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Märchenhaft mit Tiefgang und Quatsch am Landestheater Coburg


Autor: Dr. Carolin Herrmann

Coburg, Montag, 03. April 2017

Der Spielplan für die Interimssaison 2017/2018 des Landestheaters Coburg verspricht viel.
Tschaikowskys "Nussknacker" hatte 2012 Premiere am Landestheater Coburg. Im Dezember wird das sehr erfolgreiche Ballett von Mark McClain wieder zu sehen sein, in überarbeiteter Fassung mit (nach so langer Zeit selbstverständlich) neuer Besetzung.  Foto: Archiv


Klingt recht märchenhaft, dieser Spielplan für die nächste Saison am Landestheater Coburg: Rossinis "La Cenerentola", Dvoráks "Rusalka", diverse Feuervögel, "Pinocchio" als Familienoper, die Uraufführung einer eigenen Bühnenfassung von Charles Dickens "Weihnachtsgeschichte", die der renommierte Autor Philipp Löhle extra für Coburg schreibt.
Was auch zeigt, dass das vierköpfige Direktorium den Zauber der Intendanz Bodo Busse (der geht im Sommer nach Saarbrücken) über die Interimsspielzeit bis zum Start von Bernhard F. Loges (der kommt im Herbst nächsten Jahres nach Coburg) bewahren möchte.
Busse war bei der gestrigen Pressekonferenz tatsächlich noch dabei, schließlich erfolgte die Spielplankonzeption für 2017/2018 noch von ihm aus in Zusammenarbeit mit Generalmusikdirektor Roland Kluttig, Schauspieldirektor Matthias Straub und Balldirektor Mark McClain. Die drei werden mit Verwaltungsdirektor Fritz Frömming in der kommenden Saison maßgeblich sein am Schlossplatz. "Künstlerische Kontinuität" sei angestrebt, und er werde, fügte Busse verschmitzt an, "ganz oft zurückkommen, um zu schauen, ob die alles richtig machen".


"Pinocchio"als Oper

Zum Saisonauftakt wird Roland Kluttig Puccinis "Tosca" bringen, mit Celeste Siciliano in der Titelrolle und Milen Bozhkov als Cavaradossi. Der beliebte Tenor wird wieder ständig in Coburg und in drei großen Produktionen präsent sein. Kluttig wird selbst auch "Rusalka", Dvoràks hochdramatisches, musikalisch vielgestaltiges Märchen von dem Wasserwesen, das der Liebe wegen die Unsterblichkeit aufgeben will, auf die Bühne bringen, und zwar im tschechischen Original (mit Übertiteln).
Besonderes Augenmerk soll auch im Musiktheater auf Familienprojekte gelegt werden: "Pinocchio" wird als Oper des erfolgreichen zeitgenössischen Komponisten Pierangelo Valtinoni für Menschen ab acht produziert. Der Cole Porter-Erfolg soll mit dem auf einer Screwball-Komödie beruhenden Musical "High Society" fortgesetzt werden.


Die Spider Murphy-Story

Mit der Weill/Brecht-Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" soll der Märchenstimmung dann aber mehr denn je aktuelle Kapitalismuskritik entgegengesetzt werden, "damit es auch wirklich bissig wird, inszeniert von Konstanze Lauterbach", kündigen Kluttig und Busse hintergründig an.
Musikalisch wird auch das Schauspiel eingeleitet und zwar mit einer weiteren "Coburg-spezifischen" Schöpfung von Matthias Straub: Der Spider Murphy Gang und ihren Rock'n Roll-Hits widmet er seine nächste "Story", und zwar schon zwei Wochen bevor die legendäre Band ihr 40-jähriges Bestehen im ausverkauften Münchner Olympiazentrum feiert. Die Rockheroen haben ihr Kommen zur Premiere zugesagt.
Es folgen Kleists "Der zerbrochne Krug" mit Stefan Mertl als Dorfrichter Adam und eine derzeit vielgespielte Politsatire, "Geächtet" von Ayad Akhtar. Mit "Macbeth" will Straub die Shakespeare-Pflege in Coburg wieder aufnehmen, als attraktive Möglichkeit für die Interimsspielstätte während der Generalsanierung. Die wird bekanntlich zwar nicht als "Glöbchen" errichtet, soll aber ab Januar 2019 als attraktiver Zweckbau auf dem Platz der Angerturnhalle zur Verfügung stehen.
Das Tanztheater will 2017/2018 punkten mit einer Choreografie von Mark McClain nach einem Roman von Haruki Murakami, "After Dark", und einem dreiteiligen Ballettabend unter dem Strawinsky-Titel "Der Feuervogel". Strawinsky gilt auch eine spartenübergreifende Reithallenproduktion "Die Geschichte vom Soldaten". Für den Reithallen-Auftakt selbst wird der frühere Coburger Dramaturg Peter Schanz Oliver Bukowskis Boulevard-Komödie "Bis Denver" vom Lausitzer in den fränkischen Dialekt übersetzen. Weitere zeitgenössische Stücke werden folgen. Den "Quatsch im Münchner Hofbräu" bereitet Matthias Straub dann mit "Ein Herz und eine Seele" vor; Stefan Mertl wird Ekel Alfred. - Wenn das keine Aussichten sind!

