Leiter der Coburger Caritas-Sozialstation sieht Verbesserungen in der Pflege
Autor: Helke Renner
Coburg, Mittwoch, 15. April 2015
Eine Reihe von Neuerungen bringt Vorteile für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen. Vieles ist für den Laien aber schwer durchschaubar. Dazu braucht es eine fachliche Beratung.
"Wir sind immer noch nicht begeistert, aber es sind vernünftige Verbesserungen", sagt Norbert Hartz, Leiter der Caritas-Sozialstation, und meint damit die in seinen Augen gravierenden Veränderungen, die es bei der Pflegeversicherung seit Anfang dieses Jahres gibt. Weil die Zahl der Demenzerkrankten immer mehr ansteigt und diese Menschen auch einen Pflegebedarf haben, wurde vor zwei Jahren eine neue Pflegestufe eingeführt: die Stufe 0. Was wie ein Paradoxon anmutet, erläutert Norbert Hartz so: "Die an Demenz Erkrankten haben in der Regel einen geringeren Pflegebedarf, als ihn die Stufe 1 beinhaltet. Es gibt auch andere Pflegebedürftige, die noch darunter liegen. Für all diejenigen gibt es nun die Stufe 0."
Wo es bisher bei den Leistungen der Pflegekasse nur um körperliche Versorgung ging, können nun auch Sachleistungen fürs Spazierengehen, Vorlesen und anders geartete Förderung abgerufen werden. Neu ist, dass diese Leistungen nicht mehr nur für Demenzerkrankte, sondern auch für andere Menschen mit geringem Pflegebedarf zur Verfügung stehen. "Dieses Betreuungsgeld ist eine große Entlastung für die Angehörigen", sagt Norbert Hartz. Genutzt werden können diese Leistungen für eine Einzelbetreuung zu Hause, aber auch für eine Gruppenbetreuung in einer Sozialstation. Beim Caritasverband zum Beispiel gibt es zweimal in der Woche solche Treffen, die die Teilnehmer gemeinsam gestalten. "Sie singen, machen Sitztänze, kognitive Übungen oder gehen zusammen raus." Nachdem die Neuerungen in der Pflegeversicherung nun in Kraft getreten sind, werde womöglich noch eine weitere Gruppe eingerichtet, kündigt Norbert Hartz an.
Sollte ein Angehöriger sich für einen gewissen Zeitraum aus Pflege und Betreuung herausnehmen müssen oder wollen, weil er selbst zum Arzt muss, andere Besorgungen zu erledigen hat oder in Urlaub fahren möchte, dann kann er eine sogenannte Verhinderungspflege tage- oder stundenweise beanspruchen. "Dafür wurde der Zeitraum, der hier jährlich genutzt werden kann, erweitert. Und es gibt mehr Zuwendungen für die Sachleistungen - maximal 1612 Euro im Jahr." Der gleiche Satz gilt für die Kurzzeitpflege im Pflegeheim. Sie kann maximal vier Wochen pro Jahr in Anspruch genommen werden. Neu ist, dass die Hälfte des Betrages für eine Kurzzeitpflege auch auf die Verhinderungspflege angerechnet werden kann.
Gestärkt wurde nach den Worten von Norbert Hartz die Tages- und Nachtpflege. Auch dort gebe es mehr Geld für die Leistungen. "Die Sätze wurden fast verdoppelt. Damit wird die häusliche Pflege gestärkt." Über all die Neuerungen wird der Leiter der Caritas-Sozialstation am "Tag der offenen Tür", Samstag, 18. April, im Seniorenheim St. Josef, Kükenthalstraße 19, referieren. Dort wartet er auch mit konkreten Zahlen auf, und es wird die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen. Dennoch: "Pflege ist sehr komplex. Dafür ist eine Beratung dringend erforderlich - zum Beispiel bei den örtlichen Sozialstationen, aber auch beim Pflegestützpunkt im Bürglaßschlösschen."