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Meederer "Anna B. Ecksteins" bilden ihre Nachfolgerinnen aus


Autor: Thomas Heuchling

Meeder, Donnerstag, 10. Oktober 2013

Die Kinderführung im Anna-B.- Eckstein-Raum des Friedensmuseum gibt es schon länger. Die drei aktuellen "Annas" sind jetzt in der vierten Klasse und verlassen bald die Meederer Grundschule. Es wird also Zeit, ihre Nachfolgerinnen auszubilden.
Lernen vom Profi: Viertklässlerin Emilia Sommer (rechts) zeigt ihrer Nachfolgerin Mia Sollmann (2. Klasse), wie man als Anna B. Eckstein durch die Ausstellung führt. Fotos: Thomas Heuchling


Von Aufregung ist bei Pia Blümig, Emilia Sommer und Rosina Dellert nur sehr wenig zu spüren. Die drei Viertklässlerinnen können alleine oder im Team routiniert größere oder kleinere Gruppen durch den Anna-B.-Eckstein-Raum im Meederer Friedensmuseum führen.

Anna Bernhardine Eckstein wurde 1868 in Coburg geboren und war Lehrerin und Pazifistin. Auch diese Fakten können die drei Mädchen problemlos wiedergeben. Im weißen Kleid, im Stil des 19. Jahrhunderts, und mit großem Damenhut stellen sich Sommer, Blümig und Dellert nacheinander vor den Ausstellungsteil, der die ersten Lebensjahre der Friedensaktivistin zeigt.

"Hallo ich bin die Pia Blümig und spiele heute die Anna B.

Eckstein", startet Blümig ihre Führung (die Mädchen sprechen als Eckstein in der Ich-Form). Sie zeigt auf eine Eisenbahnschiene, weil Eckstein die Tochter eines Eisenbahners war und malt Buchstaben in die Luft, mit der Eckstein geheime Liebesbriefe an einen adligen unterschrieben haben soll. "Folgen sie mir bitte", sagt die Neunjährige selbstbewusst und geht zur nächsten Station.

Jedes der drei Mädchen präsentiert Anna B. Eckstein wirklich gut und begeistert die Besucher mit ihrer kindlichen Art. Nur leider enden ihre Karrieren als Museumsführerinnen mit dem Ende der vierten Klasse und dem Verlassen der Grundschule. "Wir sind gerade dabei drei Nachfolgerinnen auszubilden. Wichtig ist, dass sie gut sprechen können und die Eltern bereit sind, dass ihre Kinder ein wenig in der Öffentlichkeit stehen", erklärt Gabriele Heller, die Rektorin der frisch getauften Anna-B.-Eckstein-Schule Meeder (Grundschule).

"Geschichte durch Geschichten vermitteln ist wichtig. Die drei Mädchen spielen nicht nur eine Lehrerin, denn Eckstein war eine, sondern bringen den drei Zweitklässlern wirklich etwas bei", erklärt Heller. In der Zwischenzeit haben die drei "alten Annas" auf ihren Team-Modus umgestellt und führen zu dritt durch die Ausstellung. Auch das funktioniert sehr harmonisch, obwohl das nicht immer der Fall ist, wie Rosina Dellert offen zugibt: "Wir streiten uns auch mal darum, wer wo sprechen darf." Aber das ist wirklich die Ausnahme.

Individuelle Führungen

Beeindruckend ist, dass jede der drei ihren eigenen Stil hat und ganz individuell die einzelnen Stationen und schwierigen Wörter, wie Petition, erklärt. "Als letztes war die Schule aus Lautertal da und die Mädchen haben ganz alleine durch die Ausstellung geführt", betont Heller. Wann immer es geht, versucht sie sich im Hintergrund zu halten. Blümig, Dellert und Sommer sind mit der Führung am Ende und holen ihre Nachfolgerinnen ab. Kaum eine Minute zurück im Anna-B.-Eckstein-Raum schnappt sich jede eine der Zweitklässlerinnen, setzt ihr den großen Damenhut auf und los geht es mit dem Training. Auch hier hat jede ihr eigenes Lernkonzept entwickelt.

Am Anfang noch unsicher

Emilia Sommer hat das Vormachen für sich entdeckt. Sie zeigt auf ein Stück Papier in einer Vitrine: "Das ist ein Arbeitszeugnis, welches ich als Kindermädchen von der Familie Mannheimer bekommen habe." Ihre Partnerin Mia Sollmann macht es - zwar noch etwas zaghaft und unsicher - ihr nach. Die beiden Mädchen schmunzeln und gehen zur nächsten Station. Pia Blümig hingegen nutzt Halbsätze, die ihre "Auszubildende" Lilly Opach vollenden soll.

Auch hier klappt es schon ganz gut. Das dritte Team bilden Rosina Dellert und Svea Leißner. Sie sind gerade an der alten Schreibmaschine. Die Rektorin hält sich im Hintergrund und beobachtet. Wenn Fragen aus den Zweiergruppen kommen, verweist sie zuerst an eines der anderen Mädchen und greift erst ein, wenn diese auch nicht mehr helfen können."Das sind Techniken, die man nicht im Klassenzimmer lernen kann. Das Wecken von Emotionen hilft den Kindern sich Fakten zu merken", erklärt die Rektorin.

Spätestens beim großen Schul- und Namensgebungsfest im Mai 2014 haben Opach, Leißner und Sollmann ihren ersten großen Auftritt. "Aber vielleicht machen sie vorher auch schon mal mit", sagt Heller.
Mit den Jahreszahlen und schwierigen Namen haben die amtierenden "Annas" jedenfalls keine Probleme. "Wir können ja von den großen Tafeln abschauen", sagt Sommer, aber meistens müssen sie das gar nicht mehr. Da treten die drei neuen "Annas" in große Fußstapfen.