Druckartikel: Markus Merz verabschiedet sich von St. Moriz

Markus Merz verabschiedet sich von St. Moriz


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Donnerstag, 28. November 2013

Der Pfarrer von Coburgs größter evangelischen Kirchengemeinde St. Moriz, Markus Merz, hat während seines zwölfjährigen Wirkens in Coburg vieles und viele angestoßen. Jetzt geht er nach Wien - und natürlich auch weiter nach Jerusalem. Am Sonntag wird er verabschiedet.
Auf seinem Pilgerweg nach Jerusalem traf er schon viele interessierte Menschen (Foto in Marienbad)


Ein Gebet des Franz von Assisi beginnt mit den Worten: "O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens". Markus Merz schätzt dieses Gebet sehr; deshalb spricht er es zum Beispiel auch regelmäßig auf seinem Pilgerweg nach Jerusalem. Und es wird ihn bestimmt auch auf seinem nun bevorstehenden Weg nach Wien begleiten: Denn der Pfarrer von Coburgs größter evangelischen Kirchengemeinde St. Moriz verlässt nach zwölf Jahren die Vestestadt. Im Rückblick wird deutlich: Er ist in dieser Zeit nicht nur zu einem Werkzeug des Friedens geworden, er war auch stets ein Werkzeug des Miteinanders, des gelebten Glaubens und einer aktiven Kirche.

Haus Contakt mit Leben gefüllt

Im Gespräch nennt Markus Merz vor allem zwei Punkte, die für ihn untrennbar mit Coburg verbunden bleiben werden: die vielen Menschen, die sich auf vielfältige Weise engagieren - und das Haus Contakt, das

nicht nur zu einem zentralen Anlaufpunkt von Coburgs evangelischer Kirche geworden sei, sondern auch zu einer "festen Adresse für Kultur und Bildung". "Eine solche Entwicklung war vor elf Jahren keinesfalls sicher gewesen", erinnert er sich. Doch gemeinsam gelang nicht nur der Umbau vom einstigen "Haus der Gemeinde", sondern eben auch anschließend das Befüllen des Gebäudes mit jeder Menge Leben.

Ja, Markus Merz ist dankbar, in einer solch lebendigen Gemeinde und Stadt tätig gewesen zu sein. Und so sehr er sich auch auf seine neue Herausforderung im schönen Wien freut, so fällt ihm der Abschied von der Vestestadt nicht leicht. Was wird er - abseits des Kirchenlebens - am meisten vermissen? "Besonders gerne gehe ich über den Marktplatz", sagt er, "da treffe ich immer Leute und komme mit ihnen ins Gespräch." Ihn fasziniere und beeindrucke es, dass ein solch öffentlicher Ort gleichzeitig auch so familiär sein kann. "Das wird mir fehlen!"

Andersherum wird Coburg auch so mancher Impuls fehlen, der in den vergangenen zwölf Jahren von Markus Merz ausgegangen ist. So rief er etwa die Morizer Stadtgespräche ins Leben. Vielen ist vor allem noch die Veranstaltung vor der Oberbürgermeisterwahl 2008 in Erinnerung. Obwohl: Nicht alle fanden und finden es gut, wenn in einem Gotteshaus plötzlich über Themen diskutiert wird, die auf den ersten Blick gar nichts mit Kirche zu tun haben.

Markus Merz hat da aber einen anderen Ansatz: "Diese Gesprächsreihe ist von der Grundüberzeugung ausgegangen, dass Kirche mittendrin ist und dass sie einladen soll zu Begegnung und Gespräch. Und es liegt die Überzeugung zugrunde, dass es kein ,kirchlich' oder ,nicht kirchlich' gibt bei den Fragen, die Menschen betreffen." Es gehe doch nicht darum, dass ein kirchlicher Standpunkt vertreten werde, sondern Kirche "zum gemeinsamen Gespräch einlädt und zur gegenseitigen Wertschätzung". Darin sah Markus Merz schon immer eine besondere Aufgabe der Kirche.

Ein Impuls von Markus Merz war es auch, der zur Gründung der evangelischen Bürgerstiftung "leben+weitergeben" führte. Ausgangspunkt war, dass die Kirchengemeinde innerhalb weniger Jahre plötzlich nur noch mit der Hälfte der kirchlichen Zuweisungen auskommen musste. "Überall hieß es, wir müssten sparen und könnten uns vieles nicht mehr leisten", erinnert sich Markus Merz. "Aber so eine Haltung macht unkreativ und wirkt auch nicht einladend", findet er. "Mir war wichtig, aktiv zu werden, um nicht mit dem Rücken zur Wand zu stehen." Eine Stiftung erschien ihm da als ideal: Es wird ein dauerhafter Grundstock angelegt, um dann Jahr für Jahr Ausschüttungen für das kirchliche Leben vornehmen zu können. Inzwischen sind zehn Jahre seit der Gründung vergangen, und insgesamt konnten kirchliche Projekte schon mit mehr als 10.000 Euro unterstützt werden.

Von den vermeintlichen "Besonderheiten" in Merz' Coburger Amtszeit zum Alltag eines Seelsorgers, der aber auch viel Besonderes bereithält. "Ich habe Menschen immer wieder bei ihrem Abschied begleitet, wenn ein nahestehender Mensch gestorben ist", erzählt Markus Merz Merz. "Meine Aufgabe war es, mitten in der Traurigkeit da zu sein, zuzuhören und von Gottes Verheißung zu erzählen. Daraus ist oft eine Vertrautheit und Nähe entstanden, die mich berührt hat." Immer wieder habe er erfahren können, "wie in den Jahren die Hoffnung wieder kam und ich so teilhaben konnte, wie das Leben zuversichtlich weiterging". Und: "Immer wieder freue ich mich, wenn ich Paaren begegne, die ich getraut habe, oder wenn dann auch Kinder dazu kamen. An den Schwellen dabei sein, das verbindet mich besonders mit anderen und macht mich reich und dankbar."

Reich an neuen Erfahrungen ist Markus Merz auch geworden, seit er im Jahr 2010 auf dem Staffelberg seine auf mehrere Etappen verteilte Pilgerwanderung nach Jerusalem begann. Im März 2014 steht die nächste Etappe von Budapest Richtung Serbien an. Wann genau Jerusalem erreicht wird, lässt sich noch nicht sagen und ist auch gar nicht so bedeutend. "Mich freut es jetzt erstmal, dass in den nächsten Jahren mit Südosteuropa eine Region ins Blickfeld kommt, die mich neugierig macht." Zumal das auch zu seiner neue Tätigkeit bei der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa passt. Markus Merz - ein internationales Werkzeug des Friedens und der Begegnung.

Abschied Zum 1. Januar 2014 wechselt Markus Merz nach Wien an die Geschäftsstelle der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. Merz, der dort als Büroleiter und theologischer Referent tätig sein wird, erklärt: "Vor 40 Jahren haben engagierte Christen in Europa diese Kirchengemeinschaft ins Leben gerufen, weil sie wussten, wie wichtig es ist, sich einander als Kirchen auch dann anzuerkennen, wenn sie verschieden in ihren Formen sind. Und weil sie wussten, wie wichtig es ist, auch nach außen hin vertreten zu können, was ,evangelisch in Europa' bedeutet. Meine Hauptaufgabe wird es sein, für eine gelingende Kommunikation unter den über 100 Mitgliedskirchen zu sorgen."

Gottesdienst Am Sonntag, 1. Dezember, wird Merz verabschiedet. Beginn des Gottesdienst ist um 14 Uhr in St. Moriz, anschließend gibt's ein Beisammensein im Haus Contakt.

Spenden Besonders am Herzen liegt Markus Merz die Bürgerstiftung "leben-weitergeben". Wer sie unterstützen möchte, spendet auf das Konto 92001 890 bei der Sparkasse Coburg-Lichtenfels (BLZ 783 500 00) oder Konto 869260 bei der VR-Bank Coburg (BLZ 783 600 00).