Druckartikel: Michael Stoschek: "Kein Grund zum Jubeln!"

Michael Stoschek: "Kein Grund zum Jubeln!"


Autor: Redaktion

Coburg, Freitag, 05. April 2019

Der Vorsitzende der Brose-Gesellschafterversammlung äußert sich zum Ausbau des Verkehrslandeplatzes auf der Coburger Brandensteinsebene.
Starten und Landen im Schatten der Veste Coburg: der Flugplatz auf der Brandensteinsebene.Foto: Simone Bastian


Zur Bekanntgabe des bayerischen Verkehrsministers, dass der Verkehrslandeplatz auf der Coburger Brandensteinsebene nun doch für einen dauerhaften Instrumentenflugbetrieb ausgebaut werden kann, hat sich am Freitag der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der in Coburg ansässigen Brose-Gruppe, Michael Stoschek, geäußert. Hier seine Stellungnahme im Wortlaut:

"Wohlstand, Beschäftigung und Kaufkraft in unserer Region sind unmittelbar mit dem Erfolg unserer Wirtschaft verbunden. Dazu brauchen unsere Unternehmen - abgesehen von der HUK-Coburg - schnelle Verkehrsverbindungen zu ihren Kunden, Lieferanten und Produktionsstätten. Außerdem ist die Coburger Industrie stark international tätig. Je weiter eine Region von überregionalen Verkehrsflughäfen mit ihren immer längeren Abfertigungszeiten entfernt liegt, desto wichtiger ist für die Wirtschaft ein regionaler Flugplatz wie zum Beispiel in Coburg.

In der Ausgabe des Coburger Tageblatts vom 4. April 2019 war zu lesen, dass das Luftamt Nordbayern nun eine dauerhafte Genehmigung des Instrumentenflugbetriebs auf der Brandensteinsebene erteilt - unter der Voraussetzung, dass die Bahnbeleuchtung um 150 Meter verlängert wird. Diese Genehmigung darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Coburger Platz für die Geschäftsfliegerei eine absolute Notlösung darstellt. Die Probleme, die sich durch die mit 632 Metern kürzeste Landebahn aller europäischen IFR-Plätze ergeben, bleiben bestehen.

Nachdem die meisten Flugunfälle bei Start und Landung passieren, ist die Bahnlänge zwangsläufig ein entscheidender Sicherheitsfaktor. Noch gelten für den Firmenflugverkehr, den drei Coburger Unternehmen betreiben, niedrigere Standards als im gewerblichen Flugverkehr. Wie lange noch, weiß niemand.

Da der größte Teil der Geschäftsflugzeuge von gewerblichen Unternehmen betrieben wird, die weder in Coburg landen noch starten dürfen, kann kein Unternehmer in unserer Region eine Maschine chartern (wie früher bei Then Air), noch können Geschäftspartner Coburg per Luft erreichen.

Diese massive Einschränkung der Nutzung der Brandensteinsebene für den Geschäftsverkehr hat ja richtigerweise zu dem auch von unserem Haus finanzierten Projekt eines neuen, sicheren richtlinienkonformen und von der gesamten Wirtschaft nutzbaren neuen Verkehrslandeplatzes im Coburger Norden geführt.

Dass dieses Projekt leider nicht realisiert werden konnte, lag aber nicht an den meist unsachlichen Aktivitäten von Frau Escher, sondern allein an den im Laufe der 15 Jahre Planungszeit immer schärfere werdenden europäischen Naturschutzbestimmungen. Vor diesem Hintergrund war die 2017 vom damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer entschiedene Kombilösung Coburg/Bamberg für die hiesige Wirtschaft wenigstens ein Kompromiss. Ein Grund zum Jubeln besteht allerdings nicht, denn die erhoffte Verbesserung der Coburger Infrastruktur bleibt aus. "