"Liebe auf den ersten Blick"
Autor: Christoph Böger
Neustadt bei Coburg, Freitag, 26. Juni 2020
1977 löste die ungewöhnliche Hochzeit der "Schaders Meta" einen riesen Rummel aus. "Bild" berichtete über den "Jüngling" Harald (21), der eine 66-jährige Millionärin heiratete. Aus dem "Traurigen Mond" wurde der "Lucky Moon".
Der 23. April 1977 war ein ganz besonderer Tag in der Bayerischen Puppenstadt: Die "Schaders Meta" heiratete nämlich den 45 Jahre jüngeren Harald Hofmann. Was für ein Ereignis im beschaulichen Neustadt. Für viele bleibt dieses "Event" unvergessen!
Nicht einmal der Besuch des Bundeskanzlers oder die Hochzeit einer Filmdiva hätte für mehr Wirbel am Fuße des Muppbergs gesorgt. Die Bild-Zeitung schrieb in einem reißerischen Aufmacher: "21-jähriger Jüngling heiratet 66-jährige Millionärin aus Neustadt". Natürlich war Meta keine Millionärin - aber dennoch eine reiche und vor allem sehr stolze Frau.
Der Ansturm war enorm. Rund um das Neustadter Rathaus strömten Massen von Schaulustigen und jubelten dem außergewöhnlichen Paar zu. Polizisten machten Meta und Harald den Weg vom Auto zum Standesamt und später auch wieder zurück unter höchsten Anstrengungen frei.
Im weißen Mercedes
Gestartet waren die beiden von ihrem Gasthaus "Trauriger Mond" in der Eisfelder Straße. In einem weißen, prachtvoll mit vielen Blumen geschmückten Mercedes bahnte sich das Brautpaar im Schneckentempo den Weg in die Innenstadt. Schon am Straßenrand klickten überall die Kameras und die Menschen schrien vor Begeisterung. Der Rummel rund um Meta und Harald war in diesem Moment grenzenlos. Erst recht, als die beiden die breite Treppe am Rathaus hinaufstiegen: "Meta - Du bist und bleibst die Schärfste", schrie einer ihrer Stammgäste aus dem "Traurigen Mond". Er hatte sich einen Platz direkt vor dem "Roten Ochsen" gesichert. Und eine junge Frau grölte aus dem Hintergrund: "Harald ich will ein Kind von Dir". Zu diesem Zeitpunkt hatten Unbekannte längst einen Kinderwagen auf das Dach des Wirtshauses gebracht und dort symbolträchtig befestigt. Der "Traurige Mond" wurde später - dem Anlass entsprechend - natürlich zum "Lucky Moon" umgetauft.
Kinderwagen auf dem "Mond"
Zurück zum Standesamt: Die Neustadter Diva strahlte übers ganze Gesicht: Im beigen Seidenkleid mit bunten Seerosen genoss sie am Arm ihres jungen Gemahlen, der unter dem Sakko ein weißes Hemd mit dunklen Pferden trug, diese Augenblicke. Verständlich, denn es war ja auch ihre aufregendste von insgesamt drei Ehen im bewegten Leben der "Powerfrau".
Schon der Polterabend zwei Tage zuvor bot Jubel, Trubel, Heiterkeit: Ein kaum zu überbietendes Büfett im "Traurigen Mond" und vier Spanferkel wurde den 250 Feiernden geboten. Das Bier floss in Strömen. So wie der Sekt am Hochzeitsnachmittag auf Schloss Neuhof. Dort wurde bis in die Morgenstunden getanzt. Ihre Hochzeitsreise führte Meta und Harald später an die Côte d'Azur.
Kennengelernt hatte sich das ungleiche Paar im Coburger Kongresshaus während des Gastronomenballs. Sowohl die Braut als auch der Bräutigam sprachen damals von "Liebe auf den ersten Blick". Allen Neustadter Unkenrufen zum Trotz funktionierte die Ehe einige Jahre ganz gut. Natürlich blieb, wie wohl in vielen anderen Ehen auch, die eine oder andere Eskapade des "Jünglings" nicht aus. Metas lebenslustiger Ehemann war schließlich beruflich viel auswärts beschäftigt.