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Luther hat (noch) einen Koffer in Coburg


Autor: Martin Koch

Coburg, Donnerstag, 21. April 2016

Eine vom Evangelischen Bildungswerk zusammengestellte Box ist voll mit Wissenswertem über den Reformator, der 1530 in Coburg verweilte.
Büste Martin Luthers in der Coburger Morizkirche von der Seite Foto: Jochen Berger


Hat der Reformator Martin Luther noch einen Koffer in Coburg? Na ja, nach fast 500 Jahren - 1530 war der Reformator in Coburg - hätte der wohl inzwischen viel Patina ansetzen müssen. Aber es gibt jetzt "einen Koffer voll mit Luther", den die Organisationsstelle "Lutherdekade in Coburg" und das damit personell eng verbundene Evangelische Bildungswerk (EBW) Coburg am vergangenen Dienstag in Coburg vorgestellt haben. Und dieser neu konzipierte Lutherkoffer ist voll mit viel Wissen zur Reformation und dem Reformator Martin Luther, aber auch mit viel Basiswissen zum Christentum allgemein.

Der Lutherkoffer soll ein niederschwelliges Angebot sein. Er kann in Gemeindekreisen, in der Konfirmandenarbeit, im Religionsunterricht eingesetzt werden.

Er macht älteren Semestern im praktischen Einsatz genauso viel Freude wie Kindern und Jugendlichen, sind sich Pfarrer Dieter Stößlein, theologischer Referent des EBW und Beauftragter für die Lutherdekade, und sein Team sicher.


Nicht nur der Kleine Katechismus steckt in der Schatzkiste

Die Inhalte sind nicht alle neu. Aber die Auseinandersetzung mit dem Kleinen Katechismus Martin Luthers erschöpft sich nicht mehr in drögem Auswendig lernen wie vor einigen Jahrzehnten noch. Der Lutherkoffer mit seinen Inhalten lädt dazu ein, sich mit den Formeln Martin Luthers in spielerischer Weise auseinanderzusetzen. Der Kleinen Katechismus gehört etwa dazu. "Die Schatzkiste der Reformation" ist so eine von 16 Stationen. Da gibt es nicht nur Texte und Bilder, sondern auch Gesprächsimpulse und Gedankenanstöße, die eine Verbindung in die Gegenwart herstellen.

Eine Station heißt "Die Bibel und die deutsche Sprache". Sie erschließt die Sprachgewalt Martin Luthers. Von Luther stammt ja auch die Erkenntnis, dass man dem Volk aufs Maul schauen müsse, und da kommt zur rein wissenschaftlichen Übersetzungsarbeit eine gewisse Kreativität mit ins Spiel. Geläufige Sprichwörter und Redensarten werden vorgestellt, die aus der Übersetzungsarbeit des Reformators in die deutsche Alltagssprache übergegangen sind.


Zum Schreiben brauchte Luther auch handwerkliches Geschick

Und zur Übersetzungsarbeit Luthers gehört ja nicht nur die geistige Arbeit, sondern auch handwerkliches Geschick und Fingerfertigkeit. Schreiben hat durchaus Mühe gemacht. Luther hatte nur eine Gänsefeder und ein Tintenfass zur Verfügung. Das ging nicht so flott wie mit einem Kugelschreiber. Da entstanden Tintenkleckse. Darum geht es etwa in der Station "Bibelverse - Schreiben wie früher". Das ist eine Kreativstation für alle Altersgruppen. Mit einer echten Gänsefeder kann man einen persönlichen Bibelvers wie etwa den Konfirmations-, Tauf- oder Vermählungsspruch in maximaler Schönschrift auf ein wertvolles Papier bringen.

Von der Auseinandersetzung mit dem Bibel- und Katechismuswissen reicht die kreative Palette des Lutherkoffers bis hin zur Station "Luthers Tischreden - ein literarisch-künstlerischer Abend". Dazu gibt es Informationen und Rezepte aus dem 16. Jahrhundert, Gerichte, wie sie Martin Luther und Ehefrau Katharina von Bora gegessen haben könnten. Und bei den Tischreden hat der Reformator nicht unbedingt ein Blatt vor den Mund genommen. "Ich würde meine Käthe nicht gegen Frankreich oder Venedig eintauschen wollen", das ist doch eine charmante Liebeserklärung. Aber Luther kann auch vorsichtiger formulieren. "Zweitens erfahre ich oft, dass andere Frauen auch größere Mängel haben, als meine Käthe sie hat."


Kutte und Haube

Zum Lutherkoffer gehören auch schriftliche Informationen, etwa Vorschläge zur Gestaltung einer Kinderbibelwoche oder eines Frauenabends. Was ist noch drin? Handfeste Utensilien wie eine originalgetreue Mönchskutte der Augustiner-Eremiten, wie sie Martin Luther in Erfurt getragen hatte, oder eine typische Frauenhaube wie für Katharina von Bora.

"Wir haben uns über zwei Jahre getroffen, in denen der Lutherkoffer entwickelt worden ist", sagte Pfarrer Stößlein bei der Vorstellung. "Wir haben uns die Köpfe heiß geredet." Jetzt ist die Kreativbox da und kann ausgeliehen werden.

Ganz fertig wird der Lutherkoffer aber so schnell nicht sein. Bis Ende 2016 befindet er sich noch in einer Erprobungsphase. Die Macher hoffen bis dahin auf ein kreatives Feedback von den Nutzern, die dann bei einer inhaltlichen und konzeptionellen Aktualisierung berücksichtigt werden können. Gruppenleiter brauchen nicht unbedingt ein Theologie- oder Pädagogikstudium, um mit dem Koffer zu arbeiten. Ausführliche Anleitungen zum praktischen Einsatz sind dabei.

Wer den Koffer ausleihen und benutzen will, kann sich bei Pfarrer Dieter Stößlein, Lutherdekade Coburg, Hintere Kreuzgasse 7c, Coburg, melden. Telefon 09561/75984 oder 630852. E-Mail: luther2017-coburg@elkb.de. Informationen gibt es im Internet auf www.luther2017-bayern.de oder auch unter www.coburg-evangelisch.de.