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Lukaspassion in Coburg: Im "bittern Tod"


Autor: Dr. Carolin Herrmann

Coburg, Freitag, 25. März 2016

Die Kantorei St. Moriz unter Leitung von Peter Stenglein sorgte in der Coburger Salvatorkirche für eindrückliches Karfreitags-Erleben.
Karfreitag in der Salvatorkirche mit der Kantorei St. Moriz und Martin Trepl, der die Christusworte sang.  Foto: Carolin Herrmann


Zur ergreifenden Verkündigung des Leidens und Sterbens Jesu Christi wurde die gestrige Karfreitagsmusik der Kantorei St. Moriz. Das letzte Konzert in der Salvatorkirche vor dem Wiedereinzug in die Morizkirche zog so viele Besucher an, wie während der gesamten Renovierungsphase hier nicht erlebt. Andächtige Stille dankte Chor und Solisten nach der eineinviertel-stündigen Aufführung.
Die Lukaspassion des frühbarocken Heinrich Schütz (1885 - 1672) wurde unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein dem intimen Ort entsprechend in eher zurückhaltender Verve geboten, so dem inneren Erleben Raum gebend und als demütige Verneigung vor der Größe des Geschehens. Was nicht heißt, dass die Dramatik im dialogischen Gegenüber der Stimmen nicht nachdrücklich, mit Leiden und mit Trauer, mit großer Nachdenklichkeit, vermittelt worden wäre. Auftrumpfende Heftigkeit aber wurde vermieden.


Der mittelalterlichen Tradition der gesungenen Lesung entsprechend, auf die sich Schütz bezog, suchten die beiden Solisten wie der Chor in seinen meist eher kurzen Einwürfen nach größtmöglicher Verständlichkeit und Klarheit im Ausdruck. Wobei die Steigerung der Kantorei bis zu den "Kreuzige ihn"-Rufen umso intensiver wirkten, erst Recht der "Beschluss" der Passion, mit welcher der Chor nun machtvoll tönend aufrief, den "bittern Tod" so oft als möglich zu betrachten zum eignen Seelenheil.


Schmerzvolles Mitleiden

Als Evangelist wirkte der Obersdorfer Stefan Heidweiler, der mit seinem hellen Tenor Chor wie Zuhörer tragend durch das Geschehen führte. Kontrastreiches Gegenüber war ihm Martin Trepl, der die Christusworte in schmerzvollem Mitleiden bot. Als Pilatus agierte der Chorleiter selbst.
Vor der Passion hatte Peter Stenglein an der Orgel überlegen für Bachsche Meditation gesorgt. Aufrüttelnd beginnend, den hellen, fast schrillen Klang der Salvator-Orgel nützend, lenkte er Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 in die Beruhigung der dunkleren Register, bevor er seine Zuhörer mit den weiten Verzweigungen der Fuge in tänzerischer Leichtigkeit zu erhebender Losgelöstheit brachte.
Die beiden folgenden Stücke aus dem "Orgelbüchlein" führten in zwei klugen Schritten zur späteren Passion: Mit dem leise trauernden, nach innen lenkenden "Oh Mensch, bewein dein Sünde groß" zur inneren Reinigung aufrufend. Das kurze "O Lamm Gottes unschuldig" dann zur zentralen Aussage der Schütz-Passion hinweisend, der Ehrfurcht gebietenden, die Menschenseele rettende Unermesslichkeit des Opfers, die in der Unschuld Jesu lag.