Druckartikel: Maßstab ist das Coburger Publikum

Maßstab ist das Coburger Publikum


Autor: Simone Bastian

Coburg, Montag, 02. Mai 2016

Das Landestheater soll ab 2019 saniert werden, dafür braucht es eine Ausweichspielstätte. Kaufmännischer Direktor Fritz Frömming sagt, worauf es ankommt.
Blick auf die Bühne im Coburger Landestheater: Das aus dem Jahr 1840 stammende Haus muss dringend saniert werden. Doch dafür muss noch einiges geplant werden - unter anderem, wo das Theater während der Sanierungszeit spielt. Foto: Jochen Berger/CT-Archiv


Es ist Stillschweigen vereinbart: Ein Workshop mit Mitgliedern des Stadtrats, der Stadtverwaltung und der Theaterleitung befasste sich am Freitag mit der Frage, welche Ausweichspielstätte das Landestheater für die Zeit der Sanierung erhalten soll. Doch über das Ergebnis will Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) nichts sagen - eben, weil Stillschweigen vereinbart sei. Außerdem "ist es momentan zu früh, darüber zu reden", denn "es sind Entscheidungen zu treffen, und das wollen wir mit Bedacht machen".

Was den Schluss zulässt, dass noch nichts entschieden ist, sondern dass nun ein Vergleich der verschiedenen Varianten hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und künstlerischen Möglichkeiten stattfindet. Spätestens im Juli soll der Stadtrat beschließen, was wo als Ausweichspielstätte dienen wird. Denn die Zeit ist knapp: Am 31.

Dezember 2018 endet die Betriebserlaubnis fürs Landestheater, die nach dem Wasserschaden im Oktober 2013 nur vorläufig wieder erteilt wurde. Wenn alles gut läuft, beginnt dann die umfassende Sanierung des Hauses am Schlossplatz. 64 Millionen Euro soll das kosten; eingerechnet sind da schon ein zusätzliches Gebäude fürs Theater (das Palais Kyrill) sowie die Ausweichspielstätte.


Halle, Zelt, Modulbau?

Drei Möglichkeiten wurden bislang diskutiert: Eine Ertüchtigung der Dreifachsporthalle am Anger, die für den Sport nicht mehr gebraucht wird, wenn im Jahr 2018 die neue Dreifachhalle an der Benno-Benz-Sportanlage in Betrieb geht. Doch Geld ausgeben für die Ertüchtigung einer Halle, die danach abgerissen wird? Dieser Gedanke gefällt etlichen Stadtratsmitgliedern nicht. Nächster Vorschlag: Ein Theaterzelt, das für Opernaufführungen wegen der Akustik gut geeignet wäre, aber nicht fürs Schauspiel, wie Fritz Frömming erläutert, der kaufmännische Direktor des Landestheaters. "Und es gibt viele Außengeräusche." Davon konnten sich einige Stadtratsmitglieder bei einer Fahrt nach Landshut ein Bild machen. Ein solches Zelt müsste die Stadt mieten - und das kann teuer werden, wenn sich die Sanierung über Jahre hinzieht.

Dritter Vorschlag: Ein Gebäude aus Fertigteilen in Leichtbauweise, das wieder abgebaut und verkauft werden könnte, wenn es nach der Sanierungsphase nicht mehr gebraucht wird. Ein solches Gebäude haben sich die Coburger vor gut einer Woche in Genf angesehen. Die "Opéra des Nations" dient für die nächsten Jahre als Ausweichspielstätte für das Grand Theâtre in Genf und war vorher schon in Paris im Einsatz, als Spielstätte für die Comédie Française.

Als Standorte waren zum einen der Platz der Angersporthalle, aber auch der Güterbahnhof oder der Rosengarten im Gespräch. Dort könnte man, so die Idee, eine Verbindung zum Kongresshaus schaffen. Weder in Bezug auf den Standort noch auf die Art der Ausweichspielstätte gibt es bislang Festlegungen.

Auch Frömming hat am Workshop teilgenommen und sich zum Schweigen verpflichtet, was dessen Ergebnis angeht. "Grundsätzlich kann man sagen, dass die Qualität der Debatte nun um ein Vielfaches gestiegen ist, weil die Alternativen stärker umrissen wurden", sagt er.


Publikum entscheidend

Dass ein Behelfstheater nicht die gleichen Bedingungen bieten kann wie ein richtiges, ist Frömming und Intendant Bodo Busse klar. "Keine Drehscheibe, keine Hubpodien, kein Schnürboden", zählt Frömming die technischen Einschränkungen auf. "Ein Interim ist eine Form von Provisorium. Das war uns von vornherein klar. Damit können wir auch umgehen."

Entscheidend sei für ihn und Busse, dass das Publikum die Spielstätte annehme. "Ohne Publikum erlischt unser Unternehmenszweck", sagt Frömming ganz bewusst in der Wortwahl von Unternehmensberatern. Und wenn die Ausweichspielstätte zu laut, zu heiß, zu kalt, zu unbequem oder zu weit weg von der Innenstadt sei, bleiben die Zuschauer weg.

Auch OB Tessmer hat sich bei den verschiedenen Besichtigungen ein Bild von der Problematik Ausweichspielstätte gemacht. Sein Fazit: "Es ist überall schwierig!"