Druckartikel: Melodienzauber einer Coburger Theaternacht

Melodienzauber einer Coburger Theaternacht


Autor: Jochen Berger

Coburg, Sonntag, 13. Sept. 2015

Zur Eröffnung der Spielzeit schenkt das Landestheater seinem Publikum ein Fest mit kurzweiligem Programm zwischen Kostüm-Rallye und musikalischem Salon. Der Gala-Abend wird zum umjubelten Finale.
Ein Gala-Abend bildete das umjubelte Finale beim Coburger Theaterfest. In einem Duett aus Paul Abrahams Operette "Ball im Savoy" begeisterten Anna Gütter und Dirk Mestmacher. Foto: Jochen Berger


Die zehn Monate eines Theaterjahres passen manchmal in zweieinhalb Stunden - zumindest an diesem Abend. Denn die Gala zum Abschluss des Coburger Theaterfestes - sie wird zur Reise durch die neue Spielzeit im Zeitraffer-Modus. Zweieinhalb Stunden Melodienzauber von Bellini bis Delibes, von Strauss bis Abraham - und mittendrin Intendant Bodo Busse, der in seiner Moderation mit rhetorischer Raffinesse immer wieder den roten Faden dieser Spielzeit zum Thema macht. Starke Frauen und schwache Männer - das taugt zum politisch geradezu überkorrekten Motto. Mit diesem Etikett bündelt Busse den Premieren-Reigen, der am kommenden Samstag mit Bellinis Meisterwerk "Norma" eröffnet wird.


Klingender Appetit-Anreger


Dieser Gala-Abend zum Spielzeit-Auftakt ist ganz bewusst als klingender Appetit-Anreger konzipiert. Neben dem Ausblick auf die Premieren bietet der Abend aber auch die Gelegenheit, neu engagierte Künstler erstmals vorzustellen. Allen voran: Alexander Merzyn. Der neue Erste Kapellmeister des Landestheaters darf das Programm eröffnen mit der feinfühlig differenziert musizierten Ouvertüre zu Otto Nicolais komischer Oper "Die lustigen Weiber von Windsor".


Zwischen Lyrik und Komik


David Zimmer mit der ausdrucksvoll gesungenen Romanze des Fenton und Michael Lion mit dem Bass-Hit "Als Büblein klein" machen die beiden Pole hörbar, zwischen den sich Nicolais Oper bewegt - Lyrik und Komik.
Konsequent auf Komik getrimmt ist der Ausblick auf die geplanten Schauspiel-Premieren und Wiederaufnahmen. Anne Rieckhof, Leila Müller, Ingo Paulick und Oliver Baesler liefern slapstick-artig komprimierte Kurzfassungen der Stücke.



Wenn der Applaus an diesem Gala-Abend ein einigermaßen verlässlicher Gradmesser ist, dann dürfte Bellinis "Norma" besonders hoch in der Gunst des Publikums stehen. Für ihre ergreifende Interpretation der berühmten "Casta Diva"-Arie der Titelheldin erhält Celeste Siciliano jedenfalls den lautesten Beifall. Tiefen Eindruck erzielt Betsy Horne mit ihrer feinsinnigen und ausdrucksintensiven Interpretation des Monologs der Marschallin aus dem "Rosenkavalier". Souveräner Strauss-Interpret am Dirigentenpult: Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig.


Blumen-Duett


Aber auch das Blumen-Duett aus Leo Delibes selten gespielter Oper "Lakmé" erzielt hohe Ausschläge auf der Applaus-Skala. Und Paul Abrahams Operette "Ball im Savoy" hat - zumindest musikalisch - auf jeden Fall das Potenzial, ein Kassen-Schlager am Landestheater zu werden. Ausschnitte daraus bescheren dem Gala-Abend ein rauschendes Finale mit einem hochkarätig besetzten Chor. Neben sämtlichen Solisten gehören dazu auch Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig und der neue Erste Kapellmeister Alexander Merzyn.


Refugium Theater


Der Gala-Abend im Landestheater hat in diesem Jahr nicht nur künstlerische Aspekte. "Refugium Theater- refugees welcome" steht auf einem großen Transparent an der Fassade. Dieses Motto "Flüchtlinge willkommen" will das Landestheater, so Intendant Busse, in dieser Saison in der Reihe "Freistaat Coburg" in den Mittelpunkt stellen. Busse hofft dabei auf Patenschaften für die derzeit in Coburg lebenden Flüchtlinge.