Meister dreht nach 15 Minuten auf
Autor: Christoph Böger
Coburg, Mittwoch, 07. Sept. 2016
Der HSC 2000 Coburg gestaltete gegen die Rhein-Neckar Löwen nur die Anfangsphase offen, danach machten Harmandic & Co. viele Fehler.
Premierenzeit in der Vestestadt - es war exakt 20.15 Uhr als in der HUK-Coburg Arena eine neue Zeitrechnung im Handball begann: Nationalspieler Hendrik Pekeler spielte den ersten Erstliga-Pass zu Andy Schmid. 34 Sekunden später fiel durch Kim Ekdahl du Rietz auch schon das erste Tor in der Arena. Es dauerte drei Minuten, ehe Romas Kirveliavicius den ersten Heimspieltreffer zum 1:2 für den HSC markierte.
57 Spielminuten später musste der HSC 2000 Coburg die Übermacht der Rhein-Neckar Löwen anerkennen, die mit einem 31:19-Erfolg sicher beide Punkte entführten.
Nach einer herzlichen Umarmung zwischen Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen und HSC-Rückraumspieler Adnan Harmandic konnte es losgehen.
Zuvor hatte Geschäftsführer Steffen Ramer seinen wohl ersten Fernsehauftritt im Interview mit Sport1, das von HSC-Fans sogar im Urlaub in Dänemark verfolgt wurde.
Groß war der Jubel als "Kiwi" bei angezeigtem Zeitspiel den Wurf von Andy Schmid blockte, im Gegenzug Nico Büdel an Hendrik Pekeler vorbeizog und der fällige Strafwurf durch Steffen Coßbau zum 3:3 (7.) führte. Den Führungstreffer für die Coburger verhinderte Andreas Palicka im Tor der Gäste, der einen Hüftwurf von Stefan Lex artistisch entschärfte. Die Coburger zeigten sich aber taktisch erneut hervorragend eingestellt und lagen nach elf Minuten erstmals in Front.
HSC geht mit 6:5 in Führung
In Sachen Torerfolgen war es bis dahin eine "Two-Men-Show" von Kirveliavicius und Coßbau. Beim 6:5 war der Lärm ohrenbetäubend und Kretzschmar zollte Lob im Fernsehen: "Der Aufsteiger zeigt keinerlei Respekt vor dem Meister." Es sollte aber die einzige Führung bleiben. Denn dann fanden zwei Würfe bei den Coburgern nicht ihr Ziel und ein parierter Ball von Kulhanek landete bei Pekeler, der vollstreckte.
Mit drei Treffern in Folge verschaffte sich der Favorit wieder Luft. Doch immer wieder hatte der HSC spielerische Optionen parat. So beim 7:8 als Coßbau auf Außen toll frei gespielt wurde und keinerlei Nerven zeigte.
Zu viele "Fahrkarten"
Doch gerade in dieser Phase erlaubte sich die Mannschaft von Jan Gorr zu viele "Fahrkarten"; Würfe von Kirveliavicius, Lex und Lilienfelds fanden nicht ihr Ziel, ein Konter auf Lukas Wucherpfennig wurde abgefangen. Viele Optionen also, mit denen die Gäste noch viel mehr gefordert hätten können. Das sah wohl auch Löwen-Trainer Jacobsen, rief sein Team zur Auszeit und forderte, dass sein Team ruhiger spielen solle.
Die nutzte nun aber immerhin die unverkennbare Schwächephase des Aufsteigers.
Zwischen der elften und 23. Minute (7:14) gelang dem HSC lediglich ein Treffer. Jetzt zeigte sich die ganze Klasse des Meisters. Rigoros nutzten die Gäste jeden schwachen Abschluss, jeden Ballverlust zu einem eigenen Konter, hatten sich längst auf die Coburger eingestellt und erteilten nun "dem Aufsteiger eine Lehrstunde", wie Stefan Kretzschmar wieder live auf sport.1 unveblümt feststellte. Aber der HSC fing sich wieder, verkürzte bis zur Pause und hatte sogar die Chance mit 11:14 in die Kabine zu gehen. Ein erneuter Ballverlust und ein Konter ließ den Abstand jedoch wieder auf fünf Tore anwachsen. Nur kurz keimte Hoffnung beim 11:15, denn zu schnell setzte sich der Meister standesgemäß auf 11:20 (39.) ab.
Frenetische Zuschauer
Erneut brauchten sie nur auf Coburger Fehler zu warten, die nun in steter Folge häufiger wurden.
Schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass es für die HSCler nur noch um Ergebniskosmetik gehen konnte. Doch die Fans feuerten ihr Team weiter frenetisch an, obwohl man dem Tempohandball des Gegners nun nur noch wenig entgegenzusetzen hatte. In den nächsten knapp 20 Minuten gelangen gerade einmal drei weitere Treffer, die Gäste hatten leichtes Spiel.
HSC Coburg - Rhein-Neckar Löwen 19:31 (10:15)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel - Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Dominic Kelm, Sebastian Weber (1), Stefan Lex (1), Benedikt Kellner, Steffen Coßbau (5/1), Till Riehn, Nico Büdel (2/1), Adnan Harmandic (1), Girts Lilienfelds (1), Romas Kirveliavicius (8).
Trainer: Jan Gorr.
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Rhein-Neckar Löwen: Mikael Appelgren, Andreas Palicka - Andy Schmid (6/6), Gudjon Valur Sigurdsson (7), Dejan Manaskov, Rafael Baena Gonzalez (2), Mads Mensah Larsen (1), Hendrik Pekeler (3), Patrick Groetzki (5), Harald Reinkind (1), Gedeon Guardiola Villaplana, Alexander Petersson (2), Kim Ekdahl du Rietz (4).
Trainer: Nikolaj Jacobsen.
SR-Duo: Nils Blümel / Jörg Loppaschewski.
Spielfilm: 2:3 (5.), 3:3 (8.), 6:5 (12.), 6:8 (16.), 7:12 (23.), 10:15 (30.), 11:15 (31.), 11:18 (34.), 11:20 (39.), 12:22 (42.), 14:26 (48.), 15:28 (53.), 17:28 (55.), 19:31.
Zuschauer: 3274.
Strafminuten: 4 (Lex, Hagelin) - 8 (Schmid, Guardiola 4, Petersson).
Siebenmeter: 2/2 - 6/6.
Beste Spieler: Coßbau, Büdel, Kirveliavicius - Pekeler, Sigurdsson, Schmid.