Der Spielplan des Landestheaters Coburg in der Saison 2017/2018


GROSSES HAUS


16. September: "Wallenstein" (Wiederaufnahme), Dramen-Trilogie von Friedrich Schiller an einem Schauspielabend
17. September: Die Hochzeit des Figaro " (Wiederaufnahme), Komische Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
30. September: "Tosca", Oper von Giacomo Puccini
14. Oktober: "A Spider Murphy Story", ein Rock'n'Roll-Musical von Matthias Straub und Rüdiger Eisenhauer
28. Oktober: "After Dark", Ballett von Mark McClain nach dem Roman von Haruki Murakami
19. November: "Eine Weihnachtsgeschichte" (Uraufführung), Märchen nach dem Roman von Charles Dickens
2. Dezember: "Das Land des Lächelns", Operette von Franz Lehár
9. Dezember: "Der Nussknacker" (Wiederaufnahme), Ballett von Mark McClain, Musik von Peter Tschaikowsky
13. Januar: "Der zerbroch'ne Krug", Lustspiel von Heinrich von Kleist
3 . Februar: "La Cenerentola", Oper von Gioacchino Rossini
24. Februar: "High Society", Musical von Cole Porter
10. März: "Pinocchio", Familienoper von Pierangelo Valtinoni
7. April: "Geächtet", Schauspiel von Ayad Akhtar
22 . April: "Rusalka", Oper von Antonín Dvorák
12 . Mai: "Der Feuervogel" und andere Ballette, dreiteiliger Abend mit Musik von Igor Strawinsky und anderen
2 . Juni: "Macbeth", Tragödie von William Shakespeare
22 . Juni: "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", Oper von Kurt Weill/Bert Brecht
In Planung: "Odyssee", ein Projekt des Jungen Landestheaters

REITHALLE

21. September: "1984" (Wiederaufnahme), Ballett nach dem Roman von George Orwell
30. September: "Pettersson und Findus" (Wiederaufnahme), Kinderstück nach Sven Norquist
7. Oktober: "Bis Denver (Arbeitstitel), Boulevard-Komödie von Oliver Bukowski
27. Oktober: "Jihad Baby!" (Wiederaufnahme), Schauspiel von Daniel Ratthei
10. November: "Die fetten Jahre sind vorbei", Schauspiel nach dem Film von Hans Weingartner
24. November: " Am Boden", Schauspiel von George Brant
2 .Februar: "Die Geschichte vom Soldaten", Ballett von Mark McClain nach Musik von Igor Strawinsky
22 . Februar: "Rico, Oskar und die Tieferschatten", Krimi für junge Menschen nach dem Roman von Andreas Steinhöfel
14. April: "Vater", Schauspiel von Florian Zeller
25. Mai: "Gespräch wegen der Kürbisse", Komödie von Jakob Nolte
Im Juni: "First Steps", choreografische Miniaturen von und mit dem Ballett Coburg
In Planung: Klassenzimmerstück

MÜNCHNER HOFBRÄU

Im November: Ein Herz und eine Seele" nach der gleichnamigen Fernsehserie von Wolfgang Menge