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Mit 70 ist er Rödentals Altbürgermeister


Autor: Rainer Lutz

Rödental, Mittwoch, 18. Oktober 2017

Über 30 Jahre Bürgermeister, Ehrenbürger und jetzt Altbürgermeister - zu seinem 70ten Geburtstag wurde Gerhard Preß dieser Ehrentitel verliehen.
Marco Steiner (links) überreicht Gerhard Preß die Urkunde zur Verleihung des Ehrentitels Altbürgermeister. Foto: Rainer Lutz


Es war ein wenig, als wäre er nie weg gewesen. Politprominenz in Scharen und er mitten drin. So kannten, so kennen Gerhard Preß seine Wegbegleiter nach Jahrzehnten in der Kommunalpolitik. Am Mittwochabend hatte die Stadt zum Empfang in den Marmorsaal von Schloss Rosenau geladen. Gerhard Preß wurde an diesem Tag 70. Das Geschenk der Stadt war die Verleihung des Ehrentitels Altbürgermeister.
Der Veranstaltungsort war gut gewählt. Der Jubilar selbst hatte ihn ausgesucht. "Damit schließt sich ein Kreis", sagte er. Denn hier hatte er seine erste Aufgabe im Landkreis Coburg. Als Mitarbeiter des Landratsamtes wurde er Leiter des Altenheimes, das damals im Schloss untergebracht war. Später wurde Gerhard Preß Kämmerer und schließlich Bürgermeister von Rödental, das in seiner Amtszeit zur Stadt erhoben wurde.
Sein Nachfolger Marco Steiner offenbarte in seiner Rede, dass er viel früher mit dem kommunalpolitischen Engagement von Gerhard Preß in Berührung kam, als jeder im Saal wohl angenommen hätte. Steiner besuchte die dritte Klasse der Grundschule in Mönchröden als Preß zum ersten Mal für das Amt des Bürgermeisters kandidierte. Das war 1984. Eine seiner Klassenkameradinnen hieß Trixi Preß. Es war die Tochter des Kandidaten. Ein anderer Schüler der Klasse hieß Christoph Maar. Das war der Sohn des anderen Kandidaten. So wurde die Wahl zum Thema in der dritten Klasse. Dass er Jahrzehnte später die Amtskette tragen und im Marmorsaal eine Laudatio für Gerhard Preß halten würde, hat Marco Steiner damals wohl nicht geahnt.
Schier nicht enden wollend war die Liste der Projekte, die Marco Steiner aufzählte, weil sie alle für das unermüdliche Wirken von Gerhard Preß in der Stadt standen. Nicht viel kürzer die Aufzählung seiner politischen Ämter und seiner Posten in verschiedenen Gremien. "Ich frage mich bis heute, wie er das alles immer unter einen Hut bringen konnte", zollte Steiner dem Vorgänger Respekt.
Einen begnadeten Netzwerker nannte denn auch Oberfrankens Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz den neuen Altbürgermeister. Es sei für Außenstehende schwer, zu ermessen, was hinter einer solchen Auszeichnung steht, sagte sie. Und betonte: "Sie haben diese Ehrung mehr als verdient."
Landrat Michael Busch erinnerte an Zeiten, als beide nicht immer der gleichen politischen Meinung waren. "Ich bedanke mich dafür, dass ich als ehemaliger politischer Gegner heute als Freund hier stehen darf", sagte er, und nannte Preß einen einzigartigen, ja magischen Politiker, der "mit Leidenschaft dem Zauber der Politik verfallen" gewesen sei.


Anerkennung aus München

"30 Jahre lang haben Sie sich als erster Bürgermeister unermüdlich für die Belange der Stadt Rödental und ihrer Bürgerinnen und Bürger eingesetzt. Mit leidenschaftlichem persönlichem Engagement haben Sie die positive Entwicklung der Stadt entscheidend voranbringen können." Das schreibt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann in seinem Glückwunschbrief an Gerhard Preß. Herrmann würdigt die Arbeit des ehemaligen Rödentaler Stadtoberhaupts weiter: "Sie sind oft neue Wege gegangen und haben in Ihrer langen Amtszeit viel bewegt. Die zahlreichen Preise und Auszeichnungen für die Stadt sprechen für sich."


Glückwunsch von Seehofer

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat Gerhard Preß nicht vergessen. "Ich freue mich, dass die Stadt Rödental Sie an Ihrem Ehrentag mit ihrem Ehrentitel auszeichnet", schreibt er Preß. Und wenn andere immer wieder betonen, dass er ein begnadeter Netzwerker war, so klingt das bei Horst Seehofer so: "Ein geschätzter Partner wurden Sie auch der Bayerischen Staatskanzlei und den Vertretungen Bayerns in Bonn, Berlin und Brüssel."
Am Ende verriet Gerhard Preß dann doch ein wenig von dem Geheimnis seines Erfolgs als Bürgermeister: "Man muss mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und braucht den Rückhalt der Bürgerinnen und Bürger und des Stadtrats." Klingt einfach, ist es aber nicht. Gerhard Preß wurde damit fünf Mal zum Bürgermeister gewählt.