin von Stockmar von Wangenheim, der ebenfalls aus Nürnberg kommt, verwies darauf, dass sein Mandant zur Aufklärung beigetragen habe.
Richter Amend wollte abschließend wissen, was die Täter dem Geld gemacht haben. Alle drei gaben an, sie hätten ihre Familien in der Heimat unterstützt. Auf das Urteil hatte dies letztendlich keinen Einfluss.