Druckartikel: "Macbeth" in Coburg: Noch gewaltiger

"Macbeth" in Coburg: Noch gewaltiger


Autor: Dr. Carolin Herrmann

Coburg, Montag, 08. Oktober 2018

Matthias Straubs wuchtige Shakespeare-Inszenierung bietet in der Wiederaufnahme Mystik, Bildermacht und intellektuelle Einsicht zugleich.
Die drei Hexen, in der Coburger "Macbeth"-Inszenierung von Tänzern  in faszinierender Choregraphie dargestellt, stehen auch für die Macht des Irrationalen im Menschen. Sebastian Buff


Getan bleibt getan. Doch Lady Macbeth hält das Ungeheuerliche, nach dem sie selbst so forsch gegriffen hatte, nicht aus. Sie verfällt dem Wahnsinn, ihr Gatte der mörderischen Machtgier, obwohl Macbeth ursprünglich fähig war zu Abwägung und moralischer Klarsicht. Es bedurfte nur des widersprüchlichen Raunens dreier Gestalten des Irr-Sinns, um ihn auf seinen mörderischen Weg der Gier zu schicken.

Getan bleibt getan. Das gilt, nun allerdings im allerbesten Sinne, für eine wuchtige, eindringliche, fantastische Shakespeare-Produktion am Landestheater Coburg. Ab sofort steht Matthias Straubs Herz und Verstand nährende "Macbeth-Inszenierung", Premiere zum Ende der letzten Saison, wieder auf dem Spielplan.

Shakespeare philosophiert im Rahmen seiner packenden mythischen Geschichte über den Hang des Menschen zur Maßlosigkeit, vor allem, wenn er Macht erhält. Ein hochpolitisches Stück also, aktuell leider wie eh und je, ob man nun nach Ost oder nach West blickt.

Die Nebel der düsteren Seele

Die im dichten Nebel lagernde schottische Burg von Ausstatterin Gabriele Wasmuth hält vom ersten Moment an die Sinne gefangen. Düstere Klänge, mächtige Trommelschläge, die Macht der Musik (Sounddesign Marten Straßenbergs) tritt nicht untermalend, sondern die imaginäre Welt mit konstituierend hinzu. Die drei Hexen, tanzende Albtraumwesen, sind so bedrohlich nah und wirkmächtig, wie es die dunkle Seite in der Psyche des Menschen ist.

Packende Darsteller

In dieser Bilderwucht und geradezu filmischen Imagination ging es dem Coburger Schauspielchef allerdings gleichzeitig sehr wohl um das Wort, die Sprache Shakespeares. Wo diese Intention bei der Premiere die Schauspieler noch in einer Art ehrfürchtiger Starre hielt, haben sie mittlerweile zu souveräner Darstellungskunst gefunden: Klare, in ihrer tiefen Bedeutung nachvollziehbare Sprache und die in diesem Fall schreckensvolle Poesie Shakespeares verbindet sich nun mit intensiver Körperlichkeit auf der Bühne. Niklaus Scheibli als Macbeth, Kerstin Hänel als Lady Macbeth, Frederic Leberle als Banquo, Valentin Kleinschmidt als Macduff, Benjamin Hübner als Malcolm zusammen mit dem weiteren Ensemble führen uns ungemein packend durch dieses große Stück Welt-Theater.

Dieser "Machbeth" ist in der neuen Spielzeit nun gänzlich zu sich gekommen. Unbedingt ansehen, wer es noch nicht getan hat. Wer schon eine Aufführung erlebt hat, wird diese darstellerische und sprachliche Bilderkraft bei einem weiteren Besuch noch intensiver empfinden.

Landestheater Coburg William Shakespeare "Macbeth. Aufstieg und Fall eines Tyrannen". Inszenierung Matthias Straub, Bühnenbild und Kostüme Gabriele Wasmuth, Choreografie Tara Yipp, Sounddesign Marten Straßenberg, Dramaturgie Carola von Gradulewski

Darsteller Niklaus Scheibli, Kerstin Hänel, Thomas Straus, Benjamin Hübner, Frederik Leberle, Valentin Kleinschmidt, Thomas Kaschel, Solvejg Schomers, Nils Liebscher, Stephan Mertl, Chih-Lin Chan, Joshua Limmer, Lauren Limmer/Takashi Yamamoto

Weitere Termine 12., 18., 23. Oktober, 19.30 Uhr