Marathon-Mann musiziert in Mönchröden
Autor: Jochen Berger
Mönchröden, Freitag, 30. Mai 2014
Bei seiner fränkisch-thüringischen Orgelfahrt gastiert der Kantor der Dresdner Frauenkirche auch in der restaurierten Christuskirche. Seine Zuhörer verblüfft er mit der Klangvielfalt, die der der kleinen Hofmann-Orgel entlockt.
So wird der Feiertag zum musikalischen Festtag. Christi Himmelfahrt 2014 - für die Christuskirche Mönchröden ein ganz besonderer Tag. Denn nach der grundlegenden Sanierung des Innenraums erklingt auch die historische Orgel erstmals wieder im Konzert. An dem einmanualigen Instrument, 1788 von Orgelbauer Johann Andreas Hofmann aus Neustadt errichtet und 2008 restauriert, sitzt an diesem Abend ein renommierter Gast: Matthias Grünert, Kantor der Dresdner Kreuzkirche.
Entsprechend groß ist der Andrang in der einstigen Klosterkirche mit ihrem gotischen Kreuzrippengewölbe, das nun in zarten Pastelltönen gehalten ist. Das Gotteshaus ist bis hinauf zur zweiten Empore dicht gefüllt mit Zuhörern - Musikfreunde aus der Region, aber auch viele Gäste, die im Gefolge des Organisten den Weg nach Mönchröden gefunden haben.
Von Frescobaldi bis Bach
"Orgelfahrt" nennt Grünert eine ganz spezielle Veranstaltungsreihe, bei der sich künstlerischer Anspruch und sportlicher Ehrgeiz auf klangvolle Weise begegnen. An vier Tagen absolvierte Grünert insgesamt 20 Konzerte in ebenso vielen Kirchen. Der Marathon-Mann auf der Orgelbank ist freilich kein Akkordarbeiter, der Quantität über Qualität setzt. Vielmehr zeigt sich Grünert beim Gastspiel in Mönchröden, seinem dritten Auftritt an diesem Tag, als hochkonzentrierter, jederzeit souveräner Interpret. Vor vier Jahren war Grünert erstmals an gleicher Stelle zu Gast.
Nun demonstriert er mit scheinbar müheloser Selbstverständlichkeit, was sich aus diesem kleinen Instrument mit seinen lediglich zehn Registern, verteilt auf ein Manual und Pedal, an klanglicher Vielfalt zaubern lässt. Grünert hat dazu das passende Programm ausgewählt - Musik vom Frühbarock bis zur Frühklassik, bei der klare Linien und nicht wuchtige Klanggewalt im Vordergrund stehen. Schon bei einem Werk des Italieners Girolamo Frescobaldi ("Partite sopra la Monica") beweist Matthias Grünert seine Stilsicherheit und sein Gespür für fein abgestufte Registerwahl.
Klar konturiert spielt er die reich verzierten melodischen Linien Frescobaldis und arbeitet dann auch in Johann Kaspar Ferdinand Fischers Präludium und Fuge D-Dur die Figurationen präzis und prägnant heraus. In Grünerts Spiel verbinden sich stets technische Souveränität mit fein differenzierter Artikulation und lebendiger Gestaltung.
Romantik als Zugabe
Mit Johann Ernst Eberlin erinnert er an einen Komponisten des 18. Jahrhunderts, der stilistisch an der Grenze vom Spätbarock zur Frühklassik steht. Ein Werk des einstigen Passauer Dom-Organisten Franz Anton Hugl leitet dann über zum Ausklang mit Johann Sebastian Bach - Präludium und Fuge C-Dur aus der Sammlung der "Acht kleinen Präludien und Fugen".
Für den ausdauernden Beifall des begeisterten Publikums bedankt sich Grünert noch mit einer Zugabe. Mit dem "Andante tranquillo" aus der 3. Orgelsonate von Felix Mendelssohn-Bartholdy beweist er, dass sich auf der kleinen Orgel der Christuskirche sogar romantische Musik darbieten lässt.
Matthias Grünert und seine Orgelfahrt durch Franken und Thüringen
Orgelfahrt Die Reihe unter dem Motto "Orgelfahrt" wird am Samstag und Sonntag mit weiteren Konzerten fortgesetzt (Informationen online unter www.orgelfahrt.de)
Matthias Grünert 1973 in Nürnberg geboren, studierte Kirchenmusik, Gesang und Konzertfach Orgel in Bayreuth und Lübeck. 2004 wurde er als erster Kantor der Dresdner Frauenkirche berufen.
Hofmann-Orgel Die einmanualige, mit einem Pedal versehene Orgel der ehemaligen Klosterkirche stammt aus dem Jahr 1788 und wurde von Johann Andreas Hofmann errichtet. Im Jahr 2007 wurde sie von der Orgelbau-Firma Hey grundlegend restauriert. Das Instrument besitzt zehn Register sowie eine Pedalkoppel.
Christuskirche Bedeutung gewinnt der 1108 erstmals urkundlich erwähnte Ort Mönchröden durch die Gründung eines Benediktinerklosters 1149. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche im spätgotischen Stil erbaut. Bis etwa 1520 wurden noch Abtshaus und Refektorium errichtet. Das war aber schon die Zeit, in der die Gedanken der Reformation im Coburger Land Einzug hielten. 1538 wurde das Kloster Mönchröden endgültig in weltliche Verwaltung übernommen. Die ehemalige Klosterkirche firmiert seit 1971 offiziell als "Christuskirche". Markant im Inneren ist das Kreuzrippengewölbe des Kirchenschiffs.