Letztes Baggern der Coburger Parteien um die Wählergunst
Autor: Simone Bastian
Coburg, Donnerstag, 13. März 2014
In den Tagen vor der Wahl ziehen einige Gruppierungen noch mal alle Register - auch, wenn sie in der Coburger Innenstadt zum Schrubber greifen müssen.
Die einen setzen auf Pressemitteilungen, die anderen aufs Internet. Aber gemeinsam ist ihnen allen, dass sie bis zum Schluss die Wähler erreichen wollen. Die einen tun's direkt, indem sie die Zeitungen auffordern, doch noch mal eine Zusammenfassung ihres Programms zu drucken, die anderen indirekt, indem sie die Briefe, die sie verschicken, den Zeitungen zur Kenntnis geben. Hauptsache, der Wähler merkt, dass die Parteien was tun!
Schrubben für Stimmen
Doch nicht alles ist erlaubt, um die Wähler zu erreichen. Die Bodenwerbung in der Fußgängerzone musste wieder weggeschrubbt werden. Die Jungen Coburger hatten ihren "Platzhirsch" mit Sprühkreide aufs Pflaster gebannt. Doch einige Bürger hätten sich "über die smarte Werbeaktion mokiert", teilte Catrin Brückner im Namen der Wählergruppe mit. Deshalb habe das Ordnungsamt die JC aufgefordert, die Logos zu entfernen.
Montag Goldbergsee, Mittwoch Güterbahnhof
Vielleicht hatten sich die früheren Freien Wähler, die nun unter Pro Coburg firmieren, weil sei keine Partei sein wollen, bei ihren anderen Wahlkampfaktionen verausgabt. Am Montag wurden die Kandidaten am Goldbergsee zusammengetrommelt und am Mittwoch am Güterbahnhof. Dort sollten sie zeigen, "was man sofort am Güterbahnhof tun kann, nämlich aufräumen, die Ruinen abbrechen, Wege ertüchtigen und Parkplätze schaffen", teilte hinterher Jürgen Heeb mit, der Spitzenkandidat. Da war ein Bagger in Position gebracht, und die Kandidaten rückten werbewirksam in Warnwesten und Bauhelmen an.
Viele Ideen für den Güterbahnhof
Diese angedeutete Räumaktion solle den Planungen weder vorgreifen noch die Umgestaltung behindern, "sondern diese Flächen, die bereits im Besitz der Stadt Coburg sind, sofort nutzbar machen". Parkplätze würden zum Beispiel gebraucht, sagt Heeb, zum Beispiel für die Studenten der Hochschule. "Dazu sind nur ein paar Ladungen Schotter nötig." Die Bahnbrücke über die Itz, die zum SÜC-Gelände führte, könne "eventuell" als Fußgängerbrücke genutzt werden, die noch nicht verfallenen Gebäude "wie die ehemalige Stückgut-Halle" gäben nach baulicher Sicherung eine "Party-Location" ab.
Auf jeden Fall, so Heebs Urteil, gebe das Gebiet kein einladendes Bild für die im Weichengereuth vorbeifahrende Besucher ab. Die sollten dann wenigstens ein Großplakat oder Transparent sehen, auf dem "Investoren gesucht - hier entsteht das Band der Wissenschaft" steht. Genau genommen lautet der Planungstitel "Band der Wissenschaft, Technik und Design", Heeb macht "Band der Wissenschaft aus Hochschule, Wirtschaft und Handel" draus - mal sehen, was es am Ende wird, wenn die Zusammensetzung des Stadtrats feststeht.
Kein Kandidat, kein Forum
Für den Posten des Oberbürgermeisters bewerben sich sieben Kandidaten, aber insgesamt neun Listen konkurrieren um die 40 Stadtratsmandate. ÖDP und Junge Coburger (JC) haben jedoch auf eigene OB-Kandidaten verzichtet. Zumindest die JC fühlen sich nun ein winziges Bisschen benachteiligt. "Anders als die Gruppierungen mit OB-Kandidaten konnten wir in der Presse unsere Standpunkte bislang nicht in einer Form darstellen, durch die der Leser hätte erkennen können, was unsere wichtigsten Ziele sind", schreibt Kurt Knoch, der Vorsitzende der JC.
Unter anderem fordern die JC "einen zielgerichteten Dialog der Stadtspitze mit heimischen Unternehmen zur Schaffung attraktiver Arbeitsplätze". "Aufwertung der Itzauen und streckenweise Offenlegung des Hahnflusses" lauten weitere Stichworte.
Der "weitere konsequente Ausbau des Glasfaser-Internets", vom altvorderen Stadtrat in die Wege geleitet, ist eine weitere Forderung. "Zur Förderung von familienfreundlichen Home-Office-Arbeitsplätzen", wie die Jungen Coburger schreiben. "Zudem soll zur Förderung der Familien langfristig die Schülerbeförderung kostenfrei gestellt werden - unabhängig von der Entfernung zur Schule." Damit Coburg "eine richtige Hochschul- und Studentenstadt" wird, sollte nach Meinung der JC unter anderem ein innerstädtisches Studentenwohnviertel im Bereich Steinweg / Lohgraben / Hindenburgstraße geschaffen werden.