Druckartikel: Lieber einmal zu viel ausgerückt

Lieber einmal zu viel ausgerückt


Autor: Ulrike Nauer

Coburg, Montag, 06. März 2017

276 Mal rückte die Coburger Feuerwehr 2016 aus - 76 Mal war es falscher Alarm. Dabei gilt der Grundsatz: "Wir gehen immer vom Ernstfall aus!"
Wird Alarm ausgelöst, sitzen Dominik Luther (links) und Christoph Weichler in voller Montur und in Windeseile im Einsatzfahrzeug. Foto: Ulrike Nauer


"Schalter verwechselt - Alarm!" - Diese Meldung machte kürzlich in Coburg die Runde. Eine 68-jährige Frau hatte den Notrufknopf in der Tiefgarage am Albertsplatz fälschlicherweise für einen Türöffner gehalten und so einen Feuerwehr-Einsatz ausgelöst. Klingt kurios, gehört aber mehr oder weniger zum Alltag eines Feuerwehrmannes, wie Dominik Luther und Christoph Weichler von der Coburger Feuerwehr berichten.
Immer wieder müssen Luther, Weichler und ihre Kollegen ausrücken, weil eine der zahlreichen Brandmeldeanlagen im Stadtgebiet Alarm geschlagen hat. 76 Fehlalarmierungen wurden im vergangenen Jahr erfasst - das heißt, dass dem Alarm keine erkennbare Gefahr zugrunde lag. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Brandmeldeanlage (BMA) auszulösen: Es könnte ein technischer Fehler an der Anlage selbst sein, genausogut kann natürlich auch ein Mensch die BMA auslösen - ob nun mutwillig oder ungewollt.


Alarm beim Männer-Strip

Was noch dazu kommt: Die BMA unterscheiden nicht unbedingt zwischen echtem und falschem Rauch. Das zeigte sich am Freitag, als der künstliche Rauch aus einer Nebelmaschine bei einer Männer-Strip-Show im Coburger Kongresshaus Alarm ausgelöst und die Einsatzkräfte auf den Plan gerufen hatte.
Doch für die Feuerwehrmänner spielt das zunächst einmal keine Rolle. Wird die Wehr alarmiert, rückt sie aus. "Wir gehen immer vom Ernstfall aus", sagt Dominik Luther. "So eine Anlage springt ja nicht ohne Grund an." Und ob es am Ende ein Fehlalarm war, stellt sich ohnehin erst später heraus. Man müsse es auch so sehen, sagt Christoph Weichler: "Sobald eine Anlage auslöst, hat sie zu 100 Prozent das hereingeholt, was sie gekostet hat."
In vielen Fällen befinden sich die Brandmeldeanlagen in größeren Unternehmen, aber auch Kindertagesstätten müssen beispielsweise damit ausgestattet sein. Wenn der Alarm eingeht, wird der Feuerwehr die Nummer der BMA mitgeteilt, die ausgelöst hat. "Wir müssen uns dann über sogenannte Laufkarten zu dem Gerät hinarbeiten", erläutert Christoph Weichler. Je nach Größe eines Objekts laufe man da schon mal eine gewisse Zeit, bis man die richtige Anlage gefunden hat.


Videoaufzeichnung ausgewertet

Beim Fehlalarm am Albertsplatz war die Verursacherin schon verschwunden, als die Feuerwehr eintraf. Die Männer suchten das Parkhaus ab, fanden weder Rauch noch Feuer und übergaben die Sache schließlich der Polizei. Diese wertete die Aufnahmen der Videokameras aus und kam so der Autofahrerin auf die Spur, die das Knöpfchen gedrückt hatte, wie Polizeisprecher Stefan Probst erklärt.
Nicht nur Brandmeldeanlagen sind mögliche Quellen für Fehlalarme, manchmal spielt dem Menschen ganz einfach seine Wahrnehmung einen Streich: Die Kombination von Nebel über Coburg und der orange-gelben Beleuchtung der Veste und von Schloss Callenberg zum Beispiel habe schon so mancher als Feuer missgedeutet und die Feuerwehr gerufen, wie Dominik Luther schmunzelnd berichtet. Selbst das lodernde Kaminfeuer als Bildschirmschoner auf dem Fernsehgerät des Nachbarn habe schon die Einsatzkräfte auf den Plan gerufen. Aber, und das stellen Luther und Weichler ganz klar: "Lieber einmal zu viel angerufen und dadurch einen Brand verhindert!"


Schon 63 Einsätze 2017

276 Einsätze hat die Coburger Feuerwehr im vergangenen Jahr geleistet. In den ersten beiden Monaten 2017 waren es schon 63. "Das Jahr geht also gut los", sagt Christoph Weichler. 2014 zählte die Coburger Feuerwehr insgesamt 308 Einsätze (93 Fehlalarme), 2013 waren es 367 Einsätze (99 Fehlalarme).
Ist es für die Kameraden eigentlich leichter, zu einem BMA-Alarm auszurücken als etwa zu einem Wohnhausbrand? Man dürfe den Alarm einer Brandmeldeanlage nicht unterschätzen, sagt Dominik Luther. "Da sind auch knifflige Situationen dabei." Aber beim Brand eines Wohnhauses, wo vielleicht Menschen betroffen sind, "gehen einem schon andere Bilder durch den Kopf. Gerade wenn Kinder in Gefahr sind, ist es eine psychische Herausforderung, einen klaren Kopf zu behalten